Ex-Teamkicker: Ein Gefängnis für Christian Fuchs
Mit den Millionen an Pfund, die ihnen bezahlt werden, kann sich jeder durchschnittliche Premier-League-Fußballer kaufen, was immer er will. Schnelle Autos, riesige Häuser, luxuriöse Urlaubsreisen.
Oder ein Gefängnis.
Christian Fuchs hat sich für den Häfn entschieden. Der 33-jährige Niederösterreich ist aber auch kein durchschnittlicher Fußballer, er ist der umtriebigste und geschäftstüchtigste aktive Fußballer Österreichs.
Fuchs hat seit 2015 seinen beruflichen Mittelpunkt im englischen Leicester, sein familiärer aber liegt in den USA. Wann immer es die Zeit erlaubt, ist er in New York bei Ehefrau Raluca Gold-Fuchs und den Kindern Ethan, Anthony und Katherine.
Fuchs und seine Frau haben am 1. Juni den Hudson Sports Complex, 122 State School Rd., in Warwick eröffnet. Etwas mehr als eine Stunde Autofahrt nördlich von New York City. Das Areal umfasst 14,5 Hektar. Alles hinter einem Zaun, beim Eingang zum Sportkomplex steht ein Wachturm. Die Mid-Orange Correctional Facility, eine Männer-Strafanstalt mittlerer Sicherheitsstufe, war 2011 nach 34 Jahren geschlossen worden.
- Privat
Fuchs wurde am 7. April 1986 in Neunkirchen geboren und wuchs in Pitten auf. Er ist mit Raluca Gold-Fuchs verheiratet und hat drei Kinder: Ethan, Anthony und Katherine.
- Fußball
Der Linksfuß spielte mit 16 bei Wr. Neustadt in der Landesliga. Ab 2003 in Mattersburg, ab 2008 in Bochum, ab 2010 in Mainz, ab 2011 bei Schalke, ab 2015 in Leicester. Er bestritt 78 Länderspiele für Österreich und trat 2016 zurück.
- Unternehmer
Fuchs betreibt Fußballcamps, hat eine Modelinie, eSport-Teams und einen Sportkomplex.
Millionen-Investment
„Ein Multi-Millionen-Projekt“, nennt Rob Tanner das Fuchs-Sportprojekt in seiner Reportage in The Athletic mit dem Titel „Besuch im New Yorker Gefängnis, das das Feld der Träume für Fuchs ist“. Und Christian Fuchs widerspricht der Einschätzung des langjährigen Sportjournalisten des Leicester Mercury nicht. Fuchs und seine Frau haben den Deal ohne Investoren finanziert, sie haben bei einer Auktion rund 3,8 Millionen Euro bezahlt. Raluca ist die Präsidentin, Christian der Vizepräsident.
An der neuen Geschäftsadresse ist nun auch die NoFuchsGivenLtd. angesiedelt, die Bekleidungslinie, die Fuchs vor rund vier Jahren ins Leben gerufen hat. Zudem macht Fuchs seit Jahren Nachwuchs-Fußballcamps in Österreich, England und den USA mit seiner Fox Soccer Academy. Sohn Ethan hat ihn auf eSports aufmerksam gemacht. Und der Papa hat ein eigenes Team gegründet, das NFG eSports mit Spielern wie „NFG Remdog“, NFG Woolfy“ oder „NFG Lisa“.
Rob Tanner charakterisiert den 33-Jährigen als „internationaler Fußballer, Leadertyp, Marketing-Businessman, liebender Vater und Ehemann, Student, Social-Media-Star“. Der Fußballer selbst definiert sein privates Businessmodell so: „Wenn einen etwas interessiert, dann muss man die Courage haben, um eine Möglichkeit zu finden, das auch umzusetzen.“ So war es jetzt in New York: „Wir haben schon länger einen Platz für so ein Projekt gesucht. Letzten Herbst hat uns dann ein Freund durch Zufall das ehemalige Gefängnis gezeigt. Und wir haben das Ding dann durchgezogen.“ Ein bisserl finanzielles Zittern wird es wohl noch eine Zeit lang geben, aber das Gruseln soll nur den Gästen kommen, denn die konnten die Halloween Prison Tour buchen.
Bei der Eröffnung im Juni gab es ein Benefizspiel für "Beautiful People", eine Organisation, die es behinderten Kindern ermöglicht, Sport zu betreiben. Es wurden Trikots versteigert, die die Stars der Premier League mit Fuchs getauscht haben – von Eden Hazard, Salah, Özil und Kevin de Bruyne.
Nostalgie
Alte Weggefährten spielen mit – Wes Morgan, Robert Huth und Danny Simpson. Sie hatten mit Fuchs im Meisterjahr 2016 die Abwehr von Leicester gebildet. Jermaine Jones, ein Kumpel aus Schalke-Zeiten, musste absagen, weil er mit 38 Jahren ins US-Hallenfußballteam berufen worden ist. Dabei hätte er bei Fuchs in der Indoor-Halle trainieren können.
Fuchs hat als Untermieter auch Baseballer und Lacrosse-Spieler. Zudem hat er eine eigene Fußballmannschaft, das FSA PRO Team spielt seit 7. September Meisterschaft in der Liga UPSL. „Auf Sicht wollen wir einen Verein haben mit Mannschaften von der U 8 bis zu den Erwachsenen.“
Fuchs hat das große Feld im Hudson Sports Complex nach Vichai Srivaddhanaprabha benannt. Leicesters thailändischer Besitzer ist vor einem Jahr bei einem Hubschrauberabsturz nahe des Stadions gestorben. „Ich hätte nie gedacht, dass mir so etwas so nahegeht. Da hat man gesehen, wie familiär es bei Leicester zugeht. Es hat auch die Mannschaft gestärkt und, so komisch es auch klingen mag, ihr mehr Spirit gegeben denn je.“
Leicester-Time
2015 ist Fuchs in Leicester angekommen, 2016 feierte die Sensationstruppe sensationell die Meisterschaft. Drei Jahre später sind nicht mehr viele dabei, Kasper Schmeichel und Jamie Vardy sind noch Stammspieler. „Das ist im Fußball so. Und vielleicht ist in England die Fluktuation noch größer. Aber trotzdem herrscht in Leicester noch immer eine familiäre Atmosphäre. Es kommen noch ehemalige Kollegen wie Robert Huth oder Esteban Cambiasso zu Spielen von uns.“
Mit Fuchs kam 2015 ein 18-Jähriger Nachwuchsspieler in den Kader: Ben Chilwell. Der 22-Jährige hat mittlerweile schon acht Länderspiele für England absolviert und Fuchs aus dem Leicester-Team gespielt – Fuchs darf meist nur in den Cupbewerben spielen. Diesen Sommer entschied er sich trotz Reservistenrolle für noch ein Jahr in Leicester. Hauptgrund war der Trainer: „Brendon Rodgers ist gekommen und hat gesagt, dass er mit mir weiterarbeiten will. Das bedeutet viel, wenn jemand so viel Vertrauen in einen hat. Mir gefällt sein Know-how. Von ihm kann auch ich in meinem Alter noch etwas lernen.“
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