Nicht weniger als 31 Legionäre – und damit die meisten aller Länder – stellt Österreich in der deutschen Bundesliga. 18 davon waren im jüngsten Teamkader von Franco Foda für die Länderspiele im November nominiert. Auf sie alle dürfte der Teamchef verzichten müssen, wenn am 25. März in Schottland der Auftakt zur Qualifikation für die WM 2022 in Katar erfolgen wird. Denn wie der ÖFB am Montag bekannt gab, wird das Spiel tatsächlich in Glasgow stattfinden. Wegen strenger Quarantäne-Regeln war zunächst über eine Verlegung des Spielorts außerhalb Großbritanniens oder einen Tausch des Heimrechts spekuliert worden.
Aufgrund der Pandemie besteht für die Klubs derzeit nicht die Pflicht, die Spieler an ihre Nationalteams abzustellen. Und weil es für Profifußballer in Deutschland keine Ausnahme gibt, müssten David Alaba, Marcel Sabitzer und Co. nach einem Aufenthalt in Großbritannien 14 Tage in Quarantäne.
Franco Foda wird am Freitag also einen Großkader einberufen. Denn für die folgenden Partien in Wien am 28. März gegen die Färöer und am 31. März gegen Dänemark kann der Deutsche aus dem Vollen schöpfen. Die deutschen Quarantäne-Bestimmungen gelten nicht für eine Reise nach Österreich.
Der KURIER hat für die spezielle Situation selbst Teamchef gespielt und eine Not-Elf zusammengestellt. Ein „Schmieranski-Team“, fast so, wie es Teamchef Hugo Meisl vor 90 Jahren nominiert hatte. Völlig entnervt von einer Diskussion mit anwesenden Journalisten hatte der Trainer damals im Wiener Ring-Café nachgiebig einen Zettel hingeworfen und gesagt: „So, da habt’s euer Schmieranski-Team.“
Die von Reportern geforderte Mannschaft feierte bei ihrer Premiere am 16. Mai 1931 auf der Hohen Warte vor 40.000 Zusehern einen 5:0-Sieg – gegen Schottland!
Ob sich Franco Foda gegenüber Medienvertretern ebenso kooperativ zeigen wird und ob diese Mannschaft einen ähnlichen Erfolgslauf starten könnte wie jene, die in den 1930er-Jahren mit einer Reihe an Kantersiegen zur „Wunder-Elf“ mutierte, bleibt abzuwarten.
Schlagkräftige Elf
Dank seiner guten Nachwuchsarbeit wird der ÖFB auf der Insel aber auch ohne Deutschland-Legionäre eine schlagkräftige Truppe auf den Rasen bringen. Die Salzburger Wöber und Ulmer sind Champions-League-erprobt, die LASK-Stützen Schlager, Trauner, Wiesinger und Ranftl standen vor wenigen Monaten noch im Achtelfinale der Europa League. Dazu wäre ein Zentrum mit dem von Foda geschätzten Türkei-Legionär Peter Zulj und Stefan Schwab möglich. Der ehemalige Rapid-Kapitän hat sich auch beim griechischen Topklub PAOK Saloniki als Leistungsträger behauptet.
In der Offensive kann Foda auf Schweiz-Legionär Louis Schaub sowie auf Yusuf Demir setzen. Eine Einberufung von Rapids Supertalent käme ohnehin nicht überraschend, zumal der 17-Jährige bereits im November auf der Abrufliste stand und der ÖFB nicht Gefahr laufen will, dass der Techniker von der Türkei (das ist die Heimat seiner Eltern) einberufen wird. Im Sturmzentrum hat der Trainer die Wahl zwischen Frankreich-Legionär Adrian Grbic und Rapids Ercan Kara (siehe unten).
Überraschend käme ein Comeback von Zlatko Junuzovic. Der heute 33-Jährige war 2017 aus dem Nationalteam zurückgetreten, stand KURIER-Informationen zufolge danach einmal mit Foda in Kontakt. Zu einer Einberufung kam es jedoch nie unter dem Deutschen. Die Fitness und Klasse für ein 56. Länderspiel hätte Salzburgs Mittelfeldmotor aber allemal.
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