Frauen-EM: Wer schafft es ins Finale?

Die Däninnen fordern Österreichs Team
Die Halbfinalisten Österreich, Dänemark, England und Niederlande im Porträt.

Eines haben alle Halbfinalisten der EM in den Niederlanden gemeinsam: Keine der vier Mannschaften konnte bisher eine Europameisterschaft gewinnen. Der KURIER nimmt die vier Teams unter die Lupe.

Halbfinale 1, Donnerstag, 18.00 Uhr in Breda

Dänemark - Österreich

Dänemark

Die Däninnen zählen durchaus zu den Überraschungen der EM: Schließlich gelang es dem Team um Kapitänin Pernille Harder, Titelverteidiger Deutschland zu schlagen. Mit nur fünf Toschüssen - im Vergleich zu Deutschlands 18 - besiegte das Team Nils Nielsens den achtmaligen Europameister und Seriensieger mit 2:1.

Das Anfang Juli ausgetragene Freundschaftsspiel gegen Österreich, das Dänemark mit 2:4 verlor, kann jedoch nicht als Barometer für die aktuelle Form des Teams gelten: In ihren bisherigen EM-Spielen präsentierten sich die Däninnen weitaus stärker als bei der Niederlage in Wiener Neustadt.

Bei der EM 2013 in Schweden hatten die Däninnen noch gegen Norwegen das Nachsehen gehabt - seit der Niederlage im Elfmeterschießen hat sich laut Pernille Harder, ihres Zeichens Zweite in der ewigen Torschützinnenliste der dänischen Fußballfrauen, einiges verändert: Sie würden nun viel direkter spielen, ihre Spielweise sei weniger auf Ballbesitz ausgelegt als zuvor. In ihrem insgesamt sechsten Semifinale wollen die Däninnen nun erstmals ihren größten Erfolg fixieren: den Einzug in ein EM-Finale.

Österreich

Die große Überraschung dieser EM. Als klarer Außenseiter konnten die Österreicherinnen nach dem Abschluss der Gruppenphase vor Favorit Frankreich auch den Weltranglisten-13. Spanien besiegen. Der überraschende Sieg gegen die Schweiz war nur der Anfang, der 3:0-Triumph gegen Island den Schlusspunkt einer Gruppenphase, in der sich Österreich als eine Mannschaft, mit der man rechnen muss, etablierte.

Zu verdanken sind diese Erfolge neben der taktischen Flexibilität, der Defensivstärke und der herausragenden Physis auch dem große Zusammenhalt innerhalb der Mannschaft und der mentalen Abgebrühtheit. So schritten die Österreicherinnen im entscheidenden Elfmeterschießen allesamt mit einem Lächeln zum Punkt - die große Unbekümmertheit des Außenseiters.

Auch im Viertelfinale können die Österreicherinnen von dieser Unbekümmertheit profitieren: Auf ihnen lastet nicht der große Druck eines Titelfavoriten, man kann gewissermaßen frei aufspielen. Die nächste Sensation scheint in greifbarer Nähe zu sein.

Halbfinale 2, Donnerstag, 20.45 Uhr in Enschede

Niederlande - England

Niederlande

Für den Gastgeber der EM verlief das Turnier bisher wie erwünscht: vier Spiele, vier Siege. Die von der seit Oktober 2016 im Amt befindlichen Trainerin Sarine Wiegman gecoachte Mannschaft erreichte mit dem Sieg gegen Schweden ihr zweites Semifinale nach der EM 2009 - bei ihrem insgesamt dritten Antritt.

Eine der herausragenden Spielerinnen des Teams: Lieke Martens, die mit einem Freistoß und einem entscheidenden langen Pass zu Toptalent van de Sanden im Viertelfinale gegen Schweden eine äußerst wichtige Rolle spielte. Bereits zwei Mal wurde sie zum „Player of the Match" gewählt.

Eine weitere Schlüsselspielerin der Mannschaft ist Stürmerin Vivianne Miedema: Die 21-Jährige erzielte in 51 Spielen für das Nationalteam 41 Treffer, bereits bei ihrem ersten Einsatz im Jahr 2013 gelang ihr ein Hattrick. Auch wenn ihr im Verlauf dieses Turniers erst ein Tor gelang, kann die Torgefährlichkeit der Arsenal-Spielerin im Halbfinale entscheidend sein.

Ob die anhand von Spielerinnen wie Martens, van de Sanden und Miedema augenscheinliche Offensivstärke der Niederländerinnen gegen England greifen kann, wird einen der ausschlaggebenden Punkte dieses Semifinals darstellen.

England

„Ich könnte meinen Spielerinnen nicht in die Augen sehen, wenn wir trotz einer guten Leistung verlieren würden". Trainer Mark Sampsons Philosophie des unbändigen Siegeswillens, zusammengefasst in einem Satz. Dieser vom Waliser Sampson eingeimpfte Siegeswillen ist zusammen mit der mentalen und physischen Stärke einer der wichtigsten Faktoren des englischen Spiels.

Der Viertelfinalsieg der Engländerinnen gegen Frankreich hatte für die „Lionesses" trotz aller Freude auch eine bittere Note: Für Torhüterin Karen Bardsley ist die EM mit einem gebrochenen Bein zu Ende, Stammspielerin Jill Scott ist nach ihrer zweiten gelben Karte für das Semifinale gegen die Niederlande gesperrt.

Eine der Schlüsselspielerinnen der englischen Nationalmannschaft: Die bei Arsenal unter Vertrag stehende Stürmerin Jodie Taylor. Die 31-Jährige, die während ihrer Karriere mehrmals durch Verletzungen zurückgeworfen wurde, führt mit fünf Treffern die Toschützinnenliste der EM an - im ersten Gruppenspiel gegen Schottland gelang ihr gar ein Hattrick. Neben ihr wussten auch Rechtsverteidigerin Lucy Bronze und Stürmerin Fran Kirby zu überzeugen.

Auf den ersten Blick können die Engländerinnen durchaus als Favoritinnen auf den Turniersieg bezeichnet werden - dass diese Europameisterschaft jedoch keineswegs nach den Erwartungen abläuft, lehrt bei einer solchen Prognose Vorsicht.

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