ÖFB-Team: Spurensuche wegen eines Seuchenjahres

Marcel Koller: "Wir werden alles dafür tun, um zurückzukommen".
Warum das Nationalteam in der WM-Qualifikation nicht an die Leistung der EM-Qualifikation herankommt.

Drei Siege, zwei Remis und sieben Niederlagen brachte das Länderspieljahr 2016 bislang. Man befinde sich derzeit in einer "schwierigen Phase", gibt Teamchef Marcel Koller zu.

Eine Spurensuche am Ende eines Seuchenjahres.

Selbstverständnis

Was auch immer die Spieler versuchen, es geht nicht mehr so leicht vom Fuß wie in der EM-Qualifikation. Nur phasenweise ist man imstande, das gewohnte Kombinationsspiel aufzuziehen wie in den ersten zehn Minuten gegen Irland. Teilweise fehlt es an der nötigen Bewegung, teilweise findet diese auf falschen Laufwegen statt. Oft weiß man nicht, wie man den Gegner knacken kann.

Spielglück

Fortuna war während der EM-Qualifikation ein ständiger Mitspieler, es sei an die 1:0-Siege über Russland (gleich zwei Mal) und Montenegro sowie das hart umkämpfte 2:1 in Moldawien erinnert. Kippten die Spiele damals zu Österreichs Gunsten, so erfolgt nun der Schwenk in die andere Richtung. Ein Spiel wie gegen Irland hätte Österreich in der Form der EM-Qualifikation gewonnen. Wahrscheinlich knapp, aber doch.

Effizienz

"Wer auf diesem Level etwas erreichen möchte, der muss die Chancen besser nutzen", gesteht Kapitän Julian Baumgartlinger. Österreich machte auf dem Weg nach Frankreich aus wenigen Chancen sehr viele entscheidende Tore. An Möglichkeiten mangelt es auch jetzt nicht, es gelingt jedoch nicht, mit einem Treffer den Spielverlauf zu eigenen Gunsten zu lenken. Was wäre gewesen, wenn Sabitzers Ball nicht an die Latte gegangen wäre? Koller: "Wenn er getroffen hätte, hätten wir mehr Räume bekommen."

Verwundbarkeit

Österreich war gegen Irland nicht effizient. Gegen Georgien traf man zwei Mal und sicherte sich mit Glück noch drei Punkte mit einem 2:1. Danach gab es gegen Wales und Serbien jeweils wieder zwei österreichische Tore, aber nur einen Punkt. Mit sechs geschossenen Toren nur vier Punkte: Das schaffen derzeit nur die Schotten (fünf davon gelangen gegen Malta). Die Defensivarbeit war von vorne bis hinten mangelhaft. So auch gegen Irland. Der Ballverlust von Wimmer war an der Seitenlinie tief in der irischen Hälfte. Danach spielten die Iren mit nur zwei guten Pässen durch die rudimentär vorhandene österreichische Defensive. "Es darf nicht passieren, dass wir links vorne den Ball verlieren und rechts hinten ein Tor bekommen", meinte Koller.

Standardsituationen

Eckbälle und Freistöße sind derzeit keine Waffen, weil sie vor allem von David Alaba schlecht ausgeführt werden. In der Defensive wiederum beschleicht einen bei vielen Standards des Gegners ein mulmiges Gefühl.

Variables System (Plan B)

Teamchef Koller hält seit jeher an einem System fest. Dank dieser Beharrlichkeit ließ sich etwas aufbauen, weil die Spieler dadurch zunehmend an Sicherheit gewannen. Im Vorfeld der EM entschied sich Koller, das bestehende System weiter zu perfektionieren, anstatt ein zweites nachhaltig auszuprobieren. Eine nachvollziehbare Entscheidung, die jedoch bei der EM und nun auch bei der bisherigen WM-Qualifikation keine Früchte trug. Vielleicht ist jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen, um Neues zu versuchen.

Sportdirektor

In sportlichen Belangen kann und soll lediglich Willi Ruttensteiner mit dem Teamchef diskutieren, analysieren, oder ihn auch overrulen. Es liegt nun am Sportdirektor, der in der Hierarchie über dem Teamchef steht, Koller Alternativen schmackhaft zu machen oder ihn eventuell auch davon zu überzeugen.

Rechnereien

Genau genommen ist es müßig, die österreichischen Chancen auf eine WM-Teilnahme zu berechnen, zu sehr sind sie nach dem Samstag-Spiel gesunken. Zum Vergleich: Alle Zweitplatzierten der vergangenen EM-Qualifikation hatten zumindest 20 Punkte erreicht. Österreich müsste nun schon alle sechs ausstehenden Spiele gewinnen, dann käme die Koller-Elf auf 22 Zähler, was – vielleicht – für die Play-offs reichen würde.

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