Rapid-Goalgetter Burgstaller über Ex-Klub St. Pauli: "Einfach leiwand"
Guido Burgstaller plagt sich dem Saisonende entgegen. Immer wieder wurde der Rapid-Kapitän von Blessuren gebremst. "Das muss mit einer guten Vorbereitung im Sommer wieder besser werden“, sagt der 35-Jährige.
Wenn der Kärntner an den Aufstieg von St. Pauli (am Sonntag endet in Wiesbaden die Saison) und seine erfolgreiche Zeit (2020 bis 2022) vor Rapid zurückdenkt, fällt ihm ebenfalls eine Verletzung ein: "Ich bin gleich nach meinem Wechsel zu St. Pauli mit einer heiklen Verletzung am Bauch gleich mal zehn Tage im Krankenhaus gelegen.“
Als dann der frühere Schalke-Fanliebling St. Pauli, den Kiez und diesen speziellen FC näher kennenlernte, verwandelte sich das Grummeln zu Flugzeugen im Bauch. "St. Pauli ist nicht zufällig ein Kultverein. Auf Wienerisch würde ich ihn als ,einfach leiwand‘ beschreiben.“
Obwohl der nunmehrige Aufsteiger anfangs gegen den Abstieg kämpfte, war nichts von Krise zu spüren: "Das ist ein familiärer Verein, der zusammenhält. Auch wenn es schlecht läuft.“ Burgstaller fühlte sich wohl, begann zu treffen – und hörte nicht mehr auf.
Der Kiez und die Natur
"Wegen Corona habe ich nicht so viel davon erlebt, aber die Stimmung ist grandios. Dazu kommt eine wirklich coole Stadt, die Lokale, die Natur“, schwärmt Burgstaller, der in 70 Spielen auf 44 Scorerpunkte kam. "Aber eigentlich muss man das alles selbst erleben.“
Heinz Weber, der 2000/’01 am Millerntor im Tor stand, erzählt: "Bei St. Pauli sitzt die Prostituierte zwischen dem Manager und dem Studenten auf der Tribüne.“ Corny Littmann (ein homosexueller Theatermacher) sagte als St. Pauli-Präsident über den Grund für die spezielle Anziehungskraft 2006 zum KURIER: "Weil wir der kreativste und fantasievollste Verein in Deutschland sind und weil wir der einzige dezidiert antifaschistisch und anti-rassistisch organisierte Klub sind.“ Das begeistert auch SPÖ-Chef Andreas Babler, der ein glühender Fan des Vereins mit der ungewöhnlich braunen Trikotfarbe ist.
Ex-Goalie Dejan Stojanovic, jetzt bei Altach, erklärt: "Es menschelt und es wirkt alles ein wenig familiärer als bei meinen Ex-Vereinen.“
Der Klub als Marke
Als der gar nicht mehr kleine Bruder des HSV einmal in der dritten Liga gegen den Finanzkollaps kämpfte, zählte Humor, wie die zigtausendfach verkauften Leibchen mit der Aufschrift „Weltpokalsiegerbesieger“ (in Erinnerung an einen Sieg gegen die Bayern) zeigten. Martin Drust sagte als Marketingleiter 2018 zum KURIER: "Wir sind eine rebellische Marke. Wir sind tolerant, demokratisch, unabhängig. Es ist Teil unserer Marke, dass wir politisch sind.“
Der Kontakt hält
Burgstaller nennt noch einen Vorzug: "Als ich aus familiären Gründen 2022 ein Jahr vor Vertragsende heim wollte, wurde das ganz sauber gelöst.“ Der Rapidler steht noch heute in regelmäßigem Kontakt mit Sportchef Andreas Bornemann.
Die allgemeine Begeisterung über den Aufstieg überrascht Guido Burgstaller nicht: "Bis auf die Fans vom HSV oder Rostock mag eigentlich jeder St. Pauli.“
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