Warum auch Teamchef Rangnick ein Verlierer von Salzburgs 0:3 in Prag ist
Viel schlechter hätte Salzburg nicht in die Champions League starten können. Beim 0:3 auswärts gegen Sparta Prag lief so ziemlich alles schief, was schieflaufen konnte. Bitter, weil man sich gegen den tschechischen Rekordmeister mehr ausgerechnet hat. Es wird in der Ligaphase für die Salzburger nicht leichter zu punkten, sie stehen schon früh unter Druck. Zu den Verlierern aus Prag zählt aber auch ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick, war bei Salzburg doch kein einziger Österreicher im Einsatz. Was alles schief ging:
Zu viel Risiko
Trainer Pep Lijnders überraschte mit seiner Aufstellung. Mit Hendry Blank (20), John Mellberg (18), Moussa Yeo (20) und Bobby Clark (19) stellte er vier Akteure ohne Erfahrung in der Königsklasse in die Startelf. Zudem bestritt neben Clark auch Stefan Bajcetic (19), der zweite Neue aus Liverpool, sein Debüt für Salzburg. Lijnders riskierte – und wurde dafür bestraft.
Der 41-jährige Niederländer stellte sich nach der Partie hinter seine Mannschaft: „Wir können nicht erwarten, dass all diese Jungs, die zum ersten Mal spielen, das beste Spiel ihres Lebens machen.“ Seine Aufstellung verteidigte er: „Irgendwann ist immer das erste Mal.“ Die Verantwortung übernahm er zwar, dennoch war es am Ende zu viel Risiko. Hinten wackelig, im Spielaufbau fehlerhaft, in den Zweikämpfen zu unentschlossen und nach vorne erschreckend ideenlos und ungefährlich.
Der Spielverlauf
19 Jahre hatte Sparta Prag auf die Rückkehr in die Champions League gewartet. Dementsprechend hungrig legten die Tschechen los. Mit einem Blitztor in der zweiten Minute legten sie den Grundstein für ihren verdienten Sieg. Der Anfang vom Ende für Salzburg. „Ein unnötiges Tor“, ärgerte sich Lijnders. Der Treffer spielte den Pragern voll in die Karten, sie konnten danach aus einem massiven Abwehrblock heraus agieren. Salzburg musste das Spiel machen, schaffte das aber nicht. „Wir hatten einfach nicht die Mittel und die Waffen, um etwas zu bewegen“, gab der Trainer zu.
Die Abwehr
Was viele befürchtet haben, hat sich gleich im ersten Spiel bestätigt: Salzburgs Abwehr ist (noch) nicht europareif. „Es lief nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben. Wir hatten viele Abstimmungsfehler“, erklärte Blank. Zusammen mit Innenverteidiger-Kollege Kamil Piatkowksi strahlte der Deutsche wenig Souveränität im Abwehrzentrum aus.
„Das ist ein schwieriger Moment, nicht nur für mich, sondern für das ganze Team“, meinte Piatkowski. Groß war der Ärger auch bei Kapitän und Tormann Janis Blaswich. „Es ist extrem bitter, was wir auf den Platz gelegt haben. Wir haben uns mehr vorgenommen. Es tut sehr weh. Uns ist einfach zu wenig gelungen.“
Die Unerfahrenheit
Das Durchschnittsalter der Salzburger betrug 22 Jahre – und das nur, weil der 33-jährige Keeper Blaswich den Schnitt nach oben drückte. Dass Jugend nicht unbedingt schlecht sein muss, hat Salzburg vor einem Jahr bewiesen, als man mit einem 2:0 bei Benfica Lissabon in die Königsklasse gestartet war. Mit einem Altersschnitt von 21,5 Jahren. Seit damals hat sich jedoch viel geändert. Nicht nur der Trainer ist neu – außer Dedic und Gloukh war kein Startelfspieler aus Prag in Lissabon dabei.
Die Lehren
Coach Lijnders bleibt nur, seine Spieler wieder aufzurichten: „Das war erst das erste Spiel, wir sind hier um zu lernen.“ Und: „Aus solchen Spielen kann man am meisten lernen. Wir wissen genau, wo wir uns verbessern müssen.“ Dass man sich im nächsten Spiel zu Hause gegen Brest (1. Oktober) anders präsentieren muss, ist genauso klar, wie die Tatsache, dass man fast punkten muss. Denn die Gegner werden nicht leichter. Nach Dinamo Zagreb und Feyenoord geht es noch gegen Leverkusen, PSG, Real und Atletico Madrid.
Kommentare