Stephan Helm: „Die Austria ist positiv verrückt“

Die Wiener Austria liegt auf Platz zwei, vielleicht die größte Überraschung der bisherigen Saison. Acht Siege feierten die Violetten in Folge, die Meistergruppe ist zum Greifen nahe. Stephan Helm wäre nicht er selbst, würde er die Erfolge nicht relativieren und objektiv auf den Zustand seiner Mannschaft blicken. Der Burgenländer hält an dem schrittweisen Prozess fest, den er mit den Veilchen verfolgt.
KURIER: Haben Sie schon einmal acht Siege in Serie gefeiert?
Stephan Helm: Ich habe jetzt nicht alle meine Serien im Kopf, aber auf diesem Niveau sicher nicht. Als Cheftrainer der Austria diese acht Erfolge feiern zu dürfen, ist schon etwas Besonderes.
Ist die Austria das zweitbeste Team Österreichs?
Nach 16 Runden ja, es ist eine sehr gute Momentaufnahme. Trotzdem muss man realistisch bleiben, wir haben noch Sturm, Salzburg, Rapid, den LASK, auch den WAC. Die Liga ist extrem ausgeglichen.
Hätten Sie gedacht, dass es dermaßen gut laufen kann?
Es ist schon außergewöhnlich gut gelaufen. Von Beginn weg habe ich viel Potenzial in der Mannschaft gesehen. Dass es so gut läuft, war nicht absehbar.
Kritiker meinten, in dieser Phase hat die Austria nicht gegen Top-Teams gespielt.
Das finde ich unfair, vor allem gegenüber der anderen Teams. In der Liga sind die Mannschaften eng beisammen. Gerade deswegen braucht man klare Abläufe, um knappe Spiele für sich zu entscheiden.
Was fehlt der Austria noch?
Zu Recht haben wir eine Euphorie. Aber wir haben in allen Spielphasen noch sehr viel Luft nach oben. Wir können viel genauer werden, die Spieler sind sich dessen bewusst. Daran werden wir im Winter arbeiten.
Sie verfügen über einen guten Kader. Könnten nicht noch mehr junge Talente aus den eigenen Reihen zum Zug kommen?
Wichtig ist zunächst, dass man eine schlagkräftige Mannschaft hat. Bei Austria Wien ist die Erwartungshaltung hoch, die man erst einmal erfüllen muss. Es ist für junge Spieler zudem einfacher, in eine stabile Mannschaft hinein zu rutschen. Wir haben diese Spieler, manche sind verkauft worden, andere haben sich verletzt. Da hast du dann nicht gleich die nächsten fünf Talente, die ante portas stehen. Ein Florian Wustinger kommt wieder retour, ein Philipp Maybach hat schon aufgezeigt. Wir haben schon ein Auge auf unsere Eigengewächse.
Das Erreichen der Top 6 war ursprünglich das Ziel. Setzt man sich jetzt neue?
Das erste Etappenziel ist die Meistergruppe, dafür haben wir die Basis gelegt. Wenn wir das erste Ziel erreichen, können wir uns weitere Gedanken machen.
Die Punkteteilung kommt der Austria nicht gelegen.
Der Modus sorgt für Spannung, das ist in Ordnung. Allerdings hat man während der Saison kaum eine Phase, in der man Dinge ausgiebig entwickeln kann. Man wird ständig in eine neue Situation geworfen, was schon sehr herausfordernd ist. Wenn es zählt, muss man eben funktionieren.
Hinter den Kulissen war der Herbst turbulent. Mit dem Stadionverkauf sieht es rosiger aus. Wie haben Sie das wahrgenommen?
Ich möchte erwähnen, dass Jürgen Werner und Manuel Ortlechner für ein extrem ruhiges Umfeld gesorgt haben. Ich war auch bei Grasshopper Zürich, da war das ganz anders.
Sport Talk mit Stephan Helm
Ist die Austria ein verrückter Klub?
Positiv verrückt. Man merkt, wie groß die Strahlkraft der Austria ist. Wenn eine gewisse Enttäuschung kommt, ist auch da die Wucht eine andere. Man muss nur aufpassen, damit das immer in die richtige Richtung gelenkt wird.
Manche meinen, die Austria sei reif für den Titel.
Sturm, Salzburg, Rapid und LASK sind mit ihren Mitteln über uns zu stellen.
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