Dennis Mimm: „Das wundert mich gar nicht“

Dennis Mimm sieht seinen Berufsstand in Verruf.
Wr. Neustadt-Profi Dennis Mimm über manipulierte Spiele und süchtige Fußballer

Schon einmal hat er Mumm bewiesen, als er vor Jahren Schwarzgeld-Zahlungen im österreichischen Profifußball offen angesprochen hat. Daraufhin wurde er vor das Ethik-Komitee der Bundesliga zitiert.

Auch zum aktuellen Fall rund um den Wett-Skandal und die Erpressung von Grödig-Spieler Dominique Taboga hat Wr. Neustadt-Spieler Dennis Mimm etwas zu sagen. Bis vor Kurzem war der Tiroler Spielersprecher der Fußballer-Gewerkschaft VdF. „Mich wundert das gar nicht. Vielmehr wundert mich, dass nicht früher etwas herausgekommen ist.“ Gemeint ist nicht der aktuelle Fall, sondern Spielmanipulation im Allgemeinen.

Einen Doppelpass auf dem Feld hat er weder mit dem beschuldigten Sanel Kuljic noch mit Dominique Taboga gespielt. „Sanel habe ich im Rahmen der Trainerausbildung kennengelernt, Dominique bei der Bruno-Gala der VdF zuletzt.“

Die Problematik liegt für Verteidiger Mimm auf der Hand. „Es ist doch ein offenes Geheimnis, dass viele Fußballer gerne spielen und wetten.“ Weil sie auch über viel Freizeit verfügen und oft weit weg von daheim leben. „Bist du irgendwann in einer Sackgasse, dann machst du unüberlegte Dinge. Spielsüchtige Fußballer sind die leichtesten Opfer.“

Die Hintermänner recherchieren gut, wer schon in die Schuldenfalle getappt ist und schnappen zu. „Man müsste die Strukturen ändern und den Zugang für Spieler zum Wetten erschweren. Gibt es mehrere Hürden, könnte man ein paar Prozent davon abhalten“, glaubt der 30-Jährige, der in seiner Karriere noch nie angesprochen wurde, ein Spiel zu manipulieren. „Zum Glück.“

Aufklärung

Mimm hofft sogar, dass im Zuge des Verfahrens viel ans Tageslicht kommt. „Denn durch solche Dinge kommt der gesamte Sport in Verruf. Vielleicht kann man dann in die andere Richtung agieren und aufklären.“

Anpassung

Der Routinier sieht ein weiteres Übel der gesamten Problematik in den Gehältern, die nach jahrelangen Verhandlungen im Kollektivvertrag für Fußballer geregelt sind. „Die sollte man anpassen. In den Gremien der Liga und des Verbandes sitzen Leute, die vom Leben eine Ahnung haben müssten. Es ist nicht möglich, dass sich junge Spieler mit 1100 Euro brutto im Monat Profi schimpfen. Das ist doch fern jeder Realität. Bei diesem Verdienst kann man doch kaum leben und eine Familie davon erhalten.“

Noch dazu, wenn man als Fußballer oft zu einem Ortswechsel gezwungen ist. „Wie soll man sich mit dem Gehalt eine Wohnung und ein Auto leisten? Ich weiß nicht, ob ich heute noch mit einem 20-jährigen Kollegen tauschen möchte.“

Von einem Teamkollegen in Wr. Neustadt weiß Mimm von einem Fall in Italien, wo ein Spieler rund 200.000 Euro netto jährlich verdient hat und sich dennoch auf eine Spielmanipulation eingelassen hat. „Wenn das in Deutschland und Italien ein Thema ist, wo die Spieler grundsätzlich mehr verdienen, warum soll das bei uns kein Thema sein? Der Einstieg für die Wettmafia ist doch in Österreich verhältnismäßig billiger. Das bedeutet, dass bei uns der Nährboden absolut vorhanden ist.“

Den offiziellen Wettanbietern gibt Mimm an und für sich keine Schuld. „Weil man dort keine Schulden machen kann.“ Prekär wird die Lage, wenn Unternehmen Vereine oder ganze Ligen sponsern. Auch in Österreich wurde ein Klub (Untersiebenbrunn) einst sogar in SC Interwetten umgetauft.

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