Champions League der Frauen: Lyon stößt Barcelona vom Thron

Champions League der Frauen: Lyon stößt Barcelona vom Thron
Französinnen feiern überraschenden 3:1-Sieg im Finale. Warum die Zukunft dennoch den Spanierinnen gehört.

Von 2016 bis 2020 holte Olympique Lyon fünf Mal die Champions League der Frauen. 2021 aber wurde die Dominanz von der aufstrebenden Mannschaft des FC Barcelona beendet. Und alle waren überzeugt, dass den Katalanen die Zukunft gehört. Auch im gestrigen Finale war Barcelona Favorit – doch Lyon siegte überraschend 3:1 und ist zurück auf dem Fußball-Thron. Für die groß aufspielenden Französinnen ist es der achte Titel in der Königsklasse – das ist Rekord. Die alte Rangordnung ist wieder hergestellt. Zumindest vorübergehend. Denn der Weg von Barcelona zeigt trotz der ersten Niederlage in dieser Saison steil nach oben.

Wie sehr die Spanierinnen den Frauenfußball revolutioniert haben, zeigt sich auch an den ersten Abwehrreflexen. Ex-Weltfußballerin Ada Hegerberg (sie wird am 15. Juli mit Norwegen gegen Österreich bei der EM spielen), die bis zu einer schweren Verletzung mit Lyon die europäische Szenerie dominierte, maulte angesichts des Barça-Hypes: „Es gab auch vorher schon Frauenfußball.“

Stimmt – aber nicht annähernd vor so vielen Fans. Dass im Viertelfinale gegen Real über 90.000 Zuschauer ins Camp Nou kamen, ließ sich mit dem Erzrivalen, das Streben nach dem Zuschauer-Weltrekord, günstigeren Preise und der Premiere im großen Stadion erklären. Gegen Wolfsburg kamen im Halbfinale aber sogar noch ein paar Hundert mehr.

Lernwillig

Nach dem Champions-League-Sieg 2021 hat sich keine Selbstzufriedenheit eingestellt. „Diese Gruppe von Spielerinnen lebt für das System von stetiger Verbesserung, das wir implementieren“, erklärte Sportdirektor Markel Zubizarreta, Sohn der Torwartlegende Andoni, der Zeitung El País. „Am Dienstag sind sie besser als am Montag. Sie kommen zu jedem Training mit dem Ehrgeiz, die Welt aufzuessen.“ Dieser Hunger hat auch damit zu tun, dass die meisten eben nicht aus dem vergleichsweise komfortablen Hintergrund eines schon entwickelteren Frauenfußballs stammen. Es ist eine klassische Aufsteigergeschichte, gepaart mit inzwischen voll professionalisierten Strukturen.

Das Mittelfeld mit Aitana Bonmatí (24 Jahre), Patricia Guijarro Gutierrez (23) und Alexia Putellas (28), Weltfußballerin des Vorjahrs, ist das Herzstück. Sie sind passsicher, lassen den Ball rotieren wie einst Xavi, Iniesta und Busquets. Und nicht alle passen zum Barça-Stil, deshalb verpflichtet der Klub nur selten fertige Profis wie Carolina Graham Hansen (auch sie wird im Juli für Norwegen bei der EM gegen Österreich spielen). Stil, Methode, Projekt – die Blüte des Frauenfußballs beim FC Barcelona ist ein Beweis, dass diese drei Punkte wichtig sind, um auf den Erfolgsweg zu kommen.

Am 15. Mai schlugen die Frauen von Barcelona Atlético 2:1 und feierten in der 30. Partie ihren 30. Sieg bei einer Tordifferenz von 159:11. So dominant waren nicht einmal die Männer in ihrer besten Zeit. Und die Finalniederlage gegen Lyon soll nur ein kleiner Dämpfer auf dem Weg nach oben gewesen sein.

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