David Alaba wieder "Fußballer des Jahres"

epa03479678 Bayern Munich's Austrian midfielder David Alaba (L) duels for the ball with Valencia's Algerian midfielder Sofiane Feghouli (R) during their group F Champions League soccer match played at Mestalla stadium, in Valencia, eastern Spain, on 20 November 2012. EPA/JUAN CARLOS CARDENAS
Der Bayern-Legionär siegte in der Trainerwahl überlegen vor Fuchs und Hosiner.

In München hat man viel Freude mit ihm. Bei den Bayern ist er längst ein Held und Leistungsträger. In Österreich sowieso. Und deshalb kam es wenig überraschend, dass David Alaba mit jungen 20 Jahren bereits zum zweiten Mal zum Fußballer des Jahres gewählt wurde. Durchgeführt wurde die Wahl von der Austria Presse Agentur, die die zehn Bundesliga-Trainer befragt hatte. Alaba setzte sich mit überragenden 25 Punkten Vorsprung vor Teamkapitän Christian Fuchs und Austria-Goalgetter Philipp Hosiner durch. Der 20-Jährige ist erst der fünfte Spieler der Geschichte, dem die seit 1984 vergebene Auszeichnung mehr als ein Mal zuteil wurde.

Huldigungen

So weit zu den Daten und Fakten. Es sind aber auch Weltstars, die ihren Klubkollegen in den siebenten Himmel erheben. Zum Beispiel Karl-Heinz Rummenigge, 1980 und 1981 Europas Fußballer des Jahres und mittlerweile Bayerns Vorstandsboss: „Hier steht einer glänzenden Karriere als Fußballprofi wohl nichts mehr im Wege. Der Junge ist einfach prima und beim FC Bayern längst ein toller Sympathieträger“, sagte der frühere Weltklassestürmer. Frankreichs Superstar Franck Ribéry hob die enge Freundschaft zwischen ihm und Alaba hervor. „David und ich verstehen uns super, sowohl auf dem Platz als auch privat. Für mich ist Alaba eines der größten Talente im europäischen Fußball. Mir macht es riesigen Spaß, mit ihm beim FC Bayern auf der linkenSeite zusammenzuspielen.“

Die Aktie Alaba steigt ständig. Laut transfermarkt.at beträgt der Marktwert Alabas derzeit 16 Millionen Euro, um 11 Millionen Euro mehr als noch vor einem Jahr. Obwohl Alaba mit den Bayern keinen Titel geholt hatte, machten im Sommer sogar Gerüchte vom Interesse Barcelonas die Runde. Ob etwas Wahres dran war, ist im Nachhinein nicht das Wichtigste. Eher schon die Tatsache, dass Rummenigge versicherte, dass Alaba unverkäuflich sei.

Bewunderung

Der Aufstieg des Wieners wurde selbst durch einen im Juli erlittenen Ermüdungsbruch im linken Fuß nicht gestoppt. Bei seinem Comeback durfte Alaba im WM-Qualifikations-Heimspiel im Oktober gegen Kasachstan gleich über sein erstes Tor in der Nationalmannschaft jubeln, wenig später stand er wieder in der Anfangsformation der Bayern. „Es war beeindruckend, wie er nach seinem Ermüdungsbruch zurückgekommen ist“, sagt etwa Admira-Coach Dietmar Kühbauer. Alaba hob nie ab – und tut es auch jetzt nicht. „Für mich ist es eine Ehre. Es hat viele österreichische Spieler gegeben, die in diesem Jahr großartige Leistungen gebracht haben.“

Die Liga-Trainer hoben vor allem die Reife des 20-Jährigen hervor. Weil er auf dem Boden bleibt.

Mit der neuerlichen Wahl zu Österreichs Fußballer des Jahres hat David Alaba seinen Status als herausragender heimischer Kicker einzementiert. Dennoch bleibt der 20-Jährige bescheiden und interpretiert im APA-Interview die Auszeichnung vor allem als einen Ansporn für weitere starke Leistungen im Bayern- und ÖFB-Trikot.


APA: Was bedeutet Ihre zweite Kür zum Fußballer des Jahres für Sie?
Alaba
: "Das ist für mich eine sehr große Ehre. Ich möchte mich bei allen Trainern bedanken, die mich gewählt haben, auch bei meiner Familie, meinen Freunden und bei Gott, der das alles möglich gemacht hat."

Hatten die Trainer angesichts Ihrer Leistungen in diesem Jahr gar keine andere Wahl, als für Sie zu stimmen?
 "Das sehe ich nicht so. Es hat viele österreichische Spieler gegeben, die in diesem Jahr großartige Leistungen gebracht haben, sowohl die Legionäre als auch die Spieler in der österreichischen Bundesliga."

Sie haben 2012 viel erlebt - Stammplatz bei den Bayern, Champions-League-Erfolge und dann Final-Sperre, dazu noch eine schwere Verletzung. Wie sieht Ihr persönlicher Jahresrückblick aus?
 "Es war im Großen und Ganzen sehr positiv. Ich habe viele Schritte nach vorne gemacht, es hat neben vielen Höhen auch Tiefen gegeben, zum Beispiel die Sperre im Champions-League-Finale und vor allem die Verletzung. Da bin ich Gott sehr dankbar, dass er mir die Kraft gegeben hat, wieder zurückzukommen. Ich kann aus diesem Jahr in jeder Hinsicht viel mitnehmen."

Wie sehen Ihre Ziele für das kommende Jahr aus?
 "Vorerst einmal will ich mit Bayern Meister werden. Und wenn wir wieder ins Champions-League-Finale kommen sollten, wäre das ein Traum. Für mich persönlich hoffe ich, dass ich weiterhin so viele Spiele wie möglich für Bayern machen kann."

Der Meistertitel scheint Ihrem Club schon jetzt nicht mehr zu nehmen - sind die Bayern derzeit stärker als in der Vorsaison?
 "Wir halten zusammen, es hat sich ein großartiger Teamgeist entwickelt. Außerdem sind im Sommer sehr gute Spieler dazugekommen, das erhöht den Konkurrenzkampf und tut jedem Einzelnen gut. Man darf auch die letzte Saison nicht schlechtreden, immerhin haben wir bis zum Schluss in drei Bewerben um den Titel gekämpft. Dann hat leider das Glück gefehlt. Aber dreimal Zweiter zu werden ist ganz sicher nicht unser Anspruch."

Haben Sie persönlich nach wie vor den Anspruch, bei den Bayern im Mittelfeld zu spielen, oder fühlen Sie sich mittlerweile schon als echter Linksverteidiger?
 "Trainer Jupp Heynckes sieht mich im Moment links in der Viererkette. Aber er weiß auch, dass ich mich im Mittelfeld wohler fühle."

Sie haben es bei einem der absoluten Top-Vereine zum Stammspieler gebracht - würde es Sie trotzdem reizen, einmal für einen anderen Großclub in einer anderen Liga zu spielen?
 "Man hat seine Träume, aber im Moment mache ich mir darüber keine Gedanken. Ich versuche, Schritt für Schritt nach vorne zu gehen und meine Ziele zu erreichen."

Und wie sehen Ihre Ziele mit der Nationalmannschaft aus?
 "Wir haben alle einen großen Traum, dass wir bei der WM 2014 dabei sind. Leider haben wir in Kasachstan wichtige Punkte liegen gelassen, doch wir haben noch viele Spiele, auf die uns der Trainer gut vorbereiten wird. Die Chance ist sicher noch da. Wir haben eine großartige Mannschaft, die das erreichen kann. Außerdem haben wir uns 2012 deutlich verbessert."

Peter Stöger (Austria Wien):
1.) David Alaba (Bayern München) - "Er hat seine Leistungen konserviert, auch seine Verletzung hat ihn nicht extrem zurückgeworfen. Er ist in einer Weltklassemannschaft wie Bayern München fix etabliert."
2.) Martin Harnik (VfB Stuttgart)
3.) Jakob Jantscher (Red Bull Salzburg/Dynamo Moskau)

Roger Schmidt (Red Bull Salzburg):
1.) David Alaba (Bayern München) - "Er ist ein junger, aber trotzdem extrem reifer Spieler, der eine feste Größe bei einem europäischen Topclub ist und auch in der Champions League für Furore gesorgt hat."
2.) Martin Harnik (VfB Stuttgart)
3.) Christian Fuchs (Schalke 04)

Peter Schöttel (Rapid Wien):
1.) David Alaba (Bayern München) - "Abgesehen von seinem überragenden Talent imponiert mir die Freude, die er ausstrahlt. Ich habe bei ihm in jedem Spiel den Eindruck, dass er großen Spaß hat."
2.) Martin Harnik (VfB Stuttgart)
3.) Christian Fuchs (Schalke 04)

Peter Hyballa (Sturm Graz):
1.) David Alaba (Bayern München) - "Weil er bereits mit 20 Jahren über eine überragende Technik verfügt. Nervenstärke, Übersicht und Spielintelligenz zeichnen ihn aus."
2.) Christian Fuchs (Schalke 04)
3.) Marko Arnautovic (Werder Bremen)

Gerhard Schweitzer (SV Ried/Assistenztrainer*):
1.) David Alaba (Bayern München) - "Er hat mit 19 (jetzt 20) Jahren einen Stammplatz bei den Bayern, mit der Krönung
Champions-League-Halbfinale, und ist auch der Shooting-Star der Nationalmannschaft."
2.) Philipp Hosiner (Austria Wien)
3.) Martin Harnik (VfB Stuttgart)

* = Cheftrainer Michael Angerschmid erst seit einer Woche im Amt.

Nenad Bjelica (WAC):
1.) Zlatko Junuzovic (Werder Bremen) - "Er hat sich in der deutschen Bundesliga stabilisiert, ist ein Schlüsselspieler bei Werder Bremen
und hat auch gute Leistungen im Nationalteam gezeigt. Er entwickelt sich gut als Fußballer und kann auf verschiedenen Positionen eingesetzt werden, ist ein sehr vielseitiger Spieler."
2.) Philipp Hosiner (Austria Wien)
3.) Jonathan Soriano (ESP/Red Bull Salzburg)

Franz Lederer (SV Mattersburg):
1.) Christian Fuchs (Schalke 04) - "Über die Jahre, ganz gleich, wo er spielt, stellt er nicht nur seinen Mann, sondern zählt auch gleich zu den entscheidenden Spielern, wie auch im Nationalteam, wo er Teamkapitän ist."
2.) David Alaba (Bayern München)
3.) Tomas Jun (CZE/Austria Wien)

Dietmar Kühbauer (Admira Wacker):
1.) David Alaba (Bayern München) - "Abgesehen von der fußballerischen Qualität verfügt er über Willensstärke und Leidenschaft. Beeindruckt hat mich besonders, wie er im Oktober nach seinem Ermüdungsbruch zurückgekommen ist und das Spiel gegen Kasachstan an sich gerissen hat."
2.) Christian Fuchs (Schalke 04)
3.) Philipp Hosiner (Austria Wien)

Heimo Pfeifenberger (SC Wr. Neustadt):
1.) David Alaba (Bayern München) - "Wenn du bei einem europäischen Topclub und auch im Nationalteam so einen hohen Stellenwert hast, da gibt es keine Diskussion. Und er hat bei der Jugend ein positives Image, macht Werbekampagnen und lässt sich auch davon nicht aus der Ruhe bringen."
2.) Christian Fuchs (Schalke 04)
3.) Philipp Hosiner (Austria Wien)

Roland Kirchler (Wacker Innsbruck):
1.) Philipp Hosiner (Austria Wien) - "Für mich ist er zur Zeit der beste Stürmer Österreichs. Er macht die nötigen Tore und auch die nötigen Meter. Er ist ein sehr moderner Spieler, der immer unterwegs ist, in die Tiefe geht und auch für die Mannschaft sehr viel arbeitet."
2.) David Alaba (Bayern München)
3.) Deni Alar (Rapid Wien)
 

Endstand der Wahl zu Österreichs "Fußballer des Jahres 2012"
(Punktevergabe: Erster 5 Pkt., Zweiter 3, Dritter 1):

1. David Alaba (Bayern München) 41 Punkte (7 erste Plätze)
2. Christian Fuchs (Schalke 04) 16 (1)
3. Philipp Hosiner (Austria Wien) 13 (1)
4. Martin Harnik (VfB Stuttgart) 10
5. Zlatko Junuzovic (Werder Bremen) 5 (1)
6. Deni Alar (Rapid Wien) 1
. Marko Arnautovic (Werder Bremen) 1
. Jakob Jantscher (Salzburg/Dynamo) 1
. Tomas Jun (CZE/Austria Wien) 1
. Jonathan Soriano (ESP/Salzburg) 1

Anm.: Zur Wahl standen sämtliche Spieler der heimischen Bundesliga und ÖFB-Legionäre im Ausland. Die Trainer durften keine Spieler des eigenen Vereins wählen.

1984: Herbert Prohaska (Austria Wien)
1985: Herbert Prohaska (Austria Wien)
1986: Anton Polster (Austria Wien)
1987: Heribert Weber (Rapid Wien)
1988: Herbert Prohaska (Austria Wien)
1989: Gerhard Rodax (Admira)
1990: Andreas Ogris (Austria Wien/Espanyol Barcelona)
1991: Nestor Gorosito (ARG/FC Tirol)
1992: Andreas Herzog (Rapid Wien/Werder Bremen)
1993: Franz Wohlfahrt (Austria Wien)
1994: Heimo Pfeifenberger (Salzburg)
1995: Ivica Vastic (CRO/Sturm Graz)
1996: Michael Konsel (Rapid Wien)
1997: Anton Polster (1. FC Köln)
1998: Ivica Vastic (AUT/Sturm Graz)
1999: Ivica Vastic (Sturm Graz)
2000: Radoslav Gilewicz (POL/FC Tirol)
2001: Ronald Brunmayr (GAK)
2002: Vladimir Janocko (SVK/Austria Wien)
2003: Andreas Ivanschitz (Rapid Wien)
2004: Steffen Hofmann (GER/Rapid Wien)
2005: Mario Bazina (CRO/GAK)
2006: Alexander Zickler (GER/Salzburg)
2007: Ivica Vastic (LASK Linz)
2008: Marc Janko (Salzburg)
2009: Steffen Hofmann (GER/Rapid Wien)
2010: Zlatko Junuzovic (Austria Wien)
2011: David Alaba (FC Bayern München)
2012: David Alaba (FC Bayern München)

Rangliste nach Titeln:
4: Vastic
3: Prohaska
2: Alaba
Hofmann
Polster
1: H. Weber
Rodax
A. Ogris
Gorosito
Herzog
Wohlfahrt
Pfeifenberger
Konsel
Gilewicz
Brunmayr
Janocko
Ivanschitz
Bazina
Zickler
Janko
Junuzovic

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