Fanforscher über Corona-Krise: "Fußball hat an Bedeutung verloren"

Fanforscher über Corona-Krise: "Fußball hat an Bedeutung verloren"
Wie sehr hat die Corona-Pandemie das Interesse am Volkssport Nummer eins verändert? Forscher Harald Lange sieht die Fankultur in Gefahr.

Seit einem Jahr findet der Fußball praktisch nur mehr in Form von Geisterspielen statt. Wo früher 80.000 Fans im Stadion jubelten, herrscht nun gespenstische Stille. Die Pandemie hat den Fußball verändert, sagt der deutsche Fanforscher Harald Lange.

KURIER: Herr Lange, wie viele Fußballspiele haben Sie Sich seit der Pandemie bewusst angesehen?

Harald Lange: Kein einziges.

Tatsächlich?

Kein einziges bewusst und in voller Länge. Zumindest nicht als Fan, der sich grundsätzlich vom Fußball gerne unterhalten lässt. Seit der Pandemie schaue ich Fußball nur noch aus beruflichen Gründen, sehr leidenschaftslos und sehr nüchtern. Und dabei habe ich etwas ganz Neues an mir festgestellt.

Verraten Sie uns was?

Wenn ich Fußball schaue, dann kann ich jetzt noch drei andere Sachen nebenbei erledigen und gut arbeiten.

Warum zieht Sie der Fußball nicht mehr in den Bann?

Die Gesänge, das Applaudieren, auch das Ausbuhen und die Proteste, eben all das, was wir Stadionatmosphäre nennen, fehlt enorm. Und dadurch ist ein Fußballspiel nicht mehr so unterhaltsam. Aber genau das alles macht aus einem Fußballspiel ein ganz besonderes bedeutungsgeladenes Event. Man merkt, dass diese Bedeutungsebene bei den Zuschauern und bei den Fans deutlich zurückgegangen ist. Bei vielen ist sie sogar gänzlich abgebrochen.

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