Sündenbock gesucht: Wer ist schuld an Salzburgs Krise?
Salzburg kommt einfach nicht raus aus der Krise. Kaum gibt es einen (kleinen) Lichtblick wie zuletzt gegen Altach, folgt der nächste Rückschlag. Vor allem auf Champions-League-Ebene können die Salzburger in dieser Saison nicht mithalten. Nach dem bitteren 0:2 gegen Zagreb stehen sie nach drei Spielen bei null Punkten und 0:9 Toren. Nach außen gibt es Durchhalteparolen. Doch innerlich brodelt es.
Dass die Red-Bull-Bosse bei der Talfahrt nicht lange tatenlos zuschauen, davon kann man ausgehen. Speziell die glanz-, punkt- und torlosen Auftritte in der Champions League kamen in der Chefetage nicht gut an. Spätestens nach dem 0:2 gegen Zagreb liegt nahe: Ein Sündenbock muss her. Da kommen Trainer und Sportdirektor ins Spiel. Muss einer der beiden den Hut nehmen? Müssen beide gehen? Oder dürfen beide weitermachen?
Brisanter Zweikampf
Oft ist der Trainer das schwächste Glied in der Kette und muss als erstes gehen. In Salzburg dürften die Uhren diesbezüglich jedoch anders ticken. Pep Lijnders scheint nach wie vor fest im Sattel zu sitzen. Nach der Bekanntgabe, dass sein Vertrauter Jürgen Klopp ab Jänner auch in den Bullenstall wechselt, sogar noch ein bisschen fester. Den fliegenden Holländer dürfte er vorerst nicht verkörpern, sagte nach der Niederlage gegen Zagreb: „Jeder denkt, dass das das Ende ist, aber es ist der Anfang. Let“s go!“ Was muss eigentlich passieren, damit Lijnders seine positive Einstellung und sein Lachen verliert?
Bekommt also Sportdirektor Bernhard Seonbuchner die Rolle als Sündenbock. Der 41-jährige Bayer steht zumindest in der – in diesem Fall ungeliebten – Pole Position. Seonbuchner hat vor gut einem Jahr von Christoph Freund übernommen. Die Fußstapfen des jetzigen Bayern-Sportdirektors scheinen zu groß für ihn zu sein. Ihm werden Fehler in der Kaderplanung vorgeworfen.
Zudem soll Red-Bull-Chef Oliver Mintzlaff lieber einen bekannten Namen auf dem Posten sehen. Mit Jörg Schmadtke kursiert auch schon ein solcher als möglicher Nachfolger. Der Deutsche wäre eine logische Lösung, war er doch mit Klopp und Lijnders in Liverpool.
Unabhängig davon, wer Sportdirektor ist, bleibt oder wird, hat der Trainer einige Baustellen zu bearbeiten. Oder ist es gar eine Salzburger Großbaustelle?
Die Baustellen
Im Tor hat sich Lijnders gerade erst dazu durchgerungen, Publikumsliebling Alexander Schlager wieder zur Nummer eins zu machen. Nach dessen Roter Karte muss er erneut umdenken, zumindest in der Königsklasse.
Die Abwehr ist und bleibt die größte Schwachstelle. Es fehlt ein echter Abwehrchef.
Im Mittelfeld fehlen Selbstverständnis und Sicherheit. „Wir sind zu passiv“, so Lijnders. Vom 4-3-3-System will er nicht abweichen.
Vorne schafft man es kaum, Chancen zu kreieren, die wenigen, die man hat, verwertet man zu selten. „Wenn man sich in 92 Minuten nur eine halbe Torchance herausspielt, hat man es nicht verdient“, analysierte ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick.
Dazu kommt die mentale Komponente. „Wir müssen schauen, dass wir aus dieser Negativspirale rauskommen“, fordert Kapitän Amar Dedic. Lijnders versucht wie gewohnt positiv zu bleiben: „Das gute ist, dass wir in drei Tagen wieder spielen und zeigen können, wie gut wir wirklich sind.“
Kommentare