Das Märchen geht weiter: ÖFB-Frauen fix für EM 2022 qualifiziert

FRAUEN FUSSBALL WM QUALIFIKATION: ÖSTERREICH - SPANIEN
Österreichs Nationalteam ist wie 2017 auch 2022 bei der Europameisterschaft am Start. Was seither geschah.

Weil Portugal am Dienstag in Schottland nur 2:0 gewann, ist Österreich als einer der drei besten Gruppenzweiten für die EM 2022 qualifiziert. Es wird die zweite EM-Teilnahme in Folge sein.

Vor dreieinhalb Jahren standen sie plötzlich im Scheinwerferlicht des österreichischen Sports: Erstmals waren Österreichs Frauen bei einem Großereignis am Start. Im Sommer 2017 schrieben sie bei der EM-Endrunde in den Niederlanden ihr eigenes Märchen, das von Spiel zu Spiel unglaublicher wurde. Und deshalb immer mehr Fans in den Bann zog.

Österreichs Frauen erreichten beim EM-Debüt das Semifinale. Es war vor allem die Art und Weise der Auftritte, die gefiel. Entschlossen und mutig liefen sie den Gegnerinnen um die Ohren, standen nach Fouls ohne zu jammern immer wieder auf. Und auch neben dem Platz beeindruckten die Spielerinnen. Schlagfertig, witzig, ein bisschen frech, vor allem aber authentisch kamen sie rüber.

Was hat sich seither geändert? Was ist besser geworden? Wo gibt es noch immer Aufholbedarf? Eine Bestandsaufnahme mehr als ein Jahr vor der EM, die coronabedingt mit einem Jahr Verspätung im Sommer 2022 in England stattfindet.

Das Nationalteam

Das Personal ist so gut wie unverändert, von den Leistungsträgerinnen von damals haben sich nur Nina Burger und Nadine Prohaska in die fußballerische Pension verabschiedet. Der Stamm des Teams wird bei der Endrunde im besten Fußballerinnen-Alter Ende 20 bis Anfang 30 sein. Zudem haben sich Schlüsselspielerinnen wie Sarah Zadrazil, Nicole Billa und Manuela Zinsberger enorm weiterentwickelt.

Die Torfrau war schon nach der EM zum fröhlich-frechen Gesicht des Frauenfußballs geworden. Seit der EM 2017 gab es in Bewerbsspielen nur Niederlagen gegen Top-Nationen – gegen Spanien in der verpassten WM-Qualifikation (trotz Platz zwei) und in der besten EM-Qualifikation der Geschichte (19 Punkte, +19 Tore) gegen Frankreich. EM-Teamchef Dominik Thalhammer bekam eine zweite Assistentin, der Betreuerstab blieb gleich groß, bei den Reisen in Pandemie-Zeiten kam sogar ein eigener Koch dazu.

Die erste Teamchefin

Auf Dominik Thalhammer, der im Sommer 2020 nach neun Jahren als Frauen-Teamchef Cheftrainer des LASK wurde, folgte seine Assistentin Irene Fuhrmann. Schon unter Thalhammer wurde der Underdog-Stil der EM 2017 verlassen. Man arbeitete daran, mit mehr Ballbesitz auch Abwehrbollwerke einzureißen, weil sich immer mehr Teams aus Respekt vor den Österreicherinnen in die Defensive zurückdrängten. Unter Fuhrmann, die die EM-Qualifikation erfolgreich zu Ende brachte, geht man den Weg weiter. Die 40-Jährige ist auf dem Feld weniger „Kontrollfreak“ als ihr Vorgänger. Sie gibt den taktischen Rahmen vor, lässt den Spielerinnen in diesem aber mehr Freiheiten für individuelle Lösungen im Spiel.

Am Freitag verlor Österreich ein Testspiel gegen Schweden 1:6, 2019 hatte es ein 0:2 gegeben. Ein genauerer Vergleich der beiden Partien verdeutlicht den Stilwechsel: 2021 hatte Österreich mehr Ballbesitz und spielte mehr Pässe, die Passquote stieg von 63 auf 83 Prozent. 2019 wurde ein Mal auf das Tor geschossen, am Freitag waren es fünf Schüsse. Dass man beim Turnier auf Malta unter die Räder kam, war auf individuelle Fehler zurückzuführen und wurde als Betriebsunfall eingestuft.

Immerhin gelang am Dienstag die Rehabilitation für die Abfuhr gegen Schweden. Im zweiten Spiel der Malta Women's Trophy in Paola wurde die Slowakei mit 1:0 besiegt. Marie-Theres Höbinger sorgte mit ihrem ersten Länderspieltor (14.) für einen erfolgreichen Abschluss der Malta-Reise.

Die heimische Liga

Mit St. Pölten gibt es wie bei den Herren mit Salzburg ein Team, das über allen steht. Der Serienmeister, der Thalhammers Assistentin Maria Wolf als Trainerin verpflichtete, spielt im März sogar im Achtelfinale der Champions League. Nach der EM 2017 wurde mit der Vorarlberger Firma Planet Pure ein Sponsor für die Bundesliga gefunden, Ligaspiele werden regelmäßig live übertragen. Im ersten Lockdown wurde die Bundesliga der Frauen abgebrochen, im Gegensatz zu jener der Männer. Im zweiten Lockdown hat man Hygienekonzept und Kosten so im Griff, dass auch die Frauen den Herbst fertig spielen konnten, am ersten März-Wochenende startet man ins Frühjahr.

Finanzielle Unterstützung dafür gibt es von Seiten des ÖFB keine. Dessen Einsatz für den Frauenfußball ist zwar ambitioniert, manchmal aber auch enden wollend. So wie das Interesse großer Klubs am Frauenfußball. Salzburg, der LASK und Rapid haben – im Gegensatz zu Sturm Graz, St. Pölten und der Austria – keine Frauen-Mannschaft. Wobei sich Rapid zumindest an zwei Standorten an ÖFB-Mädchenprojekten beteiligt.

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