Wer frische Beine und einen klaren Kopf haben will, muss zwischendurch auf andere Gedanken kommen. Vor allem bei dem, was jetzt noch kommen soll. Schon allein die Vorbereitung auf das Achtelfinale hat es in sich.
Verantwortlich dafür sind jene Herren, die Ralf Rangnick in sein Trainerteam berufen hat, als er vor zwei Jahren nach Österreich kam. Neben Tormanntrainer Michael Gspurning, Athletik-Trainer Gerhard Zallinger und Reha-Trainer Martin Hämmerle gibt es vier Herren, die neben dem Teamchef noch für die taktische Ausrichtung verantwortlich sind.
Phasen des Spiels
Um Fußballspiele nicht nur besser analysieren zu können, sondern auch dementsprechend strukturiert zu trainieren, wurde das Spiel schon vor vielen Jahren in vier Phasen aufgegliedert. Dem Vernehmen nach zu allererst von der niederländischen Trainerikone Louis van Gaal, übernommen wurde es jedenfalls weltweit.
Demzufolge trennte Van Gaal das Spiel in ...
- ... den eigenen (stabilen) Ballbesitz,
- ... das Umschalten in die Defensive nach Ballverlusten,
- ... das Umschalten nach Ballgewinnen, früher klassisch „kontern“ genannt,
- ... sowie das Spiel gegen den Ball. Als fünfte Phase wurden später die Standardsituationen ergänzt.
Österreichs Team nimmt am Freitag wieder das Training auf und hat bis zum Spiel am Dienstag in Leipzig vier Einheiten. Vier Trainings, die nach den Phasen des Spiels gestaltet werden.
Zum Auftakt wird am Freitag die Königsdisziplin geübt: Das Spiel im eigenen Ballbesitz, das vor allem immer dann in den Fokus gerät, wenn man einen Gegner erwartet, der sich gerne zurückzieht und auf Konter spielt.
Diesbezügliche Prognosen können aber immer auch trügerisch sein. Wer hätte etwa erwartet, dass die Österreicher nicht nur gegen Polen, (55 %) sondern auch gegen Frankreich (52 %) und die Niederlande (51 %) öfters am Ball sind, als ihre Gegner.
Im Trainerteam des ÖFB ist Onur Cinel der Experte für den eigenen Ballbesitz. Der Deutsche studiert zunächst mittels Videos, wie sich der Gegner in der Defensive verhält und entwickelt daraufhin einen Plan, wie die jeweilige Abwehr zu knacken sein könnte. Dieser wird natürlich im Trainerteam diskutiert, bei etwaigen inhaltlichen Differenzen hat der Teamchef das letzte Wort. Nach einer kurzen, etwa zehn- bis 20-minütigen Videoanalyse im Hotel geht es auf den Trainingsplatz, wo das Besprochene mittels Spielformen geübt wird.
Umschalten & Pressing
Nach dem gleichen Schema verhält es sich auch, wenn etwa am Samstag das Umschaltspiel in beide Richtungen trainiert wird und auch am Sonntag, wenn es zum Üben des Pressings – also des Spieles gegen den Ball – kommt. Lars Kornetka wird dabei als Experte studieren, wie in dem Fall die Türken ihren Spielaufbau gestalten und eine Strategie entwickeln, wie man den Gegner dann dabei „anläuft“, um früh zu stören und den Ball möglichst nahe am gegnerischen Tor zu erobern. Im Grunde hält sich das ÖFB-Team dabei immer an die seit zwei Jahren unter Rangnick erarbeiteten Automatismen. Unterschiede gibt es etwa dann, wenn ein Gegner wie zuletzt Polen mit einer Dreierkette agiert.
Peter Perchtold ist jener Mann, der dann am Montag beim kürzeren, aber intensiven Abschlusstraining das Üben der Standardsituationen leiten wird.
Am Dienstag um 21 Uhr geht es dann ans Eingemachte. Was soll bei so viel Übung schon schiefgehen?
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