Wie Rapid gegen Donezk die Überraschung schaffen will

Rapid zählt gegen den starken Gegner aus der Ukraine auf seine Fans.
Noch nie hat es ein mit Rapid vergleichbarer Klub in die Eliteliga über den "Vizemeister-Weg" geschafft.

Drei Prozent. So groß, oder besser so klein, ist die Chance von Rapid auf den Einzug in die Champions League. Hochgerechnet hat das ein Statistiker mit Liebe zum Fußball zu Saisonbeginn anhand der früheren Ergebnisse und den damals aktuellen Quoten der Buchmacher.

Durch den Sprung über die erste Hürde Ajax Amsterdam sind die Chancen der Rapidler zwar sprunghaft angestiegen, Donezk bleibt aber der klare Favorit. Und selbst wenn im Hinspiel (20.45 Uhr, ORFeins, Sky live) mit der Fan-Unterstützung im vollen Happel-Stadion noch mitgehalten wird, sollte der unbestrittene Qualitätsunterschied spätestens am Dienstag in Lwiw spürbar werden.

Das Warum hat Kiew-Legionär Aleksandar Dragovic mit seiner Analyse der vielen Stärken und wenigen Schwächen von Schachtar im KURIER ausführlich erklärt.

Während Österreichs Top-Verteidiger den Hütteldorfern zumindest theoretische Chancen einräumt, ist die Statistik gnadenlos: Noch nie hat es ein mit Rapid vergleichbarer Klub in die Eliteliga über den "Vizemeister-Weg" geschafft. Kein einziger Verein aus einem Land abseits der Top-10-Nationen konnte bisher zwei gesetzte Gegner hintereinander aus dem Weg räumen.

Warum sollte also ausgerechnet Rapid diese Premiere schaffen? "Keine Ahnung", lautet die ehrliche Antwort von Trainer Zoran Barisic. "Schwächen von Donezk sind nur mit der Lupe zu finden."

Bausteine

Aufgegeben haben sich die Rapidler deswegen aber noch nicht. Die Rolle des Chancenlosen wird durchaus bewusst angenommen. Schon gegen Ajax sind die Grünweißen als Underdog gut unterwegs gewesen. Vielleicht unterschätzt der ukrainische Stammgast in der Millionenliga trotz aller Beteuerungen des Gegenteils die Wiener ja doch.

Für eine Sensation müssten freilich gleich mehrere Bausteine heute perfekt zusammen passen.

Physische Stärke

"Jeder wird sich für den Verein und das Team zerreißen", garantiert Barisic, der auf die außergewöhnliche Moral seiner Mannschaft setzt. "Wir werden bis zum Schluss als Einheit auftreten und können jeden Rückstand drehen", kündigt Thanos Petsos an. Dragovic vermutet, dass Schachtars brasilianische Könner nach harter Gegenwehr die Spiellust verlieren könnten.

Mentale Stärke

Barisic glaubt, dass ohne den Druck einer Alles-oder-nix-Situation noch ein paar Prozente extra abgerufen werden können: "Wir können nur gewinnen und vor einer großartigen Kulisse befreit auftreten. Wir sind ja zumindest in der Europa League dabei." Petsos sagt: "Ein Kindheitstraum geht in Erfüllung. Ich freu mich riesig, den Champions-League-Ball nicht nur im TV zu sehen, sondern auch draufhauen zu dürfen."

Taktische Reife

Eine schlechte Raumaufteilung wie in Wien nach dem 0:1 gegen Ajax würden die Konter-Profis aus der Ukraine nicht mehr verzeihen. "Es wird sehr intensiv", weiß Barisic, der seine aktuelle Top-Elf (Schwab ist gesperrt, Stangl verletzt, Dibon noch angeschlagen) gestern im Detail vorbereitete. "Vor dem Spiel landen Videosequenzen von den jeweiligen Gegenspielernin der Dropbox. Vor so einer Partie studieren das alle besonders genau", verrät Petsos, der als Verbindungsmann zwischen Defensive und Offensive wieder eine Schlüsselrolle spielt.

Effiziente Offensive

Rapid hat in allen acht Spielen dieser Saison zumindest zwei Tore erzielt. Heute wird es vermutlich nur wenige Chancen geben. Umso wichtiger ist, dass Robert Beric seine außergewöhnliche Effizienz behält. Barisic hofft, dass der international heftig umworbene Slowene trotz Transfergedanken den Fokus halten kann.

Lautstarke Unterstützung

Die Fans wollen im vollen Prater ein Fest feiern. Stärker als bei anderen Mannschaften kann der "zwölfte Mann" das Geschehen auf dem Rasen beeinflussen. Barisic vermutet: "Wir werden die Unterstützung der Fans bitter nötig haben."

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