Irene Fuhrmann war schon 2017 an Bord des Partyzugs. "Das mit dem Kollektiv und dem Zusammenhalt, das mit den Emotionen, das ist bei uns kein Gelabere, das leben wir auch", sagt die Teamchefin. Diesen Emotionen lässt sie auch in England freien Lauf. Die mit bewundernswertem Pragmatismus gesegnete Trainerin erklärt: "Es ist ganz leicht, mit dieser Truppe zu arbeiten. Wenn es notwendig ist, haben sie den Fokus und die Einstellung." Die sieht man auf dem Feld bei der kollektiven Defensivarbeit: Jede läuft für jede.
Und so kommt es, dass die Österreicherinnen 2017 und 2022 in acht EM-Spielen nur zwei Gegentore kassiert haben – eines 2017 durch die Französin Henry, das andere 2022 durch die Engländerin Mead. Von der Defensivarbeit profitiert vor allem Torfrau Manuela Zinsberger, die in 270 Minuten erst drei schwierige Bälle zu halten hatte. "Aber dafür ist eine Torfrau da. Auch wenn sie 89 Minuten nicht viel zu tun hat, muss sie konzentriert sein", sagt sie. Und: "Ich bin stolz auf diese Mannschaft und den Spirit, der in ihr steckt."
Auf die Frage des englischen Fernsehens, was denn das österreichische Team so ausmache, antwortete sie: "Our Us-Mentality." Das Wir-Gefühl, um es auf schön Deutsch zu sagen. Das zeigt sich auf dem Feld und der Party, aber auch bei der Integration der jungen Spielerinnen. So erklärt Manuela Zinsberger den Unterschied zu 2017: "Ich will nicht sagen, dass wir besser sind, aber wir sind anders. Wir haben etwas Neues, Frisches dazubekommen."
Und damit spielt es sich auch anders. Verteidigerin Carina Wenninger: "Wir haben schon 2017 gut verteidigt, aber nur verteidigt. Jetzt haben wir gegen Topnationen Spielanteile und Chancen herausgespielt. Wir haben den Mut, hoch zu stehen. Dafür braucht man aber viel Laufbereitschaft."
Und das kostet Kraft, weshalb die längere Pause den Österreicherinnen entgegenkommt. Samstag und Sonntag waren trainingsfrei, es wurde regeneriert. Am Donnerstag wird es im Viertelfinale gegen Deutschland wieder ernst.
Der Großteil der Österreicherinnen spielte schon in der deutschen Bundesliga. Im Frühjahr waren es zwölf der 23 Kaderspielerinnen. Deutschlands Teamchefin Martina Voss-Tecklenburg sagte "Wir freuen uns auf ein Nachbarschaftsduell und ein totales Statement für die Frauenfußball-Bundesliga, weil extrem viele Spielerinnen in dieser Liga unterwegs sind. Man kennt sich gut."
Beim letzten Gruppenspiel gegen Finnland fehlten Stammkräfte wie Schüller, Magull, Lendorf und Rauch wegen Sperren, Krankheit oder Verletzung. Eine B-Elf gab es beim souveränen 3:0-Sieg aber nicht zu sehen, die Deutschen wollten auch nach dem fixierten Gruppensieg unbedingt gewinnen.
Ebenfalls aufgestiegen ist Spanien. Gegen Dänemark hätte ein 0:0 gereicht, nach mäßiger Leistung gab es in Minute 90 noch das 1:0. Gegen England müssen sich die Spanierinnen aber klar steigern.
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