Schweinsteiger nach United-Aus abgewatscht
Genug Zeit zu überlegen wäre gewesen - doch Bastian Schweinsteiger wollte nicht reden. Zwei Minuten vor Mitternacht zog der zuvor ausgetanzte Kapitän der deutschen Nationalmannschaft wortlos seinen Rollkoffer durch den Keller des Wolfsburger Stadions. Was Schweinsteiger nach dem 2:3 beim VfL und dem ernüchternden Champions-League-Aus (zu den Tabellen) von Manchester United dachte? Was er von der erneuten Kritik seines Trainers Louis van Gaal hält? Das blieb unbeantwortet, als Schweinsteiger nach mehr als einer Stunde im Raum für die Dopingkontrolle schweigend das Stadion verließ.
Anschließend strafte van Gaal seinen einstigen Lieblingsspieler aus Münchener Tagen mit einem schlichten Satz ab. „Ich wechsele einen Spieler nicht einfach nur so aus“, sagte der United-Trainer, der Schweinsteiger schon in der 69. Minute vom Platz geholt hatte.
Von der Bank aus musste der deutsche Nationalspieler kopfschüttelnd mit ansehen, wie einer der größten Klubs des Weltfußballs beim Emporkömmling aus Wolfsburg verlor und in die zweitklassige Europa League abrutschte. Das hatte sich Schweinsteiger bei seinem Wechsel zum populärsten Premier-League-Klub anders vorgestellt.
"Peinlich, amateurhaft, fürchterlich"
Auch der Guardian spottete: „Der Fußballer, der so lange wie ein Mercedes surrte, hustete und prustete, als die VW-Logos an ihm vorbeirasten. Er ließ zu viele Gelegenheiten zu, bis er endlich ausgewechselt wurde.“ Twitter-User "ziozetti" meinte: "Die Fans von Bayern München haben eine Schweinsteiger-Statue errichtet und sie ins Mittelfeld von Manchester United gestellt."
"Nicht der Schweinsteiger aus meiner Zeit in München"
Der ehemalige Münchener Coach hat sich offenbar auf Schweinsteiger eingeschossen. Bereits vor einigen Tagen monierte er, dass der DFB-Kapitän nicht auf hohem Niveau spiele. Das stimmt zwar und gilt vor allem auch für das Wolfsburg-Spiel. Dennoch beachtlich, dass der Coach einen Spieler, den er persönlich geholt hat, öffentlich derart maßregelt. Auch ManUnited-Legende Paul Scholes hatte Schweinsteigers Leistungen zuletzt kritisiert.
Miserable Zweikampfquote
Dass der Deutsche in Wolfsburg schwach spielte, stand außer Frage. Er hatte mit 94 Prozent zwar die beste Passquote seiner Mannschaft, doch spielte der 31-Jährige vornehmlich Quer-, Rück- und andere Sicherheitspässe. Erschreckend war zudem die Zweikampfquote von nur 20 Prozent - die schlechteste des gesamten Teams.
Am schlimmsten dürfte es sich für den früheren Bayern-Star aber angefühlt haben, wie ihn sein WG-Mitbewohner von der WM in Brasilien austanzte. Bei Julian Draxlers weltmeisterlicher Vorbereitung des zweiten VfL-Tores offenbarte sich der Unterschied am deutlichsten - auf der einen Seite der dynamische Draxler, auf der anderen der statisch agierende Schweinsteiger.
Hinterher war es der 22 Jahre alte Wolfsburger und nicht etwa Manchesters Trainer, der den übertölpelten Routinier nach Mitternacht in Schutz nahm. „Der steckt das gut weg“, sagte Draxler: „Da mache ich mir überhaupt keine Gedanken um ihn.“
Kommentare