Eine riskante Wette auf die Zukunft des FC Barcelona
Fix ist zum Saisonauftakt der spanischen Liga, dass der FC Barcelona am Samstag im Camp Nou gegen Rayo Vallecano spielt.
Der Rest ist kompliziert.
Wie die Katalanen am Freitagmittag offiziell mitteilten, einigte sich der Klub mit der Firma Orpheus Media auf einen Verkauf von weiteren 24,5 Prozent der Anteile an den Barça-Studios – einer Medienplattform, zu der unter anderem der vereinseigene Sender gehört. Der Deal soll 100 Millionen Euro bringen. Schon zuvor hat Barcelona 868 Millionen Euro eingenommen – durch die Verpfändung von insgesamt 25 Prozent der Einnahmen aus den TV-Rechten der kommenden 25 Jahre einerseits und den Verkauf eines 25-prozentigen Anteils an Barça-Studios. Doch es dauerte bis zum späten Freitagabend, bis laut Mundo Deportivo allen Neuzugängen auch die Spielerlaubnis erteilt wurde.
Die Liga errechnet jeden Sommer den Betrag, den die Vereine für Gehälter ausgeben dürfen. Dieser Rahmen ergibt sich aus Einnahmen, Ausgaben ohne Gehälter und Schuldenrückzahlung. Den Katalanen hängen die Irrsinnsverträge der Vergangenheit nach. Letzte Saison beliefen sich die Gehaltskosten auf 560 Millionen Euro, 144 Millionen Euro über dem Erlaubten. Die Kosten wurden durch Verkäufe und Neuverhandlungen gesenkt. Und das treibt befremdliche Blüten: Der Niederländer Frenkie de Jong wird regelrecht gemobbt. Er verdient angeblich mehr als 20 Millionen Euro.
Das Online-Magazin The Athletic berichtete, dass Barça De Jong Mitte Juli mitgeteilt habe, dass er auf erhebliche Teile seines Gehalts verzichten oder gehen muss. Nach dessen Weigerung drohte der Verein, dass sein Vertrag gerichtlich für nichtig erklärt werden könnte. Aus den Blüten wurde ein Rosenkrieg. Der Mittelfeldspieler wirft dem Klub „Erpressung“ und eine „Verleumdungskampagne“ vor, berichteten Mundo Deportivo und Sport. Seine Anwälte wollen bei der Liga, der Spielergewerkschaft in Spanien und bei der internationalen FIFpro gegen das Vorgehen klagen.
Der FC Barcelona steckt in der größten Krise der Vereinsgeschichte und hat rund 1,3 Milliarden Euro Schulden. Ein Teil der fast 970 Millionen Einnahmen aus den aktuellen Deals wurde auf dem Transfermarkt investiert. Barça holte Robert Lewandowski (45 Millionen Euro plus fünf Millionen Euro an möglichen Bonuszahlungen), Jules Koundé (Sevilla/50 Millionen), Raphinha (Leeds/58 Millionen) sowie die ablösefreien Franck Kessié (Milan) und Andreas Christensen (Chelsea).
Stolzer Präsident
Stellt Barcelona einen Neuzugang vor, wird alles bis ins Detail choreografiert – mittendrin ein stolzer Spieler und ein noch stolzerer Präsident. 60.000 sollen zur Präsentation von Robert Lewandowski ins Camp Nou gekommen sein. „Danke, Pini!“, rief Juan Laporta auf Englisch ins Mikrofon. „Brother“, fügte der 60-Jährige noch dazu. Lewandowski-Berater Pini Zahavi soll zehn Millionen Euro mit dem Deal verdient haben. Er und Laporta hatten schon eine Geschäftsbeziehung, der Barça-Präsident war bei der Hochzeit einer Tochter Zahavis Ehrengast.
Laporta erklärte letztes Jahr, dass der Klub Lionel Messi nur hätte halten können, wenn Fernsehrechte verpfändet worden wären. Er war aber „nicht bereit, die Rechte des Vereins für irgendjemanden zu verpfänden. Unsere Institution steht über allem, auch dem besten Spieler der Welt.“ Genau ein Jahr nach dem tränenreichen Abschied von Messi stellte Barcelona Lewandowski vor. Finanziert mit dem Verkauf von TV-Rechten. Eine Ohrfeige für Barças Ikone. Aber auch für den Klub. Wenn Barcelona keine Wunderheilung gelingt, werden die Gelder aus dem Ausverkauf in den nächsten Jahren fehlen.
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