Neuer Rekord: Weshalb Österreichs Vereine vermehrt auf Leihspieler setzen

Neuer Rekord: Weshalb Österreichs Vereine vermehrt auf Leihspieler setzen
Während einige Vereine gezielt auf Leihgeschäfte setzen, verzichten andere komplett darauf. Ein Blick auf die Hintergründe des Leihspieler-Trends.

Ercan Kara, Kjell Scherpen, Maurice Malone, Janis Blaswich, Marlon Mustapha oder Tio Cipot – auf den ersten Blick haben diese Spieler nicht viel gemeinsam. Doch in Wahrheit eint sie eine entscheidende Tatsache: Sie alle sind Leihspieler.

In der Saison 2024/’25 verzeichnet die österreichische Bundesliga insgesamt 48 Leihprofis – ein neuer Rekord.

Besonders aktiv auf dem Leihmarkt war Hartberg: Gleich neun Spieler wechselten per Leihe zum Team aus der Oststeiermark. Drei von ihnen – Aaron Sky-Schwarz, Onurhan Babuscu und Charlie Osborne – kehrten jedoch bereits wieder zu ihren Stammvereinen zurück oder wurden weiterverliehen. Am anderen Ende der Leihspieler-Tabelle steht der WAC, der als einziger Klub in dieser Saison gänzlich auf Leihspieler verzichtet.

Doch warum setzen Österreichs Bundesligisten immer stärker auf Leihgeschäfte? Die Gründe sind vielfältig:

Finanzielle Flexibilität

In der modernen Fußballwirtschaft spielt finanzielle Flexibilität eine immer größere Rolle. Leihgeschäfte ermöglichen es, kurzfristig Kaderlücken zu schließen, ohne langfristige finanzielle Verpflichtungen einzugehen. Besonders bei begrenztem Budget ist dies ein entscheidender Vorteil, da Spieler finanziert werden können, die für einen festen Transfer zu teuer wären. Zudem übernehmen oft die abgebenden Vereine einen Teil des Gehalts, wodurch sich das finanzielle Risiko weiter reduziert.

Gleichzeitig behalten sich viele Vereine eine Kaufoption vor, um den Spieler bei einer positiven Entwicklung dauerhaft zu verpflichten. Bei einem Optionseinbau wird allerdings die Leihe oft teurer.

Geringeres Risiko

Jeder Transfer birgt Unsicherheiten: Passt der Spieler ins Team? Kommt er mit der Spielweise zurecht? Bleibt er verletzungsfrei? Eine Verpflichtung auf Leihbasis reduziert dieses Risiko erheblich. 

Falls er nicht die erwartete Leistung bringt, endet das Engagement einfach mit der Leihdauer – ohne finanzielle Verluste durch langfristige Verträge und damit teure Fehlinvestitionen.

Attraktivität für Spieler 

Auch für die Spieler selbst sind Leihen oft eine willkommene Möglichkeit. Gerade junge Talente großer Vereine, die sich noch nicht im Stammkader etablieren konnten, können wertvolle Spielpraxis sammeln.

Doch nicht nur Nachwuchshoffnungen nutzen diese Option – auch erfahrene Profis, die beim Stammklub keine Rolle mehr spielen, erhalten so die Chance auf einen Neustart. Eine Leihe kann Karrieren wiederbeleben und Türen für die Zukunft öffnen.

Schnelle Kaderanpassung

Verletzungen, taktische Umstellungen oder plötzliche Abgänge können Vereine vor akute Herausforderungen stellen. Leihspieler bieten hier eine flexible Lösung, um den Kader kurzfristig zu verstärken, ohne sich langfristig finanziell zu binden. Besonders im Winter-Transferfenster sind Leihen oft die einzige Möglichkeit, um schnell auf Veränderungen zu reagieren.

Netzwerke stärken

Viele Vereine pflegen enge Kooperationen mit internationalen Klubs, um Talente gezielt zu fördern. Solche Partnerschaften sind für beide Seiten vorteilhaft: Der Leihklub erhält vielversprechende Spieler, der abgebende Verein sichert seinen Talenten wertvolle Spielzeit auf hohem Niveau. 

Langfristig können solche Netzwerke dazu führen, dass ein Klub als Sprungbrett für vielversprechende Talente etabliert wird. National hat Salzburg jahrelang mehr als die Hälfte der Liga mit verliehenen Talenten versorgt.

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