Champions League: Real Madrid und Milan im Halbfinale

Lange war die Liste an Neuzugängen beim FC Chelsea (wo Julian Nagelsmann Trainer werden soll) im Winter. Mehr als zehn Spieler haben die Londoner geholt. Auf einen, der die Tore schießen soll, hat man vergessen. Den hätte man am Dienstag dringend benötigt. Ständig hatte man sich gegen vor dem Tor der Gäste von Real Madrid eingefunden, um die 0:2-Niederlage aus dem Viertelfinal-Hinspiel wettzumachen. Ein Ball nach dem anderen flog da von links und von rechts in die Mitte. Allein Abnehmer war keiner zu finden für die durchaus brauchbaren Bälle.

N’Golo Kanté, wahrlich kein Torjäger, scheiterte kläglich. Eine ebenso gute Chance fand Marc Cucurella Augenblicke vor dem Pausenpfiff vor. David Alaba und Kollegen waren geschlagen, doch der Spanier scheiterte an Welttorhüter Thibaut Courtois, der sich dem Ball zum wiederholten Male erfolgreich entgegengeworfen hatte. Torlos ging es in die Pause.

Auch in Neapel war die Heimmannschaft zunächst am Drücker, um das 0:1 aus dem Hinspiel gegen AC Milan wettzumachen. Aus der optischen Überlegenheit kam wie bei Chelsea in London aber zu wenig Zählbares heraus. Und so fanden die Mailänder Chancen vor. Sturmtank Olivier Giroud scheiterte aber zwei Mal an Napoli-Keeper Alex Meret, einmal per Elfmeter. Und dann stellte der Franzose doch die Weichen in Richtung Aufstieg. Nach einem Traumsolo von Rafael Leão staubte Giroud ab – 0:1 (43.). Und weil es nach einem Tackling Leãos gegen Lozano keinen Elfer für Napoli gab, blieb es zunächst auch dabei.

In London änderte sich nach Seitenwechsel zunächst wenig. Real verteidigte zunächst in einer Tour, überstand allerdings die Drangperiode und präsentierte sich wie schon im Vorjahr selbst eiskalt. Rodrygo stürmte über rechts in den Strafraum, legte quer auf den mitgelaufenen Vinicius Junior und bekam von seinem brasilianischen Landsmann den Ball noch einmal zurück – 0:1 (58.).

Auch in Neapel gab sich die Heimmannschaft nicht auf. Der Georgier Chwitscha Kwarazchelia, wegen seiner Dribbelkünste „Kwaradona“ gerufen, setzte sich zweimal sehenswert durch und schoss ebenso oft übers Tor (46., 58.). Ob man noch viele Möglichkeiten erhalten sollte gegen die berüchtigte Abwehr der Gäste?

An der Stamford Bridge gingen den Gastgebern gegen den Titelverteidiger aus Madrid alsbald die Ideen aus. Und die Spanier demonstrierten wieder einmal königliche Klasse. Rodrygo schnürte nach einer herrlichen Aktion über Vinicius und Federico Valverde seinen Doppelpack (80.). Vor den Augen des ehemaligen spanischen Königs Juan Carlos I. war der Halbfinaleinzug damit fix.

Am Fuße des Vesuv drückte Napoli weiter auf den Ausgleich. Milan hatte sich zurückgezogen. Nach einem Handspiel von Fikayo Tomori gab es Elfmeter. Kwarazchelia trat an und scheiterte an Goalie Mike Maignan (82.). Ein gebrauchter Abend für die Neapolitaner, die sich aber bald auf den Titelgewinn in der Serie A freuen können. Denn das 1:1 durch Victor Osimhen kam zu spät (93.).