Dominik Prokop: Ein Talent steht vor der Weichenstellung
Die Ansprüche waren sehr früh sehr schnell sehr hoch. Kaum hatte Dominik Prokop am 20. Oktober 2016 beim 3:3 gegen AS Roma ein Tor erzielt, träumten viele Austria-Fans von einem neuen Primgeiger, der ihre hohen Erwartungen erfüllen könnte. Ein Eigenbauspieler mit feiner Technik, einem geschulten Auge. Einer, der mehr Fußball spielt als arbeitet. Ein echter Austrianer eben.
Etwas mehr als zwei Jahre später steht der 21-Jährige nach einer Zeit der Stagnation vor einem für ihn wichtigen Frühjahr, in dem sich zeigen wird, welche Richtung seine Karriere einschlägt. „Ich möchte wieder unangefochtener Stammspieler werden“, stellt Prokop eine Forderung an sich. Eine Begründung, weshalb er Rhythmus, Form und Effizienz verloren hat, kann er nennen: „Ich habe Fehler gemacht und im letzten Jahr ein paar Dinge verändert. Ich war nicht mehr so konsequent.“
Karriere-Knick
Bei der Ernährung zum Beispiel. „Ich bin auch länger aufgeblieben und habe gerne Ausnahmen gemacht.“ Dennoch stimmte in dieser Zeit noch seine Formkurve. „Ich habe geglaubt, dass es so weitergehen kann. Und ich habe schnell die Rechnung präsentiert bekommen“, sagt Prokop über den Karriere-Knick.
Daher hat er schon im Herbst den Rhythmus wieder korrigiert, in seiner neuen, eigenen Wohnung auch das Spielen auf der Playstation nicht mehr bis in den späten Abend hinein verlängert. „Ich merke schon, dass ich körperlich wieder besser drauf bin.“ Trotz einer deutlich schlechteren Statistik als in der Vorsaison sieht der Youngster seine Entwicklung positiv. „In einer für die Mannschaft schweren Zeit habe ich im letzten Frühjahr viele Scorerpunkte gemacht.“ Doch das ist mittlerweile Vergangenheit.
Nachdenklich
„Vielleicht waren auch meine Ansprüche sehr hoch, aber mich treibt so etwas eigentlich an.“ Auf den Eigenantrieb wird es im Frühjahr für Prokop ankommen. „Ich muss Stammspieler sein und wieder effizienter werden. Vielleicht habe ich mich zuletzt unter Druck gesetzt und deswegen nicht so befreit aufspielen können“, sagt der Techniker, der von sich behauptet, selbstkritisch und reflektiert zu sein. „Ich bin schon der Typ, der viel nachdenkt und sich mit seinem Umfeld bespricht.“
Mit den Eltern, allen voran mit dem Vater, einem Mentaltrainer. „Wir machen jetzt wieder mehr in diesem Bereich.“ Mit Entspannungsübungen, mit Methoden, mit denen man das Selbstvertrauen stärkt und das viele Nachdenken verhindern kann. Auch das Visualisieren mancher Szenen auf der Fahrt zum Match hilft ihm.
Nicht nur in der Offensive, seinem bevorzugten Spielplatz, muss er seine Aufgaben erfüllen, auch in der Defensivarbeit hat er großen Verbesserungsbedarf. Ob er das vom Trainerteam zu hören bekommt? „Sicher, häufig. Ich merke es ja auch selbst, wobei ich mir wirklich Mühe gebe. Aus dem Nachwuchs war ich gewohnt, dass ich nie viel defensiv machen musste.“ Doch seit einiger Zeit spielt er bei den Männern. „Vielleicht braucht das Zeit zum Eingewöhnen.“
Doch die Zeit drängt, zumal im Juni die U-21-EM auf dem Programm steht. „Die Teilnahme ist eine coole Sache. Ich muss den Trainer nun mit Leistungen überzeugen.“
Den Worten sollten Taten folgen – der Grat ist schmal zwischen einem Talent und einem ewigen Talent.
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