Die glorreichen Fünf vor der zweiten EM

Christian Fuchs freut sich auf seine zweite EURO.
Fünf aktuelle Teamspieler waren schon bei der Heim-EM 2008 mit von der Partie: Prödl, Harnik, Fuchs, Garics und Özcan kann gelingen, was noch kein österreichischer Fußballer schaffte.

Die Erinnerungen sind noch frisch. Als wäre es gestern gewesen. Fünf Teamspieler und ein Erlebnis: Die Heim-EURO 2008 mit drei Gruppenspielen in Wien. Viele österreichische Fußballgrößen nahmen zwei Mal an einer Fußball-WM teil, doch noch niemand kann zwei Auftritte bei einer EM vorweisen. Prödl, Fuchs, Harnik, Garics und Özcan wird dies jedoch in naher Zukunft gelingen, sofern sie sich bis zum Anpfiff des Turniers im Juni 2016 nicht verletzen.

Fünf Spieler mit fünf verschiedenen Sichtweisen auf das EURO-Turnier 2008. Nicht alle konnten das Großereignis damals wirklich genießen, wie Martin Harnik zugibt: "Ich war zu jung, ich habe das nicht genießen können. Für mich war das damals viel zu selbstverständlich. Jetzt wird das etwas anderes sein, auch weil wir uns sportlich und nicht politisch als Veranstalter qualifiziert haben. Das ist viel mehr wert."

Sebastian Prödl bekommt beim Gedanken an den Sommer 2008 heute noch eine Gänsehaut. "Du nimmst in dieser Phase den ganzen Fußball ganz anders wahr. Es ist viel intensiver, komprimierter. Die Wochen vor dem Turnier waren richtig aufregend. Bei den drei Spielen habe ich die 50.000 Fans anders wahrgenommen, auch die Bundeshymne habe ich anders gesungen."

György Garics freut sich. Nicht nur, dass er bei seinem neuen Verein Darmstadt endlich die nötige Spielpraxis erhält: "Die EURO im Hintergrund war ein wichtiger Faktor." Garics freut sich auf das Turnier in Frankreich. Jetzt schon. "Weil ich es diesmal mehr genießen werde können. In meinem Alter habe ich Erfahrungen gesammelt und eine gewisse Reife bekommen. Dann sieht man das alles mit anderen Augen."

Dabei kannte der einstige Rapidler das Happel-Stadion, wo die drei Gruppenspiele absolviert wurden, bestens. "Das ist etwas, wovon ein Fußballer immer träumt. Und plötzlich war es Realität. Das werde ich nie vergessen. Und jetzt bestreite ich meine zweite EM. Wie viele österreichische Fußballer haben an einem Großereignis wie EM oder WM zwei Mal teilgenommen? Das macht mich stolz."

Ramazan Özcan will und kann die Turniere gar nicht vergleichen. "Die kommende EURO kann ich ja noch nicht beurteilen. 2008 war aber etwas Einzigartiges. Allein, wenn man mit dem Bus zum Spiel fährt, die Fans entlang der Straßen Spalier stehen und jubeln – da hat man schon die besondere Stimmung gespürt, alle waren aufgeregt."

Christian Fuchs wird Österreich diesmal sogar als Kapitän in die EURO führen. 2008 ist bei ihm immer noch ein Thema. "Ich habe erst jetzt mit Marc Janko darüber geredet, was wir alles durchgemacht haben seit der Heim-EM. Da haben ja nach der EM die Leute noch gesagt, was denn da für Hundskicker im Team spielen", lacht Fuchs. "Jetzt wird mit Konzept gearbeitet, wir haben einen Riesenschritt gemacht. Dass wir die Qualifikation für eine EM geschafft haben, macht vor diesem Hintergrund noch mehr stolz. Das Gefühl ist unbeschreiblich. Ich finde das einfach geil."

Christian Fuchs spielte als 22-Jähriger 2008 für Mattersburg. Gegen Kroatien wurde ihm im 3-5-2-System Gercaliu vorgezogen, gegen Polen schaute er ebenso zu. Im letzten Gruppenspiel gegen Deutschland spielte er allerdings durch.

Unmittelbar nach der EM wechselte er in die Deutsche Bundesliga zu Bochum. Dort hatte er erstmals Marcel Koller als Trainer, der ihn im Team zum Kapitän machte.

2008 war Harnik 21 Jahre alt und spielte für die Amateur-Mannschaft von Werder Bremen. Bei der EM hatte der gebürtige Deutsche drei Auftritte: Gegen Kroatien und Polen spielte er über die volle Distanz, gegen Deutschland wurde er in der 67. Minute von Kienast ersetzt. In Erinnerung blieben vor allem seine zwei vergebenen Großchancen beim Stand von 0:0 gegen Polen.

Der Sturm-Verteidiger (damals 21 Jahre alt) spielte gegen Kroatien und Polen in der Verteidigung durch, sah in beiden Spielen eine Gelbe Karte, weshalb er im finalen Gruppenspiel gegen Deutschland gesperrt war. Nach der EM wechselte Prödl zu Werder Bremen, wo er 149 Spiele in der Deutschen Bundesliga absolvierte. Seit Sommer 2015 bei Watford unter Vertrag.

György Garics war 2008 Legionär in Neapel und 24 Jahre alt. Zum Auftakt gegen Kroatien passte er nicht ins taktische Konzept von Hickersberger, den Vorzug erhielt Joachim Standfest. Im zweiten Match gegen Polen nahm Garics seinen gewohnten Platz als rechter Verteidiger ein, ebenso beim 0:1 gegen Deutschland. Nach der EM blieb Garics in Italien tätig, bei Bergamo und Bologna.

Beim Turnier war der gebürtige Vorarlberger 24 Jahre alt und bei Hoffenheim engagiert. Ursprünglich war er auf der Tormann-Liste von Teamchef Josef Hickersberger die Nummer 5, rückte aber aufgrund der Verletzungen von Helge Payer und Christian Gratzei doch noch in den Kader auf. Die Rollenverteilung war klar: Macho war die Nummer 1, Manninger die Nummer 2, Özcan die Nummer 3.

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