Damir Canadi: "So würde ich nie denken"

Damir Canadi trainiert nun einen deutschen Traditionsklub.
Der Wiener Trainer trifft mit seinem neuen Klub Nürnberg auf den Ex-Verein Rapid.

Damir Canadi macht den Eindruck, als hätte er die Frage beinahe schon erwartet. Die Frage nach dem Verein, der mit Ra anfängt und mit pid aufhört. Sie wird ihm ja auch ständig gestellt, zumindest dann, wenn er mit heimischen Journalisten Interviews führt.

Die Reporter, mit denen er jetzt als Coach des 1.FC Nürnberg zu tun hat, sind in erster Linie daran interessiert, was Damir Canadi in Zukunft mit dem Traditionsverein aus Bayern vor hat. Nur in Österreich sollte er immer noch in der Öffentlichkeit Sachen aus der Vergangenheit aufwärmen, die längst verjährt sind. Und in den Augen von Canadi deshalb auch belanglos.

Ein halbes Jahr war Damir Canadi Chefcoach von Rapid Wien, im April 2017 war er nach 17 Partien den Job bereits wieder los. Dass sich seine Nachfolger in Hütteldorf ähnlich schwer tun, empfindet der 47-Jährige aber keineswegs als Trost, geschweige als Genugtuung. „So würde ich nie denken.“

Und damit ist aus seiner Sicht auch schon alles über seinen ehemaligen Verein gesagt, auf den er an diesem Sonntag im Allianz Stadion mit dem 1.FC Nürnberg trifft (18.45 Uhr, live ORF Sport+). Nur so viel: „Wenn jemand etwas über Rapid wissen möchte, dann ist Didi Kühbauer sicher der bessere Ansprechpartner“, ergänzt Canadi, „ich bin schon mehr als zwei Jahre nicht mehr dort. Aber es ist schon erstaunlich, dass mich kaum einmal jemand nach der erfolgreichen Zeit in Altach fragt.“

Neue Herausforderung

Aber Canadi hat ohnehin keine Zeit, sich großartig mit der Vergangenheit zu beschäftigen. „Mein ganzer Fokus liegt auf dem 1.FC Nürnberg.“ Seit Sommer ist der 47-Jährige beim Bundesliga-Absteiger im Amt, im Trainingslager in Maria Alm stimmte er seine neue Mannschaft auf die Mission Wiederaufstieg ein, den der neunfache Meister in den kommenden beiden Saisonen anpeilt.

Das wird kein einfaches Unterfangen. Im Hamburger SV, Stuttgart und Hannover gibt es in Liga zwei prominente Konkurrenz, die finanziell über mehr Potenzial verfügen. Dazu kommt die enorme Leistungsdichte in der zweithöchsten deutschen Spielklasse, der Canadi in Sachen Professionalität, Infrastruktur und Zuschauerandrang ohnehin erstklassiges Niveau attestiert. „Für mich zählt diese Liga zu den acht besten Ligen in Europa.“

Alte Bekannte

Canadi vertraut bei seiner zweiten Auslandsstation auf bewährte Kräfte und langjährige Weggefährten. Eric Orie hatte ihn als Assistent bereits nach Griechenland begleitet, wo Canadi mit dem Außenseiter Atromitos Athen die Topvereine ärgerte und den Hauptstadtklub auf Rang vier führte.

Dazu hat der Wiener in Nürnberg auch noch einige Spieler um sich, mit denen er früher schon gute Erfahrungen gemacht hat. Torhüter Andreas Lukse und Offensivmann Nikola Dovedan hatte Canadi bereits in Altach trainiert, auch den Vorarlberger Lukas Jäger kennt er aus seiner erfolgreichen Zeit im Ländle. Das Österreicher-Paket beim Klub wird durch Verteidiger Georg Margreitter und Konditionscoach Florian Klausner komplettiert. „Ich wollte immer in die Bundesliga, es ist eine riesige Herausforderung, bei so einem Traditionsklub arbeiten zu dürfen“, sagt Damir Canadi.

Ganz wird Damir Canadi Rapid dann aber wohl auch in Nürnberg nicht hinter sich lassen können. Im Stadion der Clubberer, wie der Verein genannt wird, sind immer wieder grün-weiße Transparente zu sichten. Die Ultras von Nürnberg pflegen nämlich eine Freundschaft mit den Ultras Rapid.

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