Janko über ÖFB-Team: "Eines der besten Spiele unserer Geschichte"

KURIER-Kolumnist Marc Janko.
Marc Janko über das Achtelfinale im Wembley: "Italien wurde herausgefordert und kräftig ins Schwitzen gebracht."

Meine Freude über das Spiel gegen Italien ist nach wie vor groß, das Team hat sich wie ausgewechselt präsentiert mit starkem technischen, physisch-intensiven Spiel und mit einer Ausrichtung, bei der man von außen den Eindruck gewinnt, dass Teamchef Foda die richtige Mischung gefunden hat. Es ist wie bei einem Puzzle, wo die einzelnen Stücke zusammenpassen müssen.

Das ist mit der Personalie Grillitsch im Zentrum und Alaba in der Abwehr gelungen. In den Spielen gegen die Ukraine und Italien hatte ich den Eindruck, dass nicht ein paar Organe für sich funktionieren, sondern das Team als gesamter Organismus agiert. Es war ein Plan erkennbar, und der wurde nahezu perfekt umgesetzt.

Das wahre Potenzial

Für mich war nicht absehbar, dass sich Österreich mit Italien in einem Achtelfinale mindestens auf Augenhöhe befinden könnte. Wenn man den Level und das Umfeld EURO in die Bewertung miteinrechnet, dann haben wir eines der besten Spiele der österreichischen Nationalmannschaft unserer Geschichte gesehen. Italien wurde herausgefordert und kräftig ins Schwitzen gebracht.

Die acht Millionen Teamchefs, die stets das Gefühl hatten, dass dieses Team mehr draufhat, werden sich nach den zwei Spielen zuletzt bestätigt fühlen. In den vergangenen Monaten ließ die Mannschaft dieses Potenzial oft vermissen, bei der EURO haben wir dann ihr wahres Gesicht gesehen. Mit Mut und Courage, weil Aktivität der Mannschaft eben am Besten zu Gesicht steht. Ungewöhnlich war für mich, dass Spieler wie Hinteregger, Sabitzer oder Grillitsch während des Turniers nicht nur zwischen den Zeilen Kritik an der taktischen Ausrichtung übten – und auch erhört wurden.

Weißer Rauch ist auch bei David Alaba aufgestiegen – Habemus Position – sei es als Abwehrchef im Zentrum oder als Linksverteidiger.

Gute Stimmung

Ich wurde vor dem Turnier zur Stimmung im Team gefragt, meine Antwort sorgte für etwas Aufsehen. Es handelte sich um meinem Eindruck von außen und um das Resultat einiger Gespräche, die ich geführt hatte. Dass dies nicht an den Haaren herbeigezogen war, zeigten Interviews von Sportdirektor Peter Schöttel und Präsident Leo Windtner, die zu Protokoll gaben, dass Teamchef Foda in diesem Bereich „nachschärfen“ musste. Als Fan des Nationalteams ist es mir wichtig, festzustellen, dass sich etwas entwickelt hat, dass etwas zusammengewachsen ist.

In Hinblick auf die WM-Qualifikation im Herbst macht die EURO Mut. Nach dem überschaubaren Start benötigen wir Leistungen wie gegen Italien für eine Aufholjagd.

Marc Janko ist Fußball-Experte bei Sky – der 36-Jährige spielte 70-mal für das Nationalteam und erzielte 28 Tore.

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