Austria auch in Madrid chancenlos
Austria-Trainer Nenad Bjelica fühlte sich wie ein mitgereister Fan, auch wenn er im VIP-Klub neben den Vereinsvorständen Markus Kraetschmer und Thomas Parits Platz nehmen durfte. Jedenfalls saß er auf erhöhter Tribünen-Position im Estadio Vicente Calderón, weil er zuletzt ausgeschlossen und folglich gesperrt worden war für dieses eine Spiel, das wohl schwierigste der sechs Gruppenspiele für die Wiener. Und er musste mit ansehen, wie seine Mannschaft gegen Atlético Madrid nicht den Funken einer Chance hatte und mit 4:0 abgefertigt wurde. Das stärkste Team der Gruppe kannte keine Gnade, wollte sich mit einem Sieg unbedingt vorzeitig für das Achtelfinale der Königsklasse qualifizieren und ließ auf dem Platz vor 29.841 Zuschauern dementsprechend Taten folgen.
Sieger-Elf
Bjelica, der von seinem Assistenten Rene Poms in der Coaching-Zone vertreten wurde, vertraute jener Elf, die in Wr. Neustadt gewonnen hatte. Jun, Suttner und Hosiner saßen wieder auf der Bank. Müßig, darüber zu diskutieren, ob das Spiel mit ihnen in der Startelf einen anderen Verlauf genommen hätte. Zunächst begann es gut für die Wiener: Atlético ließ sie gastfreundlich gewähren, Mader kam mit einem Freistoß dem gegnerischen Tor sogar sehr nahe. Danach stellten die Spanier die Hierarchie wieder her und gingen in Führung. Nach einem Eckball von Koke setzte sich Miranda im Luftduell gleich gegen Ortlechner, Ramsebner und Holland zum 1:0 durch (11.). Danach durfte kurz wieder die Austria glänzen, der junge Murg hatte den ersten Treffer der Austria in der Gruppenphase auf dem Fuß. Die Wiener entpuppten sich bei hohen Bällen in der Defensive als Panik-Orchester, daraus resultierte auch das 0:2. Zunächst verlor Ortlechner einen Zweikampf, dann beobachtete Ramsebner Raúl Garcia beim entscheidenden Kopfball (25.). Torhüter Heinz Lindner verhinderte mit zwei Großtaten gegen Diego Costa gar einen höheren Rückstand. Dennoch konnte er das 0:3 durch Filipe Luis knapp vor der Pause nicht abwenden.
KURIER-Noten für die Austria-Spieler:
Klare Sache
In Folge bestimmten die Hausherren weiter das Geschehen, allerdings ohne allzu dominant zu agieren. Somit konnte die Austria zwischendurch immer wieder nach Luft schnappen. Dennoch kamen sie nicht in die Verlegenheit wirklich gefährlich zu werden.
Gefahr drohte dafür auf der anderen Seite. Nach einem Foul von Ortlechner an Rodriguez erhielt Atlético einen Elfmeter, Lindner beendete das Duell mit Diego Costa einmal mehr als Sieger. Ein Tor des Brasilianers konnte der glänzende Austria-Schlussmann aber dann doch nicht verhindern – Costa traf zum 4:0-Endstand (82.).
Am Ende wurde das einzige Champions-League-Spiel von Rene Poms als Chef an der Linie zu einem weiteren Lehrspiel. Vielleicht hatte er deswegen den legeren Trainingsanzug dem angebrachten Anzug vorgezogen. Die Austria wartet auch nach dem vierten Spiel in der Gruppe auf den ersten Volltreffer. Der Traum von Platz drei ist nach dem Remis zwischen St. Petersburg und Porto fast dahin.
Atlético Madrid - Austria Wien 4:0 (3:0) Madrid, Stadion Vicente Calderon, 29.000, SR Vad/HUN.
Tore: 1:0 (11.) Miranda 2:0 (25.) R. Garcia 3:0 (45.) Luis 4:0 (82.) D. Costa
Atlético: Courtois - Juanfran, Miranda, Godin, Luis - A. Lopez (46. O. Torres), Tiago (56. Guilavogui), Gabi, Koke (66. C. Rodriguez) - D. Costa, R. Garcia
Austria: Lindner - Koch, Ramsebner, Ortlechner, Leovac - Holland, Mader (68. Dilaver) - Royer, Simkovic (53. Hosiner), Murg (52. Suttner) - Kienast
Anmerkung: Lindner hält Foul-Elfmeter von D. Costa (75.)
Gelbe Karten: Keine bzw. Ramsebner, Ortlechner
Die besten Spieler: Juanfran, Koke, D. Costa, R. Garcia bzw. Lindner
Zenit St. Petersburg - FC Porto 1:1 (1:1) Tore: Hulk (28.) bzw. Lucho Gonzalez (23.)
Tabelle der Gruppe G: | |||||||
1. | Atletico Madrid | 4 | 4 | 0 | 0 | 12:2 | 12 |
2. | Zenit St. Petersburg | 4 | 1 | 2 | 1 | 3:4 | 5 |
3. | FC Porto | 4 | 1 | 1 | 2 | 3:4 | 4 |
4. | Austria Wien | 4 | 0 | 1 | 3 | 0:8 | 1 |
Nenad Bjelica (Trainer Austria): "Atletico ist uns ein paar Nummern zu groß gewesen. Schade, dass wir wieder ein frühes Tor kassiert haben und unsere Chance nicht genützt haben. Es ist schwer zu spielen gegen Atletico, das ist ein Klasseteam, da ist nichts zu holen. Wir müssen aus solchen Spielen lernen. Nur mit Arbeit können wir das Glück zwingen. Ich bin überzeugt, dass wir in den kommenden Spielen nicht nur ein Tor erzielen, sondern auch punkten werden."
Heinz Lindner (Austria-Torhüter): "Letztendlich zählt nur, dass wir in beiden Spielen keinen Punkt geholt haben. Wir wollten kompakt stehen und das erste Tor so lange wie möglich hinauszögern oder wenn geht gar keines bekommen. Man hat gesehen, dass Atletico mehr als eine Klasse besser war."
Roman Kienast (Austria-Stürmer): "Nicht nur wir tun uns schwer, gegen sie Tore zu machen, auch andere. Nach vorne ist heute überhaupt nichts gegangen."
Thomas Parits (Austria-Sportvorstand): "Ich bin natürlich enttäuscht. Die ersten zwei Tore waren billige Tore, wir hätten aber andere Tore bekommen können. Man muss zugeben, es war ein Klasseunterschied. Man hat gesehen, wo wir stehen. Gratulation an Lindner, er hat heute eine große Leistung geboten."
Diego Simeone (Atletico-Trainer): "Ich bin sehr glücklich. Nicht nur über den Sieg und die Qualifikation für das Achtelfinale, sondern vor allem über die Art und Weise, wie wir das geschafft haben. Wir haben vor der Pause alles klar gemacht. Danach konnten wir auch einigen anderen Spielern Einsatzzeit geben."
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