Vor Slowakei-Match: Koller beharrt auf alten Tugenden

Teamchef Marcel Koller mit seinem Kapitän Julian Baumgartlinger
Der Teamchef wird auch im Test-Länderspiel gegen die Slowakei keine großen Experimente wagen.

"Zweieinhalb Jahre haben wir dem Team Ideen vermittelt, jetzt sollen wir alles auf den Kopf stellen und locker-flockig grundlegend ändern?" ÖFB-Teamchef Marcel Koller erweist sich vor dem letzten Länderspiel des Jahres, dem Test gegen die Slowakei (Anpfiff: 20:45 Uhr, im kurier.at-Live-Ticker), weiterhin als Anhänger des Konservativismus. Neue Spieler wird er aufs Feld schicken, nicht aber das System überdenken und ändern. "Dafür braucht es Zeit, um diese Dinge einzuüben. Die hatten wir nicht nach dem Irland-Spiel."

Die hätte er vor einem Jahr im Trainingslager in Spanien gehabt, die wäre im Frühjahr vor der EURO vorhanden gewesen. Doch damals wollte Koller das eingespielte System weiterentwickeln und verfeinern. Eine durchaus verständliche Entscheidung zum damaligen Zeitpunkt. "Wir befinden uns in einer schwierigen Phase, in der wir etwas lernen können. Und durch die wir gelassener werden sollten", hofft Koller. Die Zeit wäre reif für Adaptierungen, denn das nächste Qualifikationsspiel steht im März 2017 daheim gegen Moldawien an, auch davor werden die Möglichkeiten begrenzt sein, Neues einzustudieren. Ein Teufelskreis. "In einem Verein ist das etwas anderes als in einem Nationalteam. Wir können uns aber die Sinnfrage stellen: Wollen wir uns hinten reinstellen und die Bälle hoch nach vorne kicken? Oder wollen wir wie bisher Fußball spielen und an unseren Stärken arbeiten?"

Keine Überraschung

Kapitän Julian Baumgartlinger nennt einen konkreten Grund, weshalb man nicht an die Erfolge der EM-Qualifikation herankommt: "Das ist ganz einfach: Wir überraschen nicht mehr. Wir haben uns an ein hohes Level herangearbeitet, und die Gegner sind mittlerweile auf uns bestens vorbereitet. Die Herausforderung für uns ist nun, das hinzubekommen." Und eventuell aufs Neue zu überraschen. Koller: "Im Spiel kann man auf ein oder zwei Positionen etwas verschieben." Doch der Spielraum für große Überraschungen mit grundlegenden Änderungen sei limitiert.

Koller wird auch heute auf Özcan setzen, damit der Goalie mehr Spielpraxis erhält. Lazaro dürfte statt Klein auf der rechten Seite verteidigen, davor soll Harnik für Schwung sorgen. Suttner erhält auf der linken Abwehrseite eine neuerliche Chance, an vorderster Front wird sich Koller wohl Ingolstadts Hinterseer als Janko-Alternative ansehen.

Vor Slowakei-Match: Koller beharrt auf alten Tugenden

Düstere Bilanz

Für den Schweizer hat das heutige Spiel eine große Bedeutung. "Nach einem Jahr, in dem es nicht rund gelaufen ist, wollen wir noch einen guten Auftritt haben, ein gutes Ergebnis erzielen. Das ist ein Sieg." Damit könnte man nebenbei auch die schlechte Statistik aufbessern. Denn auch unter Teamchef Marcel Koller ist die Bilanz in Testspielen negativ. Mit dem Schweizer brachte es das Team in 19 Spielen (16 davon daheim) auf sieben Siege, vier Remis und acht Niederlagen.

Verabschiedet wird Ex-Kapitän Christian Fuchs, der seine Teamkarriere nach der EURO beendete. "Er ist eine tolle Persönlichkeit im österreichischen Fußball", meint Baumgartlinger, Fuchs-Nachfolger in der Kapitäns-Rolle. Kollers Lob ist Fuchs gewiss: "Ein hervorragender Fußballer und Mensch."

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