Sturms Rückkehr in die Königsklasse: "Wie ein schlechter Film"
Die Rückkehr auf die große Fußball-Bühne hat für Sturm Graz bitter geendet. Die 1:2-Niederlage in der ersten Runde der Champions League schmerzte, nach 90 Minuten in der Bretagne reifte die Erkenntnis, dass Stade Brest nicht übermächtig, aber um das eine Tor besser war. Mit Sorgen reiste Österreichs Meister am Freitag retour in die Heimat. Abwehrchef Gregory Wüthrich hat es nicht ganz so schlimm erwischt wie befürchtet, der Schweizer fällt aber zumindest ein paar Wochen aus. Der Schweizer zog sich eine Verletzung der Kapsel-Band-Struktur zu.
Christian Ilzer fühlte sich zu Beginn der langersehnten Königsklassen-Premiere „wie in einem schlechten Film“. „Die ganze Mannschaft, der ganze Verein leidet mit Gregy. Ich wünsche ihm das Beste und dass es nicht so schlimm ist wie es im ersten Moment wirkt“, sagte der Sturm-Trainer über Wüthrich, dessen Verletzung den „absolut bitteren Abend“ überschattete. Ein genauer Befund sollte am Freitag in Graz ausgestellt werden.
Ohne den Neo-Teamspieler der Schweiz war die Sturm-Defensive der wuchtigen Tempo-Gangart des französischen Vorjahresdritten nicht immer gewachsen. „Wir haben durch diesen Stress, diese Energieintensität, immer wieder Fehler gemacht“, attestierte Ilzer Qualitäten, durch die in der heimischen Bundesliga normalerweise sein Team punktet. Vor dem 0:1 geriet eine Kopfball-Klärung von Jon Gorenc Stankovic unzureichend, vor dem 1:2 verloren der später ausgeschlossene Dimitri Lavalee und Emanuel Aiwu entscheidende Kopfballduelle.
Letztlich gehörte auch die unglückliche Verletzung von Wüthrich in diese Kategorie. Der kaum zu bändigende Mittelstürmer Ludovic Ajorque, von Ilzer ehrfürchtig Vierkant genannt, gab Wüthrich im Luftduell einen Rempler mit, der ausreichte, um unkontrolliert auf dem Rasen aufzukommen. „Jetzt müssen wir die Daumen drücken, dass beim Gregy alles passt“, sagte Jusuf Gazibegovic nach der „schlimmsten Nachricht des Tages“.
Der Verteidiger, der das 1:1 mit einem wunderbaren Schnittstellenpass auf William Böving vorbereitete, verließ das kompakte Brest-Ausweichstadion von Guingamp mit dem „Gefühl, dass da viel mehr drin war, weil die auch hinten nicht richtig gut gestanden sind“. Sein Team indes habe aussichtsreiche Situationen nicht zu Ende gespielt. „Ich glaube schon, dass wir öfters Umschaltsituationen und viel Raum auf den Seiten haben, den wir vielleicht nicht gut genützt haben“, sagte Gazibegovic.
Auch die vierte CL-Teilnahme, die erste nach über 23 Jahren, endete für den SK Sturm mit einer Auftaktniederlage. Kapitän Stankovic erklärte gewohnt trocken: „Es ist richtig geil in der Champions League zu spielen, aber über diese 1:2-Niederlage bin ich richtig enttäuscht.“ Gazibegovic meinte: „Es war unser erstes Champions-League-Spiel, für das war es ordentlich, daraus lernen wir, aber es nagt schon an einem.“
Positiv notieren konnte Ilzer neben einem gefälligen Debüt von Brighton-Leihgabe Malick Yalcouyé, dass sein Team auch Lösungen und Räume fand, um potenziell in gefährliche Zonen vorzustoßen. „Um häufiger noch Gefahr zu entwickeln hat uns der letzte Pass, die letzte entscheidende Aktion gefehlt.“ Sein Fazit nach dem ersten von acht Spielen gegen Konkurrenten, die Sturm ganz einfach „in gewissen Bereichen überlegen sind“: „Es gilt für uns Lösungen zu finden, wie wir dann doch dem ein oder anderen einmal ein Bein stellen können.“ Der nächste Anlass dazu bietet sich am 2. Oktober in Klagenfurt gegen den belgischen Champion Brügge.
med/ths
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