Über die Rolle des mittlerweile 39-jährigen Angreifers bei dieser Endrunde wurde lange und viel diskutiert. Die Portugiesen haben eine makellose EM-Qualifikation gespielt, abhängig in der Offensive von ihrem Altstar ist das Starensemble um Bruno Fernandes, Bernardo Silva oder Rafael Leão längst nicht mehr.
„Er denkt immer in großen Dimensionen, und wir wollen ihn unterstützen, denn er ist unser Kapitän“, versicherte Abwehrspieler Diogo Dalot von Manchester United.
Der Respekt ist sichtlich nicht nur bei den Gegner groß. Mit 25 Einsätzen ist der Saudi-Legionär bereits EM-Rekordspieler, ebenfalls eine Bestmarke sind seine 14 Treffer bei Europameisterschaften. Beides will und kann Ronaldo ausbauen.
Die Jagd nach Bestmarken erfüllt den fünffachen Weltfußballer, der schon vor zwanzig Jahren bei der Heim-EM der Portugiesen eine zentrale Rolle gespielt hat, mit viel Stolz und auch ein bisschen Demut: „Ich bin glücklich und ich fühle mich privilegiert, der Nationalmannschaft zu helfen, die Ziele zu erreichen und das Hauptziel ist natürlich, das Turnier zu gewinnen“, sagte er vor seiner sechsten EM-Teilnahme (natürlich ebenfalls Rekord).
Ronaldo strafte Kritiker lügen
Zahlen sind nur das eine, Emotionen das andere. Und Entschlossenheit ist das, was Ronaldo nach wie vor mitbringt ins geliebte Nationalteam. Auf die Zweifel an seinem Leistungsvermögen seit dem Wechsel in die saudi-arabische Liga reagierte er auf seine Weise: Im letzten EM-Test führte er sein Team mit einem Doppelpack zum 3:0-Sieg gegen Irland.
Dass er trotz des Kults um seine Person auch einmal einen - kleinen - Schritt zurück treten kann, wenn nötig, bewies Ronaldo im EM-Finale 2016. Die entscheidenden Momente des Triumphes gegen Frankreich, der sportlich vielleicht wichtigste Moment seiner Karriere - musste er verletzt von der Seitenlinie erleben - und legte sich dabei als emotionsgeladener Teilzeit-Trainer voll ins Zeug.
Jemanden den Vortritt lassen muss Ronaldo auch vielleicht schon am Dienstag bei einem EM-Rekord. Immerhin handelt es sich um einen Teamkollegen. Portugals Abwehrspieler Pepe kann im Falle eines Einsatzes mit 41 Jahren und 113 Tagen zum ältesten EM-Spieler werden und den ehemaligen ungarischen Nationaltorwart Gábor Király ablösen.
Unklar ist obendrein, ob und wie viel der 39-Jährige bei dieser Endrunde spielen wird unter Teamchef Roberto Martínez - trotz der Kapitänsrolle.
Damit ist Ronaldo in prominenter Gesellschaft unter den jeweiligen Spielführern dieser EM. Selbiges trifft etwa auch bei Österreich und Marko Arnautovic zu.
Legionäre sind Trumpf bei der Frage, wer die Kapitänsbinde tragen soll. Nur drei der 24 teilnehmenden Nationen vertrauen dieses wichtige Amt Spielern aus der heimischen Liga an: Spanien (Álvaro Morata), Ukraine (Andrij Jarmolenko) und - gerade noch - Frankreich (Kylian Mbappé zählt aktuell noch als Paris-Spieler).
Kurioser Fakt: Die saudische Liga stellt zwei Kapitäne - gleich viele wie die Deutsche Bundesliga.
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