Damir Canadis großes Schauspiel in Athen

In Griechenland fühlt sich Canadi sichtlich wohl.
Der Ex-Rapid-Trainer ist mit Atromitos Athen Tabellenführer und ärgert die großen Rivalen Olympiakos und AEK Athen.

Am Tag nach dem historischen Sieg lehnte sich Damir Canadi in einem Lokal am Meer im Stadtteil Vouliagmeni bei einem Caffe Latte zurück und atmete tief durch. "Ich muss regenerieren, als hätte ich selbst die 90 Minuten gespielt", lachte er nach dem 1:0 bei AEK Athen. Canadi ist mit Atromitos Athen Tabellenführer, einzigartig in der Vereinsgeschichte. Alle sind völlig aus dem Häuschen.

Nach dem Spiel im Olympiastadion wurde das Team am Trainingsgelände von rund 300 Fans empfangen, der Vereinsbus wurde gestoppt. Die Mannschaft wurde gefeiert und beglückwünscht, auf den Trainer wurden gar Gesänge angestimmt. "Die Fans haben Bengalische Feuer gezündet und mit uns ausgelassen gefeiert. Das ist eben die griechische Mentalität. Der Abend war intensiv, ich war froh, als ich daheim war."

Überwundener Schock

Daheim im Bezirk Alimos, wo die Familie Canadi vor einigen Wochen im Schlaf ausgeraubt worden ist. "Zum Glück sind wir nicht aufgewacht, ich weiß nicht, was dann passiert wäre." Mitgenommen wurden Wertgegenstände, auch Canadis Laptop, weshalb er kurz zurück nach Altach fliegen musste, um sich die Backup-Dateien zu beschaffen. "Natürlich ist das nicht ganz spurlos an uns vorüber gegangen." Kurz danach zog die Familie in eine neue Bleibe in der Nähe um.

Mittlerweile hat sich der Wiener in Athen bestens eingelebt. "Athen ist eine schöne Stadt, es gibt viele traumhafte Ecken." Dort, in den schönen Beachklubs am Meer, ist von einer Wirtschaftskrise freilich nichts zu merken.

Lebenswert

Canadi genießt das mediterrane Leben samt immer noch sommerlichem Wetter, beinahe im Wochentakt besuchen ihn Freunde aus Österreich. Nur das "Nalu Cafe" in der Marina meidet er. "Dort gehen sämtliche Spieler aller Athener Klubs hin, ebenso die Spielermanager. Es wäre nicht gut, wenn ich dort als Trainer aufkreuzen würde." Da macht er lieber einen großen Bogen, allein auch wegen der vielen Journalisten, die im Cafe auf gute Geschichten lauern.

Stets an Canadis Seite ist Eric Orie, einst Trainer bei FC Lustenau. Der 49-jährige niederländische Ex-Kicker (Austria, St. Pölten, Mödling) ist mehr als nur ein Co-Trainer, der stets ein Lachen im Gesicht hat. Mit seiner positiven Ausstrahlung und seiner ausgleichenden Art hat er einen besonders guten Draht zu den Spielern gewonnen. Gemeinsam waren Canadi und Orie im September im Olympiastadion, als ihr Ex-Klub Austria in der Europa League gegen AEK Athen ein Remis holte.

Dichtes Programm

Mit Atromitos haben sie beide Athener Großklubs, Olympiakos und AEK auswärts geschlagen. Darauf ist Canadi ein wenig stolz: "Olympiakos hat im Jahr 2017 bisher zwei Heimniederlagen kassiert. Eine gegen uns." Und dennoch witzeln die zwei Österreicher: "Wenn wir zwei Spiele verlieren, dann sind wir wieder angezählt." Weil im griechischen Fußball die Dynamik eine besondere ist. Zeit zum Durchschnaufen bleibt keine. Am Donnerstag gastiert man im Cup bei AO Trikala, am Sonntag begibt man sich auf die beschwerliche Reise nach Xanthi. Um erstmals die Tabellenführung zu verteidigen.

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