Bayern-Coach Kompany: Flüchtlingskind, Philosoph, Gipfelstürmer
„Was sollen denn Menschen tun? Aufgeben? Aufhören wegen der Meinung anderer? In der Welt, in der wir leben, lasst uns Menschen ermutigen, erfolgreich zu sein, Grenzen zu überschreiten.“
Vincent Kompany holte zu einem philosophischen Monolog aus, als er kürzlich gefragt wurde, was er über jene denkt, die bei seiner Verpflichtung meinten, der FC Bayern sei ihm zu groß. Mit 0,001 Prozent bezifferte er die Wahrscheinlichkeit, dass aus dem Kind eines Flüchtlings aus dem Kongo in der neuen Heimat Brüssel etwas werden würde.
Kompany habe gelernt immer weiter zu machen, egal ob er scheiterte, oder Erfolg hatte. „Jedes Mal, wenn du es probierst, wirst du stärker.“ Wenn man es nicht probiert, dann eben nicht.
Jetzt probiert er es wieder. Er zweifelte keine Sekunde daran, das Angebot des großen FC Bayern anzunehmen. Der 38-jährige Belgier war bis zum Sommer Trainer des FC Burnley in England, wo er als Spieler ein Star war. Von 2008 bis 2019 verteidigte er bei Manchester City, insgesamt spielte er zwölf Saisonen bei RSC Anderlecht, HSV und ManCity in der Champions League.
Aus dem Flüchtlingskind ist ein Star geworden.
Als Trainer war seine junge Karriere noch wenig glanzvoll, doch in München bringt Kompany die Augen der Fans zum Funkeln. Vier Spiele, vier Siege, 16:3 Tore lautet die Bilanz in der Bundesliga. Mit einem 9:2 gegen Dinamo Zagreb startete Bayern in die Champions League, auch im Cup schaffte das Team den Aufstieg.
Schon werden in Deutschland Vergleiche angestellt. Ist Kompany der neue Alonso? Ist die Vorsaison mit Rang 3 hinter Alonsos Leverkusener und hinter dem VfB Stuttgart schon vergessen?
Das Duell mit Alonso ist ein ganz besonderes
Ob der Jung-Trainer Kompany den Bayern tatsächlich zu alter Stärke verhelfen kann, das wird der Samstag-Schlager gegen Meister und Pokal-Sieger Leverkusen (18.30 Uhr, Sky) zeigen. Für Kompany nicht nur im Kampf um drei Punkte und die Meisterschaft ein besonderes Duell, sondern auch deshalb, weil Alonso der absolute Wunschtrainer der Münchner gewesen war. Seit dem 4:0 am 30. September 2022 konnten die Bayern gegen Leverkusen nicht mehr gewinnen. Ein Remis und zwei Niederlagen - zuletzt das deutliche 0:3 im Februar - waren die Resultate der unterschiedlichen Entwicklungen der beiden Mannschaften.
Bei den Bayern fällt auf, dass Kompany mutige Entscheidungen trifft. Mit fünf Offensiv-Spielern gleichzeitig in der Startelf begann er die Saison. Minjae Kim und Dayot Upamecano waren eine Zwei-Mann-Abwehr. Sportvorstand Maximilian Eberl sagte zufrieden: „Ich finde es schön, wenn du einen Trainer hast, der Dinge probiert und versucht, offensiv zu agieren.“
Die Erfolge machen sein Team immer stärker, meinte Kompany selbst. „Mit jedem Sieg machen wir einen Schritt. Wir wollen immer das perfekte Spiel.“ Dafür bekommt er auch von Spielern seiner Mannschaft, die im Vorjahr oft schon als untrainierbar bezeichnet worden war, Respekt. Torjäger Harry Kane spürt eine neue Energie in der Mannschaft des FC Bayern München. „Das Team ist hungrig, der Trainer ist hungrig, diese Saison erfolgreich zu sein“, sagte der 31-jährige Engländer rückblickend auf die titellose Saison. „Ich bin beeindruckt von seiner Energie. Einige von uns haben gegen ihn gespielt, und wir wissen, wie hart und leidenschaftlich er als Spieler war und wie erfolgreich, speziell bei Manchester City“, gab Kane zu.
Kompanys Schrei-Anfall bei Burnley
Dass Kompany mal im Training so ausflippt wie bei Burnley und Spieler vor allen anderen anschreit, das wird in München nicht gehen. Doch die Videos davon haben die Bayern-Stars ganz sicher auch auf ihren Handys gesehen. Und selbst werden sie in einem solchen nicht vorkommen wollen.
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