Zwei Urgesteine in Grün und Violett werden heute (17 Uhr) ihre Mannschaften aufs Feld führen. Weil die Kapitäne Dejan Ljubicic (verletzt) und Alex Grünwald (gesperrt) fehlen, rücken Max Hofmann und Markus Suttner in den Derby-Fokus. Die beiden Verteidiger haben rund die Hälfte ihres Lebens bei ihrem Verein verbracht.
Hofmann kam als neunjähriger „Maxi“ nach Hütteldorf, als 27-Jähriger spielt der Wiener die beste Saison seines Lebens. „Max arbeitet immer an sich und wächst immer besser in die Rolle des Abwehrchefs rein – wir sehen ihn im gesamten Trainerteam sehr positiv“, lobt Co-Trainer Nastl. Obwohl Hofmann hart spielt, wurde er in 134 Bundesliga-Spielen nur einmal ausgeschlossen: beim Startelf-Debüt 2013 gegen Sturm (4:2) nach nur einer Minute.
Markus Suttner kam bereits 2001 in die Austria-Akademie und feierte 2013 mit Trainer Peter Stöger gemeinsam den Meistertitel. Ab 2015 folgten für den linken Verteidiger die Stationen Ingolstadt, Brighton und Düsseldorf. Mit 33 kam es für den 20-fachen Teamspieler zur Rückkehr unter Stöger.
So, wie es sich im Lockdown gehört, wurden die beiden Kapitäne zu ihren ganz persönlichen Derby-Erlebnissen vom KURIER getrennt voneinander befragt.
KURIER:Welches Derby ist das früheste, an das Sie sich noch erinnern können?
Max Hofmann: Meine Mutter und meine Schwester waren immer schon Rapid-Fans, deswegen hab’ ich das früh mitbekommen, das muss ungefähr 1998 gewesen sein.
Markus Suttner: Das ist zuviel gefragt. Ich glaube, das muss eines gewesen sein in der Generation mit Michi Wagner.
Bei welchem Derby waren Sie erstmals im Stadion?
Hofmann: In Hütteldorf als Fünfjähriger. Auswärts war ich dann später oft im Block. Da kann ich mich an Derbys erinnern, bei denen es nicht so schön zugegangen ist.
Suttner: Das muss mit 14 Jahren gewesen sein, als ich in der Hollabrunner Austria-Akademie war. Da sind wir als Mannschaft mit dem Bus ins Stadion gefahren. Welches Derby es genau war, weiß ich nicht. Aber es hat im Horr-Stadion stattgefunden.
Warum sind Sie so früh bei Ihrem Verein gelandet?
Hofmann: Wienerberg war durch meinen Vater mein Stammverein. Als Neunjähriger bin ich bei einem Spiel aufgefallen, wurde zu einem Sichtungstraining eingeladen und bin 2003 gleich genommen worden. Das war eine Erfolgsgeschichte, weil ich alle Stationen im Rapid-Nachwuchs durchlaufen durfte.
Suttner: Von klein auf war ich Austria-Fan, von der Familie geprägt. Rund um Wullersdorf hat es nur die Akademie in Hollabrunn gegeben, wenn du wirklich weiterkommen wolltest.
Ich habe dort die Aufnahmeprüfung bestanden, so hat sich alles ergeben.
Wie ist Ihr erstes Derby sportlich verlaufen?
Hofmann: Das weiß ich noch genau! Im Februar 2014 haben wir nach Rückstand noch 3:1 gewonnen. Der Steff (Steffen Hofmann, Anm.) hat einen Freistoß versenkt. Das war sehr positiv – so wie die meisten Derbys, bei denen ich gespielt habe.
Suttner: Wie es verlaufen ist, das weiß ich nicht mehr (Anm.: 2:0-Sieg im November 2008). Unser Trainer war jedenfalls Karl Daxbacher.
Bei welchem Derby haben Sie die beste Leistung abgerufen? Und bei welchem war Ihre Mannschaft am besten?
Hofmann: 5:2, 3:0, 4:0: Wir haben großartige Siege gefeiert, von denen ich keinen rausheben will. Die waren alle im Horr-Stadion oder im Prater.
Suttner: Das war das 3:0 im Happel-Stadion im August 2011 mit Junuzovic, Linz, Jun und Barazite.
Warum läuft es im Derby in Hütteldorf im neuen Stadion seit 2016 für Rapid so schlecht und damit für die Austria so gut?
Hofmann: Da tu’ ich mir mit einer Antwort schwer. Ich habe es so empfunden, dass wir auch zu Hause meistens besser waren. Beim letzten 2:2 vor einem Jahr hätten wir hinten raus noch gewinnen müssen. Es ist leider öfters bitter gelaufen im neuen Stadion – das werden wir bei diesem Derby ändern!
Suttner: Schwer zu beurteilen für mich, weil ich es als Legionär in Deutschland und England nur aus der Ferne beobachten konnte. Es sind generell immer spezielle Spiele, vielleicht hilft da die erhöhte Anspannung eines Derbys.
Welchen Unterschied wird ein Derby ohne Fans zu den üblichen emotionalen Duellen ausmachen?
Hofmann: Das ist unheimlich bitter! Es wird wirklich ein bitteres Derby, in dieser Hinsicht. Normal spürst du die ganze Woche das Knistern, und beim Aufwärmen kommst du mit einer ganz speziellen Stimmung raus.
Jetzt ist alles leer. Das kennen wir zwar schon, aber nicht beim Derby. Wir müssen halt das Beste daraus machen.
Suttner: Geisterspiele sind wir mittlerweile schon gewohnt. Daheim in unserem Stadion würde mir das Fehlen der Fans deutlich mehr ausmachen. Diesmal müsste es die Rapidler mehr stören.
Stimmt das ewige „Derby-Gesetz“, dass es keinen Favoriten gibt?
Hofmann: Das haben tatsächlich schon einige gesagt, und ich habe es auch so erlebt, dass in einem Derby immer alles passieren kann.
Suttner: Aus meiner Erfahrung von 23 Derbys kann ich sagen, dass es sehr oft eine Mannschaft gegeben hat, die zu dem Zeitpunkt besser drauf war – und dann ist oft alles anders gekommen. Somit kann man sagen, dass dieses Gesetz Gültigkeit hat.
Welchen Unterschied macht es, dass Rapid am Donnerstagabend in Irland gespielt hat, während die Austria schon trainieren konnte?
Hofmann: Einerseits hatte die Austria auch ein Cup-Spiel zu bestreiten, andererseits sind die Strapazen durch eine Auslandsreise schon etwas Anderes. Irland wird uns in den Knochen stecken, aber bei einem Derby sind alle bis in die Haarspitzen motiviert. Da darf das dann keinen Unterschied mehr ausmachen.
Suttner: Beide Teams haben unter der Woche gewonnen, das tut grundsätzlich einmal sehr gut. Die Reise von Rapid bedeutet für uns keinen Vorteil – beide Mannschaften haben eine englische Woche.
Welche war die größte Herausforderung seit dem Beginn der Corona-Krise?
Hofmann: Wir Fußballer haben das Privileg, trainieren und spielen zu dürfen. Nicht alle können ihrer Arbeit nachgehen.
Was schon schwierig ist, bleibt das extreme Aufpassen in der Familie, das Virus nicht zu erwischen. Nicht nur wegen der eigenen Quarantäne, sondern weil du damit dann auch Mitspieler raus aus dem Kader nehmen könntest.
Suttner: Ich war in Düsseldorf, als plötzlich die Liga abgedreht wurde. Die größte Herausforderung war diese Unsicherheit. Nicht zu wissen, ob es überhaupt weitergeht, und wenn, wann wieder weitergespielt wird.
Kommentare