Dortmund ist auf der Hut: "Kloppo will uns einlullen"
Es werden in Dortmund von Tag zu Tag immer mehr Leute, die die Glücksfee verfluchen, die ihre Borussia und den FC Liverpool im Viertelfinale der Europa League zusammengelost hat. Was für die Öffentlichkeit ein Traumlos, das ist für die Deutschen zusehends zum blanken Horror geworden. Liverpool hat in Dortmund längst den Status eines Angstgegners. Und das hat jetzt weniger mit der fußballerischen Stärke des englischen Traditionsvereins zu tun, sondern in erster Linie mit der Strahlkraft seines Trainers. Jürgen Klopp.
Seit Wochen, um genauer zu sein: seit dem Moment, als der frühere Dortmunder Alex Frei bei der Auslosung Liverpool mit Dortmund zusammenbrachte, dreht sich alles nur mehr um die Rückkehr von Jürgen Klopp nach Dortmund. Zu jenem Verein, den er kurz nach dem drohenden Konkurs in ungeahnte Höhen und zu mehreren Titeln geführt hat; in jene Stadt, in der sie ihn verehrt haben wie noch keinen anderen Trainer vor ihm. In jenes Stadion, das er im Mai des vergangenen Jahres mit Tränen und viel Herzschmerz verlassen hat. "Dass das speziell wird, das ist doch klar", sagt Klopp.
Keine Romantik
Bei den Verantwortlichen in Dortmund fürchten sie das Wiedersehen mehr, als dass sie sich darauf freuen. Die Erinnerungen, die Emotionen, die nostalgischen Gefühle – das wird Sportdirektor Michael Zorc langsam zu viel. "Wir wollen keinen romantischen Abend feiern", stellt er unmissverständlich klar.
Der Appell richtet sich vor allem an die Dortmunder Anhänger. Jürgen Klopp auf der gegnerischen Trainerbank könnte der Borussia im wichtigen Hinspiel den Heimvorteil kosten. Bei Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke geht jedenfalls die Angst um, dass die BVB-Fans nur den früheren Trainer hochleben lassen und dabei auf das Anfeuern der eigenen Mannschaft vergessen. "Wenn sie Kloppo abfeiern, dann sollen sie das erst nach dem Spiel machen. Kloppo will uns einlullen. Wir spielen nicht gegen unseren Freund."
So freundschaftlich soll das Verhältnis am Ende ohnehin nicht mehr gewesen sein. Die schwierige letzte Saison unter Jürgen Klopp, in der die Dortmunder auf einem Abstiegsplatz überwinterten, hat bei vielen Spielern ihre Spuren hinterlassen. Das Team und ihr emotionaler Erfolgstrainer hatten sich nach sieben intensiven Jahren auseinandergelebt. Hätte Klopp den Verein nicht selbst verlassen, so heißt es inzwischen in Dortmund, dann wären wohl Leistungsträger wie Hummels, Aubameyang und Mkhitaryan freiwillig gegangen.
Die Lücke, die Klopp in Dortmund hinterlassen hat, ist jedenfalls deutlich geringer als von vielen noch vor einem Jahr befürchtet. Thomas Tuchel, der Klopp seinerzeit bereits in Mainz beerbt hatte, tut der Borussia mit seiner unaufgeregten Art gut. Unter Tuchel hat Dortmund in den ersten 28 Ligaspielen mehr Punkte geholt als Klopp im Vergleichszeitraum in den Meisterjahren.
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