Manchester Citys Irrfahrt auf dem Scheich-Weg

Schräg: ManCity hat viel Geld, dafür aber recht wenig Erfolg.
Der Champions-League-Semifinalist schwimmt zwar im Geld, badet aber deshalb nicht im Erfolg.

Der FC Liverpool? Der hat seine Fans, seine Tragödien und die bekannte Hymne You’ll never walk alone. Manchester United? Ist bekannt für Titel, Triumphe und sein Stadion, das berühmte Theatre of Dreams.

Und Manchester City?

Manchester City steht vor allem für eines: Für Geld. Seit einigen Jahren hat der Klub dermaßen viel davon, dass es den zweifelhaften Ruf gleich gratis dazugab. Ein "Luxusteam ohne Seele" wird City gerne genannt seit Scheich Mansour bin Zayed al-Nahyan bei den Citizens am Ball ist und mit Milliarden-Investitionen versucht, den Traum vom Champions League-Sieg Wirklichkeit werden zu lassen.

So nah wie in diesem Jahr war City diesem Triumph freilich noch nie, erstmals steht das Team im Semifinale, in dem am Dienstag der zehnfache Champion Real Madrid wartet (live auf SRF2 und Sky Sport).

Wer nach den Kultvereinen aus dem Mutterland des Fußballs fragt, der kriegt nur selten den Namen Manchester City zu hören. Dabei hätte der Klub in seiner Historie durchaus einige Geschichten geschrieben. So ist zum Beispiel keinem anderen Verein in England das Kunststück gelungen, jemals als Meister abzusteigen (1938). Und dass eine Mannschaft in einer Saison mehr als 100 Tore erzielt, aber auch 100 kassiert, wie es City etwa im Spieljahr 1957/’58 passiert ist (Torverhältnis 104:100), dürfte im Fußball wohl auch einmalig sein.

Bescheidener Ertrag

Trotzdem kommen dem Fußballfan bei Manchester City vorrangig einmal sündteure Spieler und aberwitzige Transfers in den Sinn. Entstanden ist daraus ein Ensemble, das zwar aus überragenden Individualisten gebildet wird, das sich aber nur allzu selten als homogene Einheit präsentiert hat. Zwei Meistertitel (2012, 2014) sind ein dürftiger Ertrag für eine Milliarde Euro, die Scheich Mansour seit 2008 für neue Spieler springen ließ. Dass man nicht unbedingt Milliarden investieren muss, um die Premier League zu gewinnen, das beweist das Sensationsteam von Leicester City gerade recht eindrucksvoll.

Es passt ins Bild, dass Juan Mata, spanischer Star vom Stadtrivalen ManUnited, erst dieser Tage die Gagen-(Un-)kultur anprangert, die im englischen Fußball vorherrscht. "Verglichen mit dem Rest der Gesellschaft, verdienen wir irrwitzige Beträge."

Ein Landsmann von Mata wird bald alle finanziellen Grenzen noch weiter sprengen. Die Verpflichtung von Pep Guardiola ist City angeblich 25 Millionen Euro wert – im Jahr. Der Starcoach soll ab Sommer das zu Ende bringen, was bisher noch kein Trainer je richtig angefangen hat: Ein Team aus Stars und Talenten aus der eigenen Luxus-Jugendakademie (250 Millionen Euro Baukosten) zu formen, das auch international konkurrenzfähig ist.

Wenn’s blöd läuft, startet Guardiola dann mit einer ähnlichen Hypothek wie vor drei Jahren beim damaligen Triple-Sieger Bayern. Der aktuelle City-Coach Manuel Pellegrini ist nämlich nicht gewillt, Guardiola die Lorbeeren einfahren zu lassen. "Für mich als Trainer wäre es sehr wichtig, die Champions League zu gewinnen", sagt der Chilene. "Weil es hier vorher niemand geschafft hat."

Manchester Citys Irrfahrt auf dem Scheich-Weg

Real Madrid steht zum sechsten Mal in Folge im Halbfinale der Champions League. Vier Mal kam das Aus, ein Mal stemmte man am Ende den "Henkelpott". Real machte sich zuletzt Sorgen um die Fitness ihres Superstars Cristiano Ronaldo, der das Meisterschaftsspiel bei Rayo Vallecano wegen einer Muskelüberlastung im rechten Oberschenkel verpasst hatte. In Manchester soll der 31-jährige Portugiese, der die Champions-League-Torschützenliste mit 16 Saisontreffern anführt, aber wieder in der Startelf der "Königlichen" stehen und die entscheidenden Akzente setzen.

Nicht nur deshalb sind für City-Trainer Manuel Pellegrini die Rollen klar verteilt. "Real ist allein aufgrund des Namens und seiner Geschichte Favorit", betonte der Chilene. "Wir müssen vor allem Konter vermeiden, denn da bestrafen sie Fehler des Gegners."

Real will in Manchester den Grundstein für den 14. Finaleinzug legen. "Undecima", der elfte Triumph, ist das erklärte Ziel . "Die Champions League bedeutet alles für den Klub", so Trainer Zinedine Zidane.

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