Griechische Liga versinkt zusehends im Chaos

In Griechenland kommt es regelmäßig zu Fan-Ausschreitungen.
Immer wieder Fan-Ausschreitungen, nun zückte ein Klubbesitzer den Revolver: Die griechische Liga wird ausgesetzt.

Damir Canadi saß während seines Kurzurlaubes in Vorarlberg daheim am Tisch mit seiner Familien und erhielt aus Athen regelmäßig neue Meldungen. "Ich bin auch geschockt. Mein Teammanager, der schon sehr lange im griechischen Fußball tätig ist, hat mir versichert, dass er solche Zustände noch nie gesehen hat", erzählt der Trainer von Atromitos Athen. Fakt ist, dass im griechischen Fußball wieder Chaos herrscht: Nach Spielunterbrechungen wegen Fan-Ausschreitungen ging nun ein Mannschaftsbesitzer bewaffnet auf den Platz und drohte dem Schiedsrichter und dem gegnerischen Team.

Hartes Durchgreifen

Die Regierung stoppte die Meisterschaft. "Dies gilt für unbestimmte Zeit", sagte der für Sport zuständige Vizeminister Dimitris Vassiliadis nach einem Treffen mit Regierungschef Alexis Tsipras im griechischen Fernsehen. "In der nächsten Zeit wird es Treffen und Beratungen mit dem Fußballverband, den Vereinen und der UEFA geben", fügte Vassiliadis hinzu.

Am Sonntagabend war das Spitzenspiel zwischen PAOK Saloniki und AEK Athen abgebrochen worden, als PAOKS Besitzer Iwan Savvidis, ein Oligarch aus dem Putin-Umfeld, aus Protest gegen eine Abseits-Entscheidung aufs Spielfeld ging und dabei einen Revolver an seinem Gürtel trug. Die Staatsanwaltschaft erließ am Montag Haftbefehl gegen den russisch-griechischen Unternehmer und vier seiner Sicherheitsleute. Der Schiedsrichter und seine Assistenten flüchteten nach der von der griechischen Presse als "Cowboy-Autfritt" bezeichneten Aktion in die Kabinen. Mehr als zwei Stunden nach Abbruch des Spiels änderte der Referee nach Medienberichten seine Meinung: Das zuvor wegen Abseits zurückgepfiffene Tor sollte nun doch zählen.

Komplette Verwirrung

Am kommenden Wochenende hätte Canadi mit Atromitos ausgerechnet gegen PAOK gespielt. Ein Klub, zu dem er gute Beziehungen hat, da drei seiner Spieler von dort ausgeliehen sind. "Durch die Unterbrechung haben wir nun ein Spiel in den kommenden sechs Wochen. Für unseren Rhythmus ist das natürlich alles andere als gut." Der Zwangspause folgen die Länderspielpause und danach Ostern, "das für die Griechen wichtiger ist als Weihnachten. Da wird nicht gespielt", so der Wiener.

Canadi hat die Griechen in Sachen Fußball von Beginn an als heißblütig kennen gelernt, lange Zeit blieb aber alles im Rahmen. In den vergangenen 21 Saisonen wurde Olympiakos Piräus nicht weniger als 19 Mal Meister. Diesmal haben AEK Athen und PAOK gute Chancen, Olympiakos zu stürzen.

Canadi liegt mit Atromitos auf Platz vier und Europacupkurs, könnte in der Tabelle nach oben klettern, da PAOK Punkteabzüge drohen. "Aktuell kennt man sich nicht aus, wenn man auf die Tabelle schaut." In den nächsten Wochen könnte der 47-Jährige seinen Vertrag bei Atromitos verlängern.

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