Stadion in Kapfenberg wird wegen SS-Vergangenheit umbenannt

Stadion in Kapfenberg wird wegen SS-Vergangenheit umbenannt
Der Name des Altbürgermeisters Franz Fekete verschwindet mit 2024 vom Stadion in Kapfenberg. Historikerkommission gab klare Empfehlung ab.

Nach Graz und einigen anderen Städten Österreichs stellt sich nun auch das obersteirische Kapfenberg seiner nationalsozialistischen Vergangenheit: Durch eine Historikerkommission wurde die Benennung des Stadions nach Altbürgermeister Franz Fekete untersucht. Es soll wegen der SS-Vergangenheit Feketes mit 1. Jänner 2024 umbenannt werden.

Daneben wurden die Straßennamen und Personen mit Ehrungen überprüft. Die Ergebnisse wurden am Montag bei einer Pressekonferenz präsentiert.

Neben Franz Fekete stellte die Kommission für fünf weitere Personen eine aktive Mitgliedschaft in der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) fest und teilte sie den "Personen mit besonders intensiven Diskussions- bzw. Handlungsbedarf durch die Stadtgemeinde" zu.

Klare Empfehlung zur Umbenennung des Franz-Fekete-Stadions

Anders als in Graz gab die Kommission eine klare Handlungsempfehlung - nämlich die Umbenennung - für die Stadt ab: "Die Kommission ist der Meinung, dass Personen, die der ersten Gruppe zugeteilt wurden, die Ehrung(en) aberkannt (2 Personen) bzw. die Straßen umbenannt (3 Personen) werden sollen", ist im 153-seitigen Schlussbericht zu lesen.

Für die Umbenennung des Stadions wird es am 14. Dezember im Gemeinderat einen Antrag geben. Bereits am 1. Jänner 2024 soll es umbenannt werden, sagte der Bürgermeister der Stadt Kapfenberg Friedrich Kratzer (SPÖ). Die Ehrungen sollen dem 2009 verstorbenen Altbürgermeister Fekete posthum nicht aberkannt werden: "Solange die Republik Österreich das nicht tut, werden wir es auch nicht machen". Auch dem ehemaligen Bergrat Josef Frehser soll der Ehrenring nicht aberkannt werden.

Das Historikerkommissionsmitglied Heimo Halbrainer sagte, dass er nachvollziehen könne, dass Kapfenberg bei den Aberkennungen nicht "vorpresche". Fekete habe schließlich nicht nur von der Stadt, sondern auch vom Land Steiermark und der Republik Österreich Auszeichnungen für seine Aktivitäten erhalten, die ihm nicht aberkannt werden.

Auch das Land Steiermark reagiert

Eine Gesetzesnovelle des Landes Steiermark soll eine Aberkennung des Ehrenzeichens und des Ehrenringes künftig ermöglichen. "Es ist ein wichtiger Schritt, klare Regeln zu schaffen, Ehrenzeichen des Landes nicht nur widerrufen, sondern auch posthum aberkennen zu können. Insbesondere, wenn es um nationalsozialistische Verbrechen geht. Wer sich schuldig gemacht hat, darf kein Ehrenzeichen des Landes tragen", teilte der steirische Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP) in einer Aussendung am Montag mit.

In Anlehnung an die Neuregelungen des Bundes des Ehrenzeichengesetzes soll somit Personen mit führender Rolle unter anderem in der NSDAP, der SS oder der SA die Ehrung aberkannt werden.

Was tat Franz Fekete?

Der von Jänner 1963 bis November 1987 amtierende Bürgermeister Fekete bewarb sich laut des Berichts der Kommission am 1. April 1938 mit 16 Jahren um die Aufnahme in die SS. Kurz darauf ging er nach Deutschland und wurde nach kurzer Ausbildung in die 3. SS-Totenkopf-Standarte Thüringen aufgenommen, die unter anderem beim Konzentrationslager Buchenwald zur Bewachung stationiert war. Trotz seiner Vergangenheit erhielt das Stadion Kapfenberg ihm zu Ehren 2001 seinen Namen.

Bei den restlichen fünf aktiven NSDAP-Mitgliedern, darunter Ottokar Kernstock und Hans Kloepfer, entschied sich die Stadt nach den Empfehlungen der Historiker dafür, die lokale Bevölkerung zu befragen. Dem Bürgermeister war es besonders wichtig, diese einzubinden und sie "aussuchen" zu lassen, ob sie eine Umbenennung wollen - die Bewohner entschieden sich in einer Abstimmung bei beiden Straßen gegen die Umbenennung. 

Weiteren neun Personen, nach denen Straßen benannt beziehungsweise die geehrt wurden, wies die Kommission eine einfache Mitgliedschaft bei der NSDAP nach. Dem Bürgermeister zufolge ist bei diesen eine Umbenennung jedoch unwahrscheinlich. Im Bericht spricht sich die Kommission auch für eine Aufarbeitung der austrofaschistischen Zeit aus. Dies ist laut Bürgermeister geplant, einen Auftrag dazu gibt es jedoch noch nicht. Kratzer sei dies aber ein Anliegen: Er wolle, dass "nicht nur einmal hingeschaut wird, sondern alles aufgearbeitet" werden soll.

Bericht soll öffentlich gemacht werden

Der Bericht der Historikerkommission soll noch veröffentlicht werden: "Unabhängig von den Maßnahmen, die die Stadtgemeinde trifft, sollten – wie angesprochen – die Ergebnisse der Kommission zu den einzelnen Personen öffentlich zugänglich gemacht werden, d. h. ein überarbeiteter Kommissionsbericht mit allen Biografien soll, wie in anderen Städten auch, gedruckt und/oder auf der Website der Stadt veröffentlicht werden."

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