Die Akademie St. Pölten produzierte Teamspieler wie Florian Grillitsch oder Christoph Baumgartner, das Problem für den SKN daran ist: Betreiber und damit Nutznießer von Ausbildungsentschädigungen bei Transfers ist der NÖ-Landesverband und nicht der Verein. Mehrere Versuche des SKN, die Akademie zu übernehmen, sind gescheitert.
Jetzt versucht es der Tabellenführer der 2. Liga durch eine andere Tür, die durch die große ÖFB-Reform aufgegangen ist: Mit den Nachwuchszentren (NWZ), die ab Sommer in einer zweiten Liga spielen, gibt es nicht nur die 13 Akademien, sondern bis zu 28 Ausbildungsstätten, die überregional gegeneinander antreten werden. Gleich zwei davon sollen in St. Pölten betrieben werden: die Akademie und dazu das NWZ.
SKN-Manager Matthias Gebauer sagt: „Wir haben den Verein in einer finanziell dramatischen Lage übernommen, deswegen ist unsere NWZ-Nennung noch nicht fixiert. Aber unsere Teilnahme an der ÖFB-Reform ist das klare Ziel.“ Paul Scharner findet die von Projektleiter Martin Scherb moderierte ÖFB-Reform gut, hält sich im KURIER-Gespräch aber auch mit Kritik nicht zurück: „Die Akademien sind in Österreich geschützte Werkstätten. Da gehört mehr Pfeffer rein.“
"Der Output empört"
Was der Ex-Teamspieler damit meint? „Die Strukturen sind in Ordnung und werden jetzt verbessert. Aber ich bin vom Output empört. Nur zwei Prozent der Akademiespieler etablieren sich später als Profis.“ Der 42-Jährige nennt einen unglaublich klingenden Vergleich: „In Dänemark schaffen es 30 Prozent der Akademie-Kicker. Ich glaube nicht, dass die Dänen so viel mehr Talent haben.“
Für Scharner ist die angestrebte Verdoppelung der auf hohem Niveau ausgebildeten Kicker der richtige Weg: „Es gibt bei der Akademieaufnahme für die U 15 einen viel zu engen Flaschenhals. Kinder wie Eltern haben enormen Druck. Wer es schafft, neigt dann dazu, es schleifen zu lassen. Weil sie ja eh im System drinnen sind. Und viele Talente, die es nicht schaffen, resignieren.“
Scharner fordert weniger Druck in der Entwicklung zur U 15, aber dafür danach eine bessere Vorbereitung auf das harte Profi-Leben: „Das ist vor allem Kopfsache. Und in diesem Bereich wird bei den Akademien fast nichts gemacht. Das sehe ich bei meinen Söhnen selbst. Deswegen scheitern nach der Akademie so viele beim ersten Gegenwind.“
Rapidler als Beispiel
Als Beispiel nennt Scharner die beim Hallenturnier in Sindelfingen traditionell starken Rapidler: „Dort schießen sie die europäischen Top-Teams weg. Und dann soll man froh sein, wenn es zwei oder drei zum Rapid-Profi schaffen? Das ist angesichts des Talents zu wenig.“
Scharner freut sich bereits auf das SKN-NWZ als Konkurrenz zur Akademie St. Pölten: "Das wird beide Ausbildungsstätten antreiben und besser machen. Unser Ziel ist es, beim SKN die künftigen Profis selbst auszubilden – auch im Sinne des österreichischen Fußballs."
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