Der Austria-Kader: Quantität statt Qualität

Christoph Monschein und seine Kollegen schlichen wieder einmal als Verlierer vom Platz.
Ist die Austria-Mannschaft wirklich besser als es die Resultate ausdrücken?

Viel tiefer kann die Austria nach dem blamablen Cup-Aus in Wattens nicht mehr sinken, positiv betrachtet kann es nur noch bergauf gehen. Doch das wird Zeit und einige Veränderungen personeller Natur in Anspruch nehmen.

Natürlich können die violetten Kicker besser Fußball spielen als sie in den letzten Wochen und Monaten feilbieten, dennoch ist die Qualität des Kaders nicht so gut wie von den Verantwortlichen seit fast eineinhalb Jahren besungen.

Es handelt sich um den Kader, den sie selbst riefen. Bevor am Verteilerkreis wieder der allseits bekannte unkreative Ruf nach einem Trainerwechsel laut wird, sollte man sich gut überlegen, welcher Spieler den Veilchen in Zukunft weiterhelfen, sprich das Niveau heben kann. Damit Anspruch und Wirklichkeit halbwegs nebeneinander spazieren gehen können.

Hier ein Überblick:

Fussball, RZ Pellets WAC - FK Austria Wien

Ivan Lucic

Tor:

Sowohl Lucic als auch Pentz sind solide Torleute, an denen man die Krise nicht festmachen darf. Ob sie sich künftig zu einer Nummer 1 entwickeln, die auch in schlechten Zeiten den nötigen Rückhalt geben, bleibt abzuwarten.

FK Austria Wien vs Apollon Limassol FC

Florian Klein (re.) passte sich zuletzt dem Niveau des gesamten Teams an.

Abwehr:

Routinier Klein konnte zu selten die Klasse präsentieren, die er sich unter anderem in Stuttgart angeeignet hat und die ihn zur EURO 2016 führte. Madl, ebenfalls routiniert, ist verletzungsanfällig und nicht mehr der Flotteste auf den Beinen, was man in der Spielausrichtung berücksichtigen muss. In Hochform kann er helfen. Palmer-Brown hat Potential und dies schon gezeigt, seine Qualitäten könnten künftig definitiv eine Hilfe sein. Jarjue hat bisher nicht überzeugt. Zwierschitz und Schoissengeyr sind solide Bundesliga-Spieler, die jederzeit als Backup, ganz ohne Kopf- und Bauchweh, eingesetzt werden können. Von ihnen Wunderdinge zu verlangen wäre ungerecht.

Serbest fand in der Türkei keinen Verein mehr, die Begründung dafür findet man vielleicht auch in seinen Leistungen. Der junge Borkovic ist gefühlt mehr als die Hälfte seiner Austria-Zeit verletzt, der junge Handl ist es wert, künftig einer genaueren Betrachtung unterzogen zu werden.Die linke Abwehrseite entpuppt sich als besondere Baustelle. Cavlan ist kein besserer Cuevas, Martschinko hat schon vor seiner schweren Knieverletzung nicht überzeugt, weil er in der Defensive Situationen immer wieder zu spät erfasst und dadurch fehleranfällig ist. Dass die Austria ihm nach langer Verletzungspause einen langfristigen Vertrag gab, wäre einer Hinterfragung wert.

FUSSBALL: ÖFB CUP: WSG TIROL - FK AUSTRIA WIEN

Mittelfeld:

Demaku verdient es, dass auf ihn künftig vermehrt gesetzt wird. Ebner spielt, was er kann, ist kein Blender und daher wertvoll für das Team. Jeggo kam mit Vorschusslorbeeren, denen er nicht gerecht wurde, will diese Lücke mit Übereifer kompensieren, was selten gut geht. Sax kann kicken, vor allem wenn es beim Team läuft. Dann dribbelt er sich in die Rolle des typischen Austria-Kickers, wie ihn die Fans sehen wollen. Körperlich aber nicht top, immer wieder verletzt und auch nicht dynamisch genug. 

Kapitän Grünwald hat lange Zeit trotz schwacher Teamleistungen Effizienz an den Tag gelegt, passt sich mittlerweile dem allgemeinen Niveau an. Prokop hätte in seine Fußstapfen treten können, weil er ein guter Fußballer ist, wie er schon unter Trainer Fink unter Beweis gestellt hatte. Doch es folgten mittlerweile eineinhalb Jahre an Stagnation bzw. Rückentwicklung. Sein Defensivverhalten würde nicht einmal in einer Schülermannschaft toleriert, sein Vertrag läuft im Sommer aus.

Fitz, ein ähnlicher Spielertyp wie Prokop, hat sich schon in Ansätzen empfohlen, für die Austria wünschenswert wäre eine bessere Entwicklung. Sarkaria gehört schon länger dem Kader an. Ist man von ihm überzeugt, sollte er mehr Chancen erhalten. Hahn und Pichler sind jung und entwicklungsfähig.

Fußball, Austria Wien - Rapid

Bright Edomwonyi (li.) ist im Angriff das größte violette Rätsel.

Angriff:

Hätte die Austria keinen Monschein in Hochform, sähe es noch trauriger aus. Spielt derzeit vielleicht sogar noch mehr als er kann, vermittelt dem Zuschauer seinen Willen, etwas zu bewegen. Turgeman kam zur Austria und wegen vieler Verletzungen nicht richtig in Tritt. Wie stark er sein kann, wird sich erst zeigen, wenn er über einen längeren Zeitraum fit ist und ständig spielt. Edomwonyi ist im Angriff das größte violette Rätsel. Hat sich in der Bundesliga durchaus seine Meriten erarbeitet, bei der Austria wurde er dem kaum gerecht. Yateke ist jung, flott und interessant.

Dies nun ist der violette Kader, der von den Verantwortlichen in der Vergangenheit zusammengestellt wurde, mit dem Trainer Christian Ilzer arbeiten muss.

Die Cup-Blamage in Wattens wollte keiner der Austria-Verantwortlichen etwas schonfärben. Sportvorstand Peter Stöger stellte den ernüchternden Befund, dass "wir nur Mittelmaß sind". Allerdings sind ihm die Hände gebunden, der finanzielle Spielraum der Austria ist nach dem Stadion-Umbau klein, dazu "gibt es viele laufende Verträge", wie Peter Stöger in Wattens erklärt. "Wir müssen jetzt einmal mit dieser Mannschaft weiter machen."

Auch auf die Gefahr hin, dass die Blamage von Wattens nicht die letzte gewesen ist.

Kommentare