Leicester „versank“ Anfang der Woche in zehn Zentimentern Neuschnee. Christian Fuchs musste schmunzeln über die Schlingerkurse der Engländer, als er mit dem Auto zum neuen Trainingszentrum im Norden der Stadt fuhr. Der Fußballprofi wuchs nahe des Wechsels im niederösterreichischen Pitten auf und weiß, wie man in der Spur bliebt. Bei Schnee auf der Straße, ebenso wie im Berufsfußballerleben.
Für Außenstehende ähnelt der Ausklang der Karriere von Fuchs – er wird im April 35 Jahre alt – bei Leicester einer Hochschaubahn. Anfang der Saison Edelreservist, von 22. Oktober an für 13 Partien Stammspieler, seit 16. Dezember ohne eine Minute Spielzeit. „Wir hatten viele Verletzte, die sind wieder zurückgekommen“, sagt Fuchs. „Das ist meine Rolle, das ist mit dem Trainer so ausgemacht“, erklärt er ohne Bitterkeit. Vor einem Jahr hat ihn Brendan Rodgers gebeten, noch ein Jahr zu bleiben, als loyaler Back-up, der in einer Dreierkette spielen kann oder auf seiner angestammten Position als Linksverteidiger.
„Das Wichtigste ist, dass wir Erfolg haben“, sagt Fuchs. Von den 13 Spielen, in denen Rodgers auf ihn gesetzt hat, wurden acht gewonnen. Mit ihm auf der Bank oder Tribüne wurden von sieben Spielen vier gewonnen, am Mittwoch stand er beim 1:1 bei Everton nicht im Kader. Fuchs akzeptiert dies ohne Misstöne. „Im Fußball kann es schnell wieder in eine andere Richtung gehen. Ich gebe weiter hundert Prozent im Training.“
Hotel statt Kabine
Und das ist seit Weihnachten auf einem ganz anderen Level, denn da wurde das neue Trainingszentrum des Klubs eröffnet, das rund 100 Millionen Pfund gekostet hat. „Man fühlt sich wie im Urlaub, jeder von uns hat ein eigenes Zimmer.“ Ein Stockwerk des Trainingszentrums ist ein Hotel und wird im Lockdown für den Klub genutzt. Aufgrund der Abstandsregeln wurde nicht der Platz in der Kabine ausgeweitet, die Spieler duschen in den Hotelzimmern und ziehen sich dort auch um. Zudem gibt es neben den modernsten Trainings- und Regenerationsmöglichkeiten auch einen eigenen Operationssaal im Gebäude. Fuchs: „Der musste zum Glück aber noch nicht benutzt werden. Und so soll es auch bleiben.“
An den Österreicher ist noch niemand herangetreten, ob er noch ein Jahr anhängen wolle und seine Karriere noch ein Jahr in Leicester ausklingen kann. Sicher ist, dass sich Fuchs, seine US-amerikanische Frau und die drei Kinder erst nach Ende der Meisterschaft in New York wiedertreffen werden. Die Einreise in die USA wäre kein Problem, bei der Rückkehr nach England müsste er zwei Wochen in Quarantäne.
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