Die Meilensteine im rot-weiß-roten Trainerbank-Wesen

Ralph Hasenhüttl
Hasenhüttl ist der erste österreichische Coach in England. Heimische Trainer sind wieder in. Ein Blick auf die Vorgänger.

Um 13 Uhr österreichischer Zeit bestätigte gestern der FC Southampton die Gerüchte. „Welcome Ralph Hasenhüttl“, schrieb der Premier-League-Klub. Der Österreicher unterschrieb bis Sommer 2021 und nimmt schon heute seine Arbeit auf. Präsident Ralph Krueger erklärte: „Seine Fähigkeiten, den Spielern seine Philosophie zu vermitteln und Talente zu entwickeln, ist ein zentraler Punkt, warum er die perfekte Wahl als neuer Saints-Trainer ist.“ The Saints, das ist der Spitzname des Klubs aus der südenglischen Hafenstadt. Die Heiligen.

Der Alpen-Klopp

Die Süddeutsche Zeitung betitelte Hasenhüttl als „Alpen-Klopp“. Der Hampshire Chronicle schrieb vom „Klopp of die Alps“. Die Erwartungshaltung an den 51-jährigen Grazer ist hoch, wenn er das Traineramt beim FC Southampton antritt. Er ist er erste österreichische Trainer in der Premier League. Er ist aber auch Beweis für die Wertschätzung, die österreichische Trainer derzeit wieder genießen.

Ralph Hasenhüttl (51) führte Aalen von einem Abstiegsplatz in der 3. Liga in die 2. Liga. Dann übernahm er Ingolstadt als Tabellenschlusslicht der 2. Liga und führte den Klub in die 1. Bundesliga. „Wir verfolgen ihn seit seiner Zeit bei Ingolstadt, wo er Qualitäten gezeigt hat, die wir hier in Southampton brauchen“, sagte Klubchef Ralph Krueger. „Und er hat seine Fähigkeiten bei Leipzig noch weiterentwickelt.“ Mit dem Aufsteiger RB Leipzig wurde er 2017 Zweiter hinter den Bayern, bat diesen Sommer aber um die vorzeitige Auflösung seines Vertrags.

Peter Stöger (52) schaffte ab 2013 mit dem 1. FC Köln den Aufstieg in die 1. Bundesliga. Letzte Saison sprang er als Feuerwehrmann bei Dortmund ein und schaffte mit einer verunsicherten Mannschaft noch die Qualifikation für die Champions League.

Adi Hütter (48) führte in der Schweiz die Young Boys aus Bern zu alten Höhen und zur Meisterschaft. In Frankfurt trat er die Nachfolge von Niko Kovac an, verschafft sich nach einem Stolperstart inklusive Cup-Aus gegen Ulm aber immer mehr Respekt.

Vor diesem Trio gab es jedoch längere Zeit keine großen Erfolge österreichischer Trainer in großen Ligen. Ein Auszug aus der Bestenliste rot-weiß-roter Fußballtrainer.

Die Meilensteine im rot-weiß-roten Trainerbank-Wesen

Ernst Happel (1925 geboren, 1992 gestorben) ist Österreichs Trainer-Aushängeschild schlechthin. 1970 gewann Feyenoord Rotterdam unter seiner Leitung als erster niederländischer Klub den Meistercup und danach auch den Weltpokal. Mit dem FC Brügge stand er 1978 im Finale des Meistercups. 1978 führte er die Niederlande ins WM-Finale. 1981 holte ihn der Hamburger SV in die deutsche Bundesliga. Er wurde auf Anhieb zwei Mal hintereinander Meister. 1983 gewann er mit dem Hamburger SV den Meistercup, er war damit der erste Trainer, dem dies mit zwei verschiedenen Vereinen gelungen ist. Eine seiner weniger erfolgreichen Stationen war Betis Sevilla von 1973 bis 1975.

Aber ein anderer Österreicher hinterließ in der spanischen Liga seine Spuren. Max Merkel. Der Wiener, der am Freitag vor 100 Jahren geboren wurde und 2006 gestorben ist, war von 1971 bis 1973 bei Atlético Madrid und wurde Meister und Cupsieger. Aufgrund seiner Trainingsmethoden und seinem Hang zur Disziplin wurde er als „Mister Latigo“ bezeichnet, als Trainer mit der Peitsche. Merkel, der vielen vor allem als scharfzüngiger Kritiker noch bekannt ist, war zuvor schon in Deutschland mit 1860 München und Nürnberg Meister geworden. Mit 1860 stand er 1965 im Europacup der Cupsieger im Finale.

Die Meilensteine im rot-weiß-roten Trainerbank-Wesen

Max Merkel machte sich in Spanien einen Namen.

Der FC Barcelona führt in seiner Historie als Trainer einen gewissen Jack Demby oder auch Richard Dombi. Der wurde als Richard Kohn 1888 in Wien geboren und wurde „Little Dombi“ genannt, die kleine Eminenz. Der wurde nicht nur mit Bayern München und Feyenoord Rotterdam Meister, sondern holte mit dem FC Barcelona den Cupsieg 1927.

Mit Merkel ist die Erfolgsgeschichte österreichischer Trainer in Spanien auch schon vorbei. Helmut Senekowitsch (1933–2007) trainierte Bilbao, Betis Sevilla und Cádiz. Walter Skocik (78) war 1982/’83 in Las Palmas. 1988 war Hermann Stessl kurzzeitig Trainer von Racing Santander. Der heute 78-Jährige führte die Austria zu vier Titeln und 1978 ins Europacupfinale im Cupsiegerbewerb. International fand der Steirer sein Glück in Portugal 1980 bis 1982. Dort wurde er mit Porto 1981 Vize-Meister.

Italien ist Geschichte

Noch weniger Spuren als in Spanien haben österreichische Trainer in Italien hinterlassen. Fußball-Historiker könnten an dieser Stelle Halt rufen. 1937 gab es in den drei italienischen Profiligen acht österreichische Trainer. Hermann Felsner gewann mit Bologna 1925, 1929, 1939 und 1941 den Titel. Toni Cargnelli holte mit Torino die Meisterschaft, mit Ambrosiana (Inter) Mailand wurde er 1939 Cupsieger und 1940 Meister. Nicht ganz so weit zurück liegt die Tätigkeit des letzten österreichischen Trainers in Italien. Nach Beendigung seiner aktiven Karriere wurde Ernst Ocwirk (1926– 1980) 1962 Trainer bei Sampdoria. Er wurde Ende Jänner 1965 entlassen.

Und England? Da ist allein schon die Verpflichtung von Ralph Hasenhüttl ein Meilenstein.

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