Und das trägt auch dazu bei, so Philipp Lienhart, dass jeder im Team die nötige Wertschätzung empfindet. „Es ist schön, wenn der Trainer so vielen Spielern das Vertrauen schenkt, das stärkt den Teamgeist“, sagt der Verteidiger.
Der Teamgeist hat Österreich nun zum Gruppensieg geführt. Dabei war seit Tagen nur darüber diskutiert worden, auf wen man als Gruppendritter treffen könnte und wo die Österreicher dann ihr Achtelfinale spielen. Gelsenkirchen oder München standen da zur Auswahl.
An den Gruppensieg hat nicht einmal Rangnick gedacht, der für sein großes Vorstellungsvermögen bekannt ist. „Wenn du weißt, mit welchem Druck wir in das Polen-Spiel gegangen sind, dann ist das unglaublich“, schüttelte der Teamchef den Kopf.
Tatsächlich. Mit einer Niederlage gegen die Polen hätte man nach zwei Spielen ausgeschieden sein können – so, wie es den Polen widerfahren ist. Und jetzt? Rangnick: „Wer darauf getippt hätte, dass wir gewinnen und Frankreich nicht, wäre jetzt reich.“
Die Österreicher allerdings nehmen es ohnehin so, wie es kommt. Egal ob Erster, Zweiter oder Dritter. Demzufolge kann man auch nichts damit anfangen, jetzt als Favorit im Achtelfinale bezeichnet zu werden. „Das ist mehr eine Sache der Medien und interessiert uns nicht“, so Lienhart. Und Marko Arnautovic ergänzte: „Alle, die hier weiterkommen, sind Topnationen. Deshalb würde ich uns nicht als Favorit sehen, weil wir Gruppensieger geworden sind. Im Achtelfinale kann alles passieren.“
Fakt ist jedoch: Vom Gruppensieg kann man sich sehr wohl etwas kaufen. Zeit zum Beispiel. Denn zwischen dem Sieg gegen die Niederlande und dem Achtelfinale am Dienstag um 21 Uhr in Leipzig liegt eine ganze Woche. Und trotzdem wurde am Mittwoch in Berlin schon wieder eine Trainingseinheit angesetzt. Acht Spieler und zwei Torhüter, also jene, die nur kurz oder gar nicht zum Einsatz gekommen waren, trainierten auf dem Platz. Der Rest blieb für ein Regenerationstraining im Hotel.
Die Beine hochlegen können die Spieler am Donnerstag. Rangnick gab der Mannschaft frei, die Spieler können mehr oder weniger tun und lassen, was sie wollen und müssen erst am Abend wieder erscheinen. Am Freitag geht es los mit der Vorbereitung auf das Achtelfinale. Wer da der Gegner sein wird, sollte sich noch am Mittwochabend entscheiden.
Eine gemütliche Fahrt
Um am 2. Juli frische Beine zu haben, helfen auch die kurzen Wege, die man sich durch den Gruppensieg selbst verdient hat. Vom Mannschaftshotel in Berlin bis zum Stadion in Leipzig sind es nicht mehr als 175 Kilometer – zwei gemütliche Stunden mit dem Mannschaftsbus.
Und wenn man noch weiter blickt, wird es noch angenehmer. Denn im Falle eines Sieges hätten die Österreicher wieder „Heimvorteil“. Im Viertelfinale würde man wieder in Berlin spielen, sieben Kilometer vom Mannschaftshotel entfernt. Doch so weit wollen die Österreicher noch nicht blicken. Die Frage, ob man nun Europameister werden könne, stellte ein beeindruckter Journalist aus der Schweiz. Sabitzer: „Wir haben die Qualität, dass wir jeden schlagen können. Aber es wird ein harter Weg.“
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