Endspiel in der Champions League: Salzburgs härtester Prüfstein
Vier Sporttageszeitungen werden in Spanien täglich gedruckt. Zwei davon erscheinen in Barcelona, zwei in Madrid. Marca und AS haben dieser Tage alle Seiten voll zu tun, haben doch beide Klubs aus der Hauptstadt in der Champions League am Mittwoch Endspiele. Doch es wird fast nur über eine Frage geschrieben: Schafft Real gegen Gladbach den Aufstieg ins Achtelfinale? Dass La-Liga-Tabellenführer Atlético im Fall einer Niederlage in Salzburg scheitern könnte, ist hingegen nur Nebensache.
Warum auch? Salzburg hat sich zuletzt gegen die Admira blamiert, ist nicht einmal mehr Erster in der Liga. Atlético hingegen hat in zehn Ligaspielen keine Niederlage kassiert und dabei nur zwei Gegentore erhalten. Nach einem 6:1 gegen Granada gab es zwei torlose Remis gegen Huesca und Villarreal, danach folgten sieben Siege. Die einzige Saisonniederlage gab es zum Champions-League-Start mit einem 0:4 bei den Bayern.
Vorsicht vor Salzburg
Nur AS warnt vor Salzburg, obwohl Atlético noch nie ein Spiel gegen eine österreichische Mannschaft verloren hat – und argumentiert mit der Statistik. 37 Schüsse gab Salzburg gegen die Bayern trotz einer 2:6- und einer 1:3-Niederlage ab, 21 davon gingen auf das Tor. Zehn davon beim Spiel in Salzburg, von denen Bayern-Goalie Manuel Neuer acht parierte. Elf in München, von denen der deutsche Teamtormann zehn hielt.
Die Salzburger haben in den fünf Champions-League-Spielen zehn Tore erzielt, zwei davon in Madrid. Mehr als einen Treffer kassierte Atlético sonst nur in München. Im ersten Duell zeigte sich auch der Minimalistenfußball der Madrilenen, die nach dem schnellen 1:0 zurückschalteten, erst nach dem 1:2 aufwachten und nur dank João Félix noch 3:2 gewinnen konnten. Für den 21-Jährigen zahlte Atlético 124 Millionen Euro an Benfica Lissabon.
Nach einem enttäuschenden ersten Jahr blüht der Portugiese nun auf. Seitdem Ex-Barcelona-Star Luis Suárez mit ihm im Sturm spielt, läuft es. Der 33-Jährige aus Uruguay ist neben dem 21-Jährigen der Star im Angriff. João Félix streuen seine Mitspieler Rosen. „Ich hasse ihn. Wenn er will, dann kann er das Spiel sofort grundlegend ändern. Das macht mich im Training wütend“, scherzte Mittelfeldspieler Saúl. Jan Oblak schwärmte: „Geben Sie ihm vorne den Ball und lassen Sie ihn Spaß haben.“
Offensive Entwicklung
Tormann Oblak ist ein wichtiger Baustein im Teamgefüge, das Trainer Diego Simeone zusammengestellt hat. Atlético steht für gut organisierte Defensive, wenige Gegentore, aber auch für offensiven Minimalismus. Wobei der Argentinier sein System adaptiert hat, um João Félix mehr Freiräume zu geben. 21 Tore in zehn Spielen ist ein Spitzenwert in der Liga, Verfolger Real Sociedad hat in zwölf Spielen nur einen Treffer mehr erzielt.
Der Argentinier Diego Simeone ist seit Dezember 2011 Trainer, so lange hat sich in der Geschichte des Vereins noch kein anderer beweisen dürfen. Der 50-Jährige hat den Fans die Identität des Klubs zurückgegeben. Neben den Königlichen von Real hat sich Atlético als Arbeiterklub etabliert, der sich seine Erfolge hart erarbeitet. „Glauben. Die Herausforderung, sich immer wieder selbst zu übertreffen“, heißt Simeones Autobiografie. Er galt als Spieler als Raubein mit Führungsqualitäten und Siegermentalität.
Die strahlt er auch als Trainer aus. Mit Atlético gewann er den Cup, die Meisterschaft, die Europa League. Nur die Champions League fehlt ihm noch in der Sammlung, 2014 und 2016 verlor Simeone mit seiner Mannschaft jeweils das Finale gegen den Erzrivalen Real.
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