Rapid-Coach Stöger in Tirol: Verspottet, verehrt und mit Steinen beworfen

Das erste Pflichtspiel als Rapid-Trainer auf österreichischem Boden führt Peter Stöger an eine alte Wirkungsstätte. Das Cup-Duell mit Drittligist Wacker Innsbruck vor 15.700 Fans lässt Erinnerungen wachwerden an eine Zeit, in der Tirol noch zu den Top-Adressen im österreichischen Fußball zählte.
Rapid-Coach Peter Stöger und Tirol – das ist eine ungewöhnliche Beziehung. Als Spieler wurde er einst im Tivolistadion verspottet, dann verehrt und schließlich verteufelt.
Er wurde mit Steinen beworfen, um Jahrzehnte später ausgerechnet in Tirol den Grundstein für ein Zuhause in der Trainerpension zu legen. Aber alles der Reihe nach.

Wiener hatten traditionell einen schweren Stand am Tivoli. Die alte Rivalität Hauptstadt gegen Provinz wurde auf den Tribünen ausgelebt und neben Andreas Ogris war vor allem Peter Stöger der Hauptadressat der Innsbrucker Schmährufe.
Eine angedachte Verpflichtung von Ogris war einmal an den Protesten der aufgebrachten Anhänger gescheitert. Als Peter Stöger aber im Sommer 1994 beim FC Tirol anheuerte, vermittelt vom amtsbekannten Walter "Wo woar mei Leistung" Meischberger, wurde aus dem Buhmann in Windeseile ein Liebling.
Der Austrianer war einer der Königstransfers im Sommer 1994, als in Tirol für kurze Zeit das Geld abgeschafft war und rund um Trainer Hans Krankl das Dream-Team ins Leben gerufen wurde.
Es war ein Schlaraffenland ohne Fundament, wie sich mit der Verhaftung des Präsidenten und Finanzgurus Klaus Mair rasch herausstellte. Das Bargeld wurde damals in Koffern herumgereicht – Stöger, aber auch Krankl und Meischberger mussten deshalb 1997 sogar vor Gericht antanzen.
Das Tiroler Luftschloss
Sportlich wurde Stöger im Herbst 1994 am Tivoli gefeiert, weil er mit seinem Tor beim 2:0-Erfolg gegen La Coruna die Tür ins Achtelfinale weit geöffnet hatte. Daraus wurde genauso wenig etwas (0:4 im Rückspiel) wie aus den erhofften Titeln mit dem FC Tirol.
Und weil sich das Schlaraffenland als Luftschloss entpuppte und der Klub nach der Verhaftung seines Präsidenten finanziell ums Überleben kämpfte, erlebte das Dream-Team schnell ein böses Erwachen – und Stöger verließ den FC Tirol nach nur einer Saison wieder Richtung Rapid.

In der Fanzeitung "Die Stimme der Kurve" erschien folgender Text über Peter Stöger
Als er mit den Hütteldorfern ins Tivolistadion zurückkehrte, hatten die Innsbrucker Fans für ihn ein riesiges Transparent vorbereitet: „Nur Geld und Stroh machen Stöger froh“.
Siegtor am Tivoli
Die Rache des geschmähten Wieners folgte Jahre später auf dem Fuß: Im April 1998 erzielte Stöger, mittlerweile im Trikot des LASK, im Cup-Viertelfinale in der 90. Minute das entscheidende 1:0. Nach dem Tor sprintete er von der Südtribüne bis zur Nordtribüne und zeigte demonstrativ auf sein Trikot.
„Die haben es verdient, dass sie mich noch einmal so nahe sehen“, meinte er in Richtung der Tiroler Fans.
Damit war die Angelegenheit freilich noch nicht erledigt. Tobende Tiroler Anhänger lauerten dem LASK-Mannschaftsbus bei der Abreise aus Innsbruck auf und schleuderten Steine, Flaschen und sogar Stemmeisen auf die Fenster.
Panik im Bus
„Es ist die Panik ausgebrochen, Gott sei Dank haben wir uns alle instinktiv auf den Boden geworfen und uns unter den Sitzen versteckt“, erzählte Stöger. Die Schäden waren so enorm, dass die Linzer um Mitternacht noch einen neuen Bus organisieren mussten.
Und heute? Heute ist es schwer vorstellbar, dass am Sonntag am Tivoli Schmähgesänge in Richtung Peter Stöger angestimmt werden.
Der 59-Jährige genießt mittlerweile auch in Tirol Kultstatus. Zumal der gebürtige Wiener inzwischen ja auch fast schon als halber Tiroler durchgeht.

Peter Stöger und Ulrike Kriegler
In Vorderlanersbach im hinteren Zillertal haben sich Peter Stöger und seine Frau Ulrike Kriegler ein Haus errichten lassen. Wann immer es die Zeit erlaubt, kommen die leidenschaftlichen Skifahrer nach Tirol.
Der Zweitwohnsitz-Zillertaler Stöger ließ sich auch schon am lokalen Fußballplatz blicken und absolvierte eine Trainingseinheit mit der U14 der SPG Hippach-Finkenberg-Tux.
Peter Stöger kann sich sogar vorstellen, nach dem Karriereende fix ins Zillertal zu übersiedeln. Wie meinte er doch gleich im Branchenmagazin SHK-aktuell, dem er vor einiger Zeit anlässlich der Installation eines Dusch-WCs ein Interview gab:
„Wir haben schnell erkannt, dass dieser Ort zu unserem Kraftplatz wurde. Daher wuchs aus der ursprünglichen Idee einer kleinen Winterbleibe ein ausgewachsenes Hausprojekt. Schließlich soll es künftig unser Hauptwohnsitz sein“
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