Jung, dynamisch, erfolgreich – das alles trifft auf die Mannschaft von Salzburg zu. Jung, dynamisch, erfolgreich – das alles trifft auch auf Salzburgs Trainer Matthias Jaissle zu. Wäre der 33-Jährige nicht so bescheiden, könnte er locker Julius Cäsar zitieren: Veni, vidi, vici – ich kam, sah und siegte. Seit Sommer ist der Deutsche bei den Bullen am Ruder, hat seither noch kein Spiel verloren. Diese Serie will er auch heute fortsetzen, wenn es im Champions-League-Heimspiel gegen den französischen Meister OSC Lille geht (21.00 Uhr/live auf ServusTV, Sky und DAZN).
„Lille hat eine unfassbare Qualität, vor allem in der Offensive“, warnt Jaissle jedoch, „wir müssen auf der Hut sein.“ Ähnlich wie die Salzburger hat der Klub aus dem Nordosten Frankreichs im Sommer einen Umbruch vollzogen. Deshalb ist der Saisonstart auch ein wenig holprig verlaufen. „Aber die letzten zwei Spiele haben sie gewonnen, kommen sicher mit breiter Brust“, weiß der Jungtrainer des österreichischen Serienmeisters, „wir sind sicher nicht in der Favoritenrolle.“ Eine Überraschung sei dennoch möglich, „wenn wir mutig und frech auftreten“.
Serie in Gefahr
14 Pflichtspiele hat Salzburg mit Jaissle auf der Bank bislang bestritten. Die eindrucksvolle Bilanz des stets top-gestylten Trainers: 13 Siege und ein Unentschieden. Das einzige Mal, dass der Deutsche nicht als Sieger vom Platz ging, war beim 1:1 zum Auftakt in der Königsklasse in Sevilla. Dazu kommen noch die zwei hochkarätigen Testspiel-Erfolge gegen Barcelona (2:1) und Atletico Madrid (1:0). Besser geht es kaum.
Aber Vorsicht, die imposante Serie droht heute zu reißen. Denn: Noch nie hat Salzburg in der Champions League gegen eine Mannschaft aus den Top-5-Ligen gewinnen können. „Wir werden alles versuchen, damit es diesmal klappt“, verspricht Kapitän Andreas Ulmer, „immerhin wissen wir, wie man in der Champions League Spiele gewinnt.“ Und wann sollte es sonst gelingen, als unter Trainer Jaissle.
Ulmer ist übrigens zwei Jahre älter als sein Chef. Für Jaissle kein Problem, wie er schon zu Beginn seiner Amtszeit klarstellte: „Ich glaube, wenn man für klare Werte und Prinzipien steht, dann spielt das Alter keine Rolle. Dann ist es eine natürliche Autorität, eine Form des Respekts, den man füreinander hat.“
Warum er seine Spielerkarriere schon im Alter von 26 Jahren beenden hat müssen, ist schnell erklärt: Verletzungspech. Doch davon ließ sich der einmalige deutsche U21-Teamspieler (1:1 in Irland an der Seite von Manuel Neuer, Jerome Boateng und Sami Khedira) nicht aus dem Konzept bringen. Er vollzog den fliegenden Wechsel ins Trainergeschäft, schnupperte in Leipzigs Nachwuchs erstmals Red-Bull-Luft. Via Bröndby kam er nach Salzburg, wo er im Sommer vom FC Liefering befördert wurde. Als größte Förderer nennt er Ralf Rangnick und Alexander Zorniger, unter dem er Co-Trainer in Bröndby war.
Jetzt ist Jaissle der jüngste Trainer der 32 aktuellen Champions-League-Teilnehmer, darf davon träumen, Salzburg erstmals in die K.o.-Phase der Königsklasse zu führen. Nach dem 1:1 in Sevilla ist alles offen, da auch der heutige Gegner mit einem Remis gegen Wolfsburg startete (0:0).
Einer wie Nagelsmann
Der Weg in die deutsche Bundesliga scheint für Jaissle vorgezeichnet, es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis er seinen Salzburg-Vorgängern Jesse Marsch, Marco Rose oder Adi Hütter folgt. In seiner Heimat wird der Baden-Württemberger schon mit dem aktuellen Bayern-Trainer Julian Nagelsmann verglichen. Der ist nur ein Jahr älter als sein Kollege in Salzburg. Stilsicherheit auf und neben dem Platz verbindet die beiden ebenso wie ihre authentischen Auftritte. Und auf beide trifft zu: Jung, dynamisch, erfolgreich.
Kommentare