Austria gewinnt das 315. Wiener Derby
Die Austria hat die 315. Auflage des Wiener Derbys gewonnen. Die Favoritner setzten sich vor 32.200 Zuschauern im Ernst-Happel-Stadion 2:1 (0:0) gegen Rapid durch.
Nach einer chancenarmen ersten Hälfte gingen die Veilchen in Minute 53 in Führung. Rapid-Verteidiger Maximilian Hofmann traf ins eigene Netz. Philipp Prosenik gelang in der 74. Minute der Ausgleich. Für die Entscheidung sorgte der eingewechselte Austria-Stürmer Kevin Friesenbichler kurz vor Schluss mit seinem ersten Bundesliga-Tor. Der 21-Jährige traf den Ball nach Zuspiel von Larry Kayode ideal (89.).
Rapid liegt nun bereits fünf Zählern hinter dem Lokalrivalen auf Platz drei. Die Austria dagegen hielt mit dem vierten Ligasieg in Serie nach Punkten mit Spitzenreiter Salzburg Schritt.
KURIER-Noten für die Wiener Erzivalen:
Von Taktik geprägte erste Hälfte
Rapid musste ohne den erkrankten Torhüter Jan Novota (grippaler Infekt) auskommen. An seiner Stelle spielte Richard Strebinger. Ansonsten verzichtete Trainer Zoran Barisic nach dem 3:2 in der Europa League gegen Viktoria Pilsen auf große Rotation. Einzig Matej Jelic erhielt als Solospitze vorerst den Vorzug gegenüber Prosenik. Bei der Austria ersetzte Richard Windbichler in der Innenverteidigung den verletzten Vance Shikov. Stürmer Kayode wurde nach einer Oberschenkelblessur rechtzeitig fit.
Die Austria war in einer von Taktik geprägten ersten Hälfte die etwas bessere Mannschaft. Wirklich gefährlich wurde sie aber nur durch Alexander Grünwald, der nach einem Ballgewinn und Pass von Roi Kehat etwas zu lange brauchte. Christopher Dibon blockte seinen Schussversuch noch ab (35.). Bei Rapid lief offensiv so gut wie nichts zusammen. Ein Treffer von Jelic zählte zurecht nicht, weil ihm Kapitän Steffen Hofmann aus Abseitsposition assistiert hatte (47.).
Ein Schuss ins eigene Netz und ein Debüttor
Auf der Gegenseite bugsierte Max Hofmann eine Freistoßflanke von Raphael Holzhauser bedrängt von Windbichler ins eigene Netz. Auch das Foul, das zum Freistoß führte, wurde dem Youngster zugeschrieben. Erst in Rückstand legten die Hütteldorfer einen Gang zu. Einen Kopfball aus aussichtsreicher Position brachte Jelic nicht im Tor unter (58.). Dafür stach der für ihn eingewechselte Prosenik nach Idealzuspiel von Florian Kainz.
Nachdem Tarkan Serbest nach Fehler von Dibon noch die Großchance auf das 2:1 ausgelassen hatte (83.), schlug im Finish Friesenbichler zu. Rapid, vor wenigen Wochen noch Tabellenführer, kassierte damit die dritte Liganiederlage in Folge und die fünfte in den vergangenen sieben Runden. Barisic verpasste auch in seinem 100. Bundesligaspiel seinen 50. Sieg.
Die Austria dagegen durfte sich über den 115. Derby-Erfolg freuen, den ersten nach zuletzt zwei deutlichen Pleiten (1:4 und 2:5). In den vergangenen neun Runden setzte es für das Team von Thorsten Fink nur eine Niederlage. Für Rapid geht es bereits am Mittwoch im Cup gegen Austria Salzburg weiter, ehe am Samstag in der Liga Sturm Graz wartet. Die Austria gastiert am Sonntag in Mattersburg.
Ernst-Happel-Stadion, 32.200 Zuschauer, SR Lechner
Tore:
1:0 (53.) M. Hofmann (Eigentor)
1:1 (74.) Prosenik
1:2 (89.) Friesenbichler
Rapid: Strebinger - Pavelic, Dibon, M. Hofmann, Stangl - Petsos, Schwab - Schaub (63. Schobesberger), S. Hofmann, F. Kainz - Jelic (59. Prosenik)
Austria: Almer - F. Koch, Windbichler, Rotpuller, Martschinko - Holzhauser, A. Grünwald - Gorgon (91. Vukojevic), Kehat (75. Serbest), Zulechner (86. Friesenbichler) - Kayode
Gelbe Karten: Dibon bzw. Martschinko, Windbichler, Almer, Vukojevic
Zoran Barisic (Rapid-Trainer): "Es war eine kurze Phase entscheidend. Die Austria hat aus einem Konter das 2:1 gemacht. Das ist bitter, weil es ganz einfach nicht notwendig war - vor allem nach der zweiten Hälfte, in der wir die bessere Mannschaft waren. In der ersten Hälfte haben sich beide Mannschaften neutralisiert. Dann sind wir im Laufe der Zeit immer besser in Tritt gekommen. Nach dem Ausgleichstreffer haben wir den Gegner klar dominiert."
Philipp Prosenik (Rapid-Torschütze): "Wir haben uns zurückgekämpft in die Partie, und dann war es eine 50:50-Chance. Leider waren sie kaltschnäuziger als wir. Das ist natürlich negativ zu bewerten, wir haben verloren und den Anschluss nach oben verloren. Jetzt müssen wir uns sammeln und wieder finden und anfangen, so zu spielen wie am Anfang der Saison. Es ist nicht erklärbar, international spielen wir sehr schönen und super Fußball, in der Liga hapert es momentan."
Maximilian Hofmann (Rapid-Eigentorschütze): "Das war nicht notwendig. Wir sind nicht ins Pressing gekommen, in der zweiten Hälfte haben wir sie besser im Griff gehabt. Mit so einem Lucky Punch zu verlieren, das ist natürlich bitter. Es war nicht alles schlecht. Wir haben zwar nicht unsere beste Leistung gezeigt, im Endeffekt ist es trotzdem eine bittere, unnötige Niederlage."
Thorsten Fink (Austria-Trainer): "Wir haben am Ende vielleicht mehr Kraft gehabt. Meine Mannschaft hatte heute einfach den Siegeswillen, das war das Entscheidende am Ende. Ich habe meine Mannschaft nach dem 1:1 nach vorne getrieben, einen Stürmer gebracht, das hat dann auch funktioniert. In der ersten Hälfte hatten wir klarere Torchancen, ich habe nur zwei vom Gegner gesehen. Ansonsten haben wir das Spiel im Griff gehabt. Rapid ist eine hervorragende Mannschaft, aber wir sind auch eine gute Mannschaft. Das 2:1 war wunderschön herausgespielt, ähnlich wie das 1:1 von Rapid. Wir haben ein schweres Programm, da brauchen wir diesen Sieg. Das gibt Selbstvertrauen und Rückhalt."
Kevin Friesenbichler (Austria-Torschütze): "Es ist ein super Gefühl, das kann man gar nicht beschreiben. Ich hoffe, dass es noch mehrere Tore geben wird in dieser Saison. Wir haben die ersten 60 Minuten richtig gut gespielt, haben meiner Meinung nach auch mehr vom Spiel gehabt. Dann sind wir ein bisschen hinten hineingefallen und haben auch das 1:1 kassiert. Dann wollte der Trainer sicher noch einmal ein Zeichen setzen."
Raphael Holzhauser (Austria-Mittelfeldspieler): "Der absolute Wille war zu sehen. Wir haben uns viel vorgenommen und das in den ersten 60 Minuten sehr gut umgesetzt. Nach der Führung haben wir uns zu weit hineindrängen lassen. Es war wichtig, dass der Sturm trifft, vor allem für Friesenbichler. Jetzt gilt es, nicht nachzulassen und nächste Woche nachzulegen."
Kommentare