Deutscher Neustart: Die Bayern siegen, die TV-Anbieter jubeln

Dezent, aber erlaubt: Lewandowskis Torjubel (re.)
Das Liga-Comeback beschert den deutschen TV-Anstalten hohe Einschaltquoten – und einen Bayern-Sieg bei Union Berlin.

Als der Spuk des ersten Geisterspiels vorbei war und der 4:0-Derbysieg gegen Schalke eingefahren war, ließen es sich die Spieler von Dortmund nicht nehmen, diesen prestigeträchtigen Triumph gebührend zu feiern. Corona mag den Kickern den Grasboden unter den Füßen weggezogen haben, aber für Rituale muss auch in Krisenzeiten wie diesen Platz sein.

Also versammelten sich nach Schlusspfiff alle vor der Gelben Wand, wie die größte Stehplatztribüne von Europa (25.000 Plätze) genannt wird und inszenierten eine La-Ola-Welle. „Das hat schon etwas Surreales“, meinte BVB-Geschäftsführer Watzke.

Bundesliga - Borussia Dortmund v Schalke 04

Wie üblich verlief – aus sportlicher Sicht – Sonntagabend der Auftritt der Bayern in Berlin. Gegen Union gab es mit Abwehrchef David Alaba nach einem Lewandowski-Elfer (40.) noch einen Treffer von Pavard (81.) zum 2:0.

Für Union-Kapitän Christopher Trimmel wäre es an der bekannt stimmungsvollen Alten Försterei ein Spiel des Jahres gewesen. Aber ohne Fans wirkte der Verein, der vor dem Corona-Stopp am längsten weitermachen wollte, chancenlos.

Baum-Kletterer

Zwei Fans haben versucht, den Zuschauer-Ausschluss in der deutschen Bundesliga wegen der Corona-Pandemie auf besonders kreative Art und Weise zu umgehen. Die Männer kletterten nach Angaben eines Polizeisprechers am Sonntag während der Partie auf einen Baum neben dem Stadion, um einen Blick auf das Spiel zu erhaschen.

Die Polizei bat die beiden Fans herunter, nahm deren Personalien auf und sprach Platzverweise aus. Darüber hinaus blieb es rund um das Spiel im Stadion ruhig

Deutscher Neustart: Die Bayern siegen, die TV-Anbieter jubeln

Es gab übrigens ein Österreicher-Debüt: Der Salzburger Markus Hoffman vertrat beim Aufsteiger als Cheftrainer den aus privaten Gründen verhinderten Coach Urs Fischer.

Rekordquoten

Sportlich waren also Dortmund und die Bayern Gewinner dieser so ungewöhnlichen 26. Runde. Der wahre Sieger war aber der Fußball. Die Sehnsucht nach ein wenig Abwechslung und Unterhaltung war so groß, dass die ersten Spiele seit mehr als zwei Monaten die Fans in Millionen vor die TV-Geräte lockte. Laut dem Medienmagazin DWDL hat der TV-Sender Sky am Samstag mit seinem Angebot im Pay- und Free-TV kombiniert mehr als sechs Millionen Zuschauer erreicht. Das war ein Rekord.

Allein schon für den Pay-Bereich kann Sky die Sektkorken knallen lassen: 3,68 Millionen Zuschauer haben nie zuvor zu der Konferenz und den Einzelspielen eingeschaltet. Aber auch andere Sender durften jubeln. Das „ZDF-Sportstudio“ am späten Abend verfolgten immer noch zwei Millionen Zuschauer, die „ARD-Sportschau“ um 18 Uhr freute sich über vier Millionen.

Am Sonntag war auch ein Österreicher-Tor zu sehen: Florian Kainz köpfelte für Köln zum 2:0 gegen Mainz ein (53.). Nachdem der Ex-Rapidler ausgetauscht war, gelang den Mainzern (mit Onisiwo) noch das 2:2. Dass man auch ein Geisterspiel verschlafen kann, hatten Adi Hütters Frankfurter beim 1:3 gegen Gladbach bewiesen: Nach zwei Angriffen war das Team von Marco Rose mit 2:0 in Führung gelegen.

Lobeshymnen

Der Anfang ist getan, die Kugel rollt: Deutschlands oberste zwei Fußball-Ligen haben den Start ihrer Vorreiterrolle im Topfußball vorerst recht anständig über die Bühne gebracht. Auch das internationale Echo war mehrheitlich positiv. Die italienische La Stampa meinte: „Wir müssen Gary Linekers Definition aktualisieren: Fußball ist nicht mehr der Sport, bei dem 22 Männer dem Ball nachjagen und am Ende die Deutschen gewinnen. Sondern es ist das, was – wer weiß, für wie lange noch – nur sie spielen. Jetzt können sie es. Willkommen zurück in der Bundesliga.“

Die einhellige Meinung: Dieser Fußball sei immer noch besser als gar kein Fußball. In Österreich geht es in zwei Wochen wieder los – sofern nicht noch Skandale im LASK-Ausmaß folgen.

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