Fußball-Liga in Weißrussland laufen wegen Corona die Fans davon

Fußballspiel zwischen FC Neman und Belshina in der Vysheyshaya Liga.
Russland-Legionär Solotow verglich die Situation mit dem Atomdesaster von Tschernobyl.

Als einziges Land in Europa hält Weißrussland den Fußball am Rollen, der Corona-Krise zum Trotz. Doch immer mehr Fans bleiben aus, und sie werden zum Teil auch von den Klubs dazu aufgerufen. "Bleiben wir zuhause, reduzieren wir die Ansteckungsgefahr, schützen wir uns und unsere Lieben", hieß es etwa in einem Statement von Erstligist Neman Grodno, der am Freitag vor gezählten 253 Zuschauern kickte.

Das 1:1 gegen Schlusslicht Belschina Bobruisk der vierten Runde fand quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, im Schnitt waren in der Vorsaison immerhin 1.500 Zuschauer zu den Heimspielen Grodnos gekommen. Vor Beginn der Freitagspartie hatten die Grodno-Spieler vor leeren Rängen applaudiert - quasi als Ansporn für den Anhang, auch weiterhin zuhause zu bleiben. Die Grodno-Fans hatten erst vor rund zwei Wochen ähnlich wie jene von Schachtjor Soligorsk einen Fanboykott ausgerufen.

Ein Mann mit Maske sitzt auf der Tribüne eines Stadions.

Vysheyshaya Liga - FC Neman v Belshina

Zuschauer sitzen auf den roten Tribünen bei einem Fußballspiel der Vysheyshaya Liga.

Vysheyshaya Liga - FC Neman v Belshina

Fußballspiel zwischen FC Neman und Belshina in der Vysheyshaya Liga.

Vysheyshaya Liga - FC Neman v Belshina

Zuschauer, darunter ein Mädchen mit einer weiß-rot-weißen Flagge, sitzen auf der Tribüne eines Stadions.

Vysheyshaya Liga - FC Neman v Belshina

Fußballspiel zwischen FC Neman und Belshina in der Vysheyshaya Liga.

Vysheyshaya Liga - FC Neman v Belshina

Die Mannschaften von FC Neman und Belshina stehen sich in der Vysheyshaya Liga gegenüber.

Vysheyshaya Liga - FC Neman v Belshina

Zuschauer, einige mit Schals, auf der Tribüne bei einem Fußballspiel.

Vysheyshaya Liga - FC Neman v Belshina

Fußballspieler spielen ein Vysheyshaya Liga Spiel zwischen FC Neman und Belshina.

Vysheyshaya Liga - FC Neman v Belshina

Zwei Frauen in Warnwesten, ein Mann mit Geldscheinen und ein Kind auf einem Bürgersteig.

Vysheyshaya Liga - FC Neman v Belshina

Zwei uniformierte Männer gehen vor der „Arena“-Eingangstür mit den olympischen Ringen vorbei.

Vysheyshaya Liga - FC Neman v Belshina

Ein Mann wird von zwei OMON-Sicherheitsbeamten mit einem Metalldetektor abgetastet.

Vysheyshaya Liga - FC Neman v Belshina

Im TV freilich hat die Liga mehr Zuschauer denn je. Als einer der weltweit noch wenigen spielenden Ligen sicherte sie sich in der Corona-Krise sogar mehrere internationale Fernsehverträge. Grodno-Coach Eduard Gradobojew hilft das aber nur wenig. "Fußball ist für Zuschauer. Natürlich ist das ein Problem", erklärte er.

"Hat sich in 34 Jahren wirklich nichts verändert?"

Harsche Kritik am Weiterlaufen der Liga übte Nikolaj Solotow, ein Weißrusse, der für Ural Jekaterinburg im russischen Oberhaus kickt. In einem Interview mit tribuna.com verglich er die Situation mit jener beim Atomdesaster 1986 in Tschernobyl. Damals versuchte die Sowjetmacht den Ausmaß des Unfalls lange Zeit zu vertuschen. "Niemand weiß wirklich, wie viele Leute krank sind, wo sie sind und wie sie behandelt werden", wurde Solotow zitiert. "Hat sich in 34 Jahren wirklich nichts verändert?"

"Aber was werden wir essen?"

In der von Staatschef Alexander Lukaschneko seit 1994 autoritär geführten Ex-Sowjetrepublik wurden aktuell rund 2.226 Coronavirus-Fälle registriert. 23 coronainfizierte Menschen sind gestorben. Die Zahlen stiegen in dem osteuropäischen Land in den vergangenen Tagen rasant an. Die Führung in Minsk wurde national und international stark kritisiert, weil weiterhin Fußballspiele vor großem Publikum ausgetragen und kaum Maßnahmen zur Eindämmung ergriffen wurden.

Lukaschenko redete das Problem als "Psychose" klein und versuchte zu erklären, warum er nicht auf strikte Quarantänemaßnahmen setzt: Natürlich könne er das, erklärte er am Dienstag vor Funktionären, "aber was werden wir essen?"

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