Wie jedes Jahr steht ein Umbruch bevor. Adeyemi, Junuzovic und Onguene haben den Verein bereits verlassen, mit wie vielen Abgängen rechnen Sie noch?
Ich will mich da nicht auf eine Zahl festlegen. Es wird sich sicher noch das eine oder andere tun. Transfers sind ein wichtiger Bestandteil unseres Vereins. Sowohl wirtschaftlich als auch sportlich. Nur so ist es möglich, dass dann auch wieder die nächsten jungen Spieler eine Chance bekommt.
Die Mannschaft soll noch jünger werden. Was ist im Hinblick auf weitere Neuzugänge geplant?
Wir sind schon sehr jung, aber wir werden unseren Weg weitergehen. Die besten Spieler bekommen wir nur in sehr jungem Alter. Wir haben Fernando verpflichtet, der mit 23 für uns schon ein eher älterer Spieler ist. Wichtig wird auch Sékou Koïta sein, der nach seiner schweren Knieverletzung fast wie ein Neuzugang ist. Im Winter haben wir vorausschauend auch schon Ingnace van der Brempt geholt, der ab Sommer sicher auch eine andere Rolle einnehmen wird. Wir werden zu Saisonbeginn auf jeden Fall wieder eine richtig starke Truppe haben.
Hat man für die jungen Spieler auch einen Erziehungsauftrag? Gibt es für sie Regeln, etwa welche Autos sie sich kaufen dürfen?
Ich vergleiche das oft mit einer Schule. Da haben die Lehrer auch einen gewissen Auftrag, die Schüler zu erziehen, ihnen etwas beizubringen. Die 17-, 18-, 19-jährigen Burschen, die von Gott teilweise gesegnet sind mit einem großen Talent, Fußball zu spielen, verdienen in jungem Alter schon sehr viel Geld. Aber sie sind trotzdem noch Jugendliche, müssen Erfahrungen sammeln im Leben. Es ist wichtig, dass sie gewisse Regeln einhalten lernen. Da gibt es Empfehlungen und wir versuchen sie ein wenig zu führen. Ich denke, das haben wir ganz gut im Griff.
Wie läuft ein Transfer bei Salzburg, wie lange beschäftigen Sie sich mit einem Spieler, bevor Sie ihn holen?
Unterschiedlich, aber meistens sind das schon eineinhalb, zwei, manchmal auch drei Jahre. Wir schauen auch, wie sie sich außerhalb des Platzes verhalten, wie ihr Internet-Auftritt ist, was auf Instagram gestellt wird. Wir unterhalten uns mit Trainern und Eltern. Diese Eindrücke sind sehr wichtig für uns, um möglichst gut herauszufinden, wie sie charakterlich sind, welche Mentalität sie haben. Das ist immer ein Prozess, in dem man einen Spieler so gut wie möglich kennen lernt.
Der Nachfolger von Adeyemi ist im besten Fall schon da, aber kennen Sie auch schon seinen Nach-Nachfolger? Wie weit müssen Sie vorausplanen?
Das ist immer ein bisschen hypothetisch. Aber die Planungen sind schon immer rund eineinhalb Jahre voraus. Man hat das immer im Hinterkopf: Was wäre, wenn dieser Spieler den Schritt so machen würde? Ich glaube, eine unserer großen Stärken in den letzten Jahren war, dass wir die Abgänge ganz gut kompensieren konnten und auch immer einen Nachfolger gehabt haben.
Wie schauen die Ziele für kommendes Jahr aus? Kann man die beinahe perfekte Saison toppen?
Ich glaube, das muss passieren, das kann man nicht planen. Wichtig ist, dass wir gut in die Saison starten, dass wir einen richtig guten, attraktiven Fußball spielen. Dann passieren die Dinge, wie sie auch heuer passiert sind. Aber klar: Wir starten mit dem Ziel in die Meisterschaft, dass wir den zehnten Titel in Folge holen wollen. Uns ist bewusst, dass wir auf einem sehr hohen Level sind. Wenn wir das halten können, wären wir schon sehr glücklich und hätten einen guten Job gemacht.
Die Mannschaft aus den Ex-Salzburgern Gulacsi, Caleta-Car, Upamecano, Hinteregger, Laimer, Keita, Schlager, Szoboszlai, Adeyemi, Haaland und Mané hat einen Marktwert von 457 Millionen Euro. Haben Sie ein Lieblingsteam Ihrer Ex-Spieler?
Ich bin auf sehr viele Spieler stolz, die bei uns waren und danach eine unheimlich geile Karriere gemacht haben. Ab und zu muss man sich zwicken, wenn man denkt, dass diese Jungs einmal bei uns gespielt haben. Vor zehn Jahren war das noch unvorstellbar, dass ein österreichischer Verein solche Spieler entwickeln kann, ein Team mit einem Marktwert von fast 500 Millionen zusammenstellen kann. Aber am meisten verliebt bin ich in die Spieler, die gerade bei uns sind.
Sie haben den Ralf-Rangnick-Deal mit dem Erstkontakt ein bisschen eingefädelt. Was bedeutet seine Bestellung zum Teamchef für Österreich und was für Red Bull?
Natürlich ist Ralf Rangnick überzeugt von der Art und Weise, wie auch wir spielen. Das ist sicher kein Nachteil für die Spieler von uns. Es ist auf jeden Fall eine große Chance für den österreichischen Fußball, so einen Fachmann und ehrgeizigen Trainer fürs Nationalteam zu haben. Ich bin überzeugt, dass man bald seine Handschrift sehen wird. Ich glaube, dass wir einen attraktiven Fußball sehen werden, der hoffentlich auch erfolgreich sein wird.
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