Viele Zeitzeugen behaupten, die Karriere des eleganten und intelligenten Stürmers – er wurde der „Schwan aus Utrecht genannt – sei von den beinharten Verteidigern in den 80er- und frühen 90er-Jahren beendet worden. Es heißt sogar, dass das Verbot von Tacklings von hinten nur wegen der brutalen Behandlung von Van Basten eingeführt wurde. Der schreibt aber anderes: „Meine erste Knöchelverletzung holte ich mir bei einer eigenen Grätsche. Alle Ratschläge, welche mir Physios und Ärzte später gaben, sorgten immer für nur noch mehr Probleme. Es waren nicht die Verteidiger oder der Fußball, die mich aus dem Spiel warfen, es waren falsche Entscheidungen und schlechte Beratungen von medizinischer Seite. Das war natürlich keine Absicht, aber ich erhielt nicht die richtige Hilfe.“
Auf dem Höhepunkt seiner Karriere schoss er die Niederlande mit seinem berühmten Traumvolley aus spitzem Winkel 1988 zum Europameistertitel gegen die Sowjetunion. Er gewann mit dem AC Milan zwei Mal hintereinander die damalige Champions League 1989 und 1990, wurde drei Mal Weltfußballer des Jahres (1988, 1989 und 1992). Sein letztes Spiel ist der Champions-League-Final 1993 gegen Marseille.
Vor der großen fußballerischen Karriere gab es eine große persönliche Tragödie. Als Siebenjähriger ging er mit seinem Freund Jopie auf einen zugefrorenen See, das Eis brach, sein Freund versank im See. Marco holte sofort Hilfe, doch Jopie wurde tot aus dem Wasser gezogen. Van Basten: „Ich verstand noch nicht, was Leben und Tod bedeuten. Ich hatte ein kleines Foto von ihm, das ich immer bei mir trug. Nach etwa zehn Jahren oder so konnte ich es aber plötzlich nicht mehr finden. Mein Vater hatte es weggeworfen und sagte mir, ich müsse die Vergangenheit vergessen.“
Noch immer in Erinnerung ist ihm auch sein Abschied vom San Siro im Jahr 1995, zwei Jahre nach seinem letzten Spiel. In Jeans drehte er eine Ehrenrunde, auf der Bank weinte der sonst so rationale Trainer Fabio Capello: „Plötzlich traf es mich, wie ein Schlag. Ich wurde vor 80.000 Zuschauern Zeuge meines eigenen Abschieds. Ich wollte losheulen, zwang mich aber, ruhig zu bleiben. Das konnte ich immer, wenn ich musste. An diesem Tag starb ich als Fußballer – und ich war Gast an meiner eigenen Beerdigung.“
Van Basten lacht über den Vergleich mit James Dean, dem Schauspieler, der mit 24 Jahren starb. „Auch mich sah man nicht alt werden, das stimmt“, sagt er.
Mitte der Nullerjahre versuchte sich Van Basten als Trainer, steht mit der holländischen Elftal bei der WM 2006 und der EM 2008 an der Seitenlinie. Der Job gefiel ihm aber nicht: „Als Spieler hast so viel Einfluss. Als Trainer aber sprichst du die ganze Woche mit jedem Spieler. Und wenn das Spiel losgeht, hast du plötzlich so wenig Einfluss, das war sehr schwer für mich zu akzeptieren.“
Es scheint, als habe Van Basten mittlerweile wieder Frieden mit dem Fußball geschlossen und alles, was er nicht mehr erreichen konnte, akzeptiert. „Ich realisiere immer mehr, dass mein Glas halb voll ist. Ich bin sehr dankbar, habe eine wunderbare Frau an meiner Seite, habe drei Kinder. Meine älteste Tochter hat einen Sohn, meine zweite Tochter ein Mädchen. Ich habe ein schönes Leben und ich bin für jeden Tag dankbar, an dem ich glücklich bin. Zum Glück kann ich so denken, denn ich genieße immer mehr, was ich hatte und heute habe.“
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