Rapid enttäuscht – 0:1 in Thun

Frustriert: Terrence Boyd, Brian Behrendt
Thun war eine Stunde lange besser, im Finish gab es dennoch Chancen auf einen Punkt.

Was tun gegen Thun? Rapid konnte dafür lange keine Lösung präsentieren. Als definitive Antwort gab es eine 0:1-Niederlage zum Auftakt der Europa League gegen den vermeintlich schwächsten Gegner der Gruppe.

Wie stark in der Schweiz mittlerweile nicht nur das Nationalteam ist, sondern auch der Klub-Fußball, zeigte sich noch vor dem Anpfiff: Basel gewann am Mittwoch in London gegen Mourinhos Chelsea 2:1, St. Gallen am Donnerstag mit Sportchef Heinz Peischl gegen die Russen aus Krasnodar mit 2:0.

Zoran Barisic setzte sich übrigens in der Kleiderwahl durch und durfte auch bei seinem ersten Europa-League-Spiel den geliebten Trainingsanzug gegenüber einem edleren Anzug vorziehen. Auf dem Kunstrasen setzte der Chefcoach auf mehr Technik und weniger auf Power, rotierte gegenüber dem 4:0 in Innsbruck Burgstaller und Dibon für Boyd und Pichler in die Startelf.

Schneuwly-Doppel

Dibon war nach seiner Verletzungspause aber anfangs noch ein Unsicherheitsfaktor. Der Innenverteidiger verlor ein Kopfballduell gegen Mittelstürmer Marco Schneuwly, dessen starker Bruder Christian Schneuwly übernahm, hob den Ball jedoch unbedrängt übers Tor (10.).

Genauso wie nach 20 Minuten sein Bruder Marco, nur fünf Meter vor dem Tor. Sollte es sich rächen, dass mit Josef Martinez der beste Torschütze auf der Bank saß?

Nur in den ersten zehn Minuten war das Konzept der Hütteldorfer aufgegangen: Lange Ballstafetten mit Petsos als Libero zwischen den beiden Innenverteidigern, bevor ein langer Pass auf eine der drei rochierenden Spitzen überraschen sollte. Burgstaller setzte einen Volley drüber (7.). Danach landeten ungewohnt viele Zuspiele bei den humorlos verteidigenden Hausherren, die im Gegenstoß stets den Turbo zündeten. "Thun hat auf unsere Fehler gewartet – und die haben wir auch gemacht", erklärte Kapitän Hofmann.

Als sich Barisic noch lautstark über einen der vielen Fehlpässe von Burgstaller ärgerte, fiel das verdiente 1:0. Zuffi spielte im Konter durch die Beine von Sonnleitner und genau auf Christian Schneuwly, der nach 35 Minuten genau ins Eck traf.

Die 1000 mitgereisten Rapid-Fans machten dennoch mehr Wirbel als die 6000 Thuner, doch auf dem Kunstrasen hatten die Schweizer alles unter Kontrolle. Nach einer Stunde kam Boyd (und damit frischer Schwung) für Hofmann, der beim 50. Europacup-Einsatz eines seiner schwächeren Spiele zeigte.

Thuns Tormann Faivre, der sich mit einer Haube wärmte, blieb lange arbeitslos. Erst nach 69 Minuten war ein Weitschuss von Petsos zu bändigen. Es war der Startschuss für eine Schlussoffensive, wieder war es der nun offensivere Grieche, der Faivre prüfte (71.).

Schlussoffensive

Plötzlich wackelte das bisher so stabile Thuner Defensivspiel. Joker Grozurek lief allein auf den souveränen Faivre zu, schoss allerdings aus spitzem Winkel zu unplatziert (83.).

Rapid hatte mehr Kraftreserven, aber mit Grozurek einen Joker, der nicht stach: Seine vergebene Möglichkeit in der 86. Minute war die letzte auf einen Punkt.

Damit kommt es am 3. Oktober im Happel-Stadion zum überraschenden Duell der Verlierer: Kiew hat zuhause auf Teamverteidiger Dragovic verzichtet und beim 0:1 gegen Genk enttäuscht.

Arena Thun, 7.022 Zuschauer, SR Anastasios Kakos (GRE).

Tor: 1:0 (35.) C. Schneuwly

Thun: Faivre - Lüthi, Reinmann, Sulmoni, Schirinzi - Hediger, Sanogo - C. Schneuwly, Zuffi, Wittwer (73. Ferreira) - M. Schneuwly (79. Sadik)

Rapid: Novota - Trimmel, Sonnleitner, Dibon, Schrammel - Petsos, Boskovic (80. Behrendt) - Schaub, S. Hofmann (63. Boyd), Burgstaller (80. Grozurek) - Sabitzer

Gelbe Karten: Hediger, C. Schneuwly bzw. Grozurek, Sonnleitner

Zoran Barisic (Trainer Rapid): "Vor allem in der ersten Spielhälfte haben wir sehr viele Fehler begangen. Wir haben uns vorgenommen von der Offensive in die Defensive gut umzuschalten, das ist nicht gelungen. Thun hätte schon vor dem 1:0 in Führung gehen können. In der zweiten Spielhälfte waren wir besser organisiert, mit Glück hätten wir aus unseren Halbchancen auch den Ausgleich erzielen können. Wir sind natürlich enttäuscht, aber wir müssen aus solchen spielen lernen."

Guido Burgstaller (Spieler Rapid): "Wenn man das Spiel über 90 Minuten betrachtet, dann haben wir heute keinen Punkt verdient. Thun war sehr gut organisiert, wir haben keine Mittel gefunden. Wir haben uns auch schwergetan mit dem Kunstrasen, aber das soll keine Ausrede sein. Jeder hat gekämpft, wir haben aber keine Mittel gefunden. Der letzte Pass hat gefehlt, das war von allem zu wenig."

Steffen Hofmann (Kapitän Rapid): "Thun hat auf unsere Fehler gewartet, die haben wir auch gemacht und deshalb das Spiel verloren. Wir haben das Spiel mehr oder weniger im Griff gehabt, sind aber selten durchgekommen, weil wir vorne die falschen Entscheidungen getroffen haben. Wir wollten unbedingt zumindest einen Punkt mitnehmen, aber es geht weiter. Wir haben noch fünf Spiele vor uns."

Urs Fischer (Trainer FC Thun): "Wir sind natürlich hochzufrieden. Wir haben vor allem in der ersten Hälfte einen sehr guten FC Thun gesehen. In den ersten zehn Minuten hatten wir noch etwas Mühe, da hat man eine gewisse Nervosität gesehen. Nach einem verhaltenen Start haben wir aber zu unserem Spiel gefunden. In der zweiten Hälfte haben wir das Spiel kontrolliert. Rapid hat mehr riskiert und es gab auch Szenen, wo wir gut reagiert haben. Über 90 Minuten gesehen sind wir ein verdienter Sieger. Für mich ist das Kräfteverhältnis aber nach wie vor gleich in der Gruppe."

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