Bundesliga-Realität: "Salzburg ist eine andere Liga"
2:0 bei Rapid, 4:1 gegen Mattersburg, 5:2 gegen den WAC, 6:0 in St. Pölten: Vier Siege in den ersten vier Runden eingefahren, zwölf Punkte auf dem Konto, 17 Tore erzielt und nur drei Treffer kassiert. Der Salzburger Saisonstart unter dem neuen Trainer Jesse Marsch kann also als durchaus gelungen bezeichnet werden. Nur 2014 unter Adi Hütter kam der Serienmeister noch explosiver aus den Startlöchern, hielt nach vier siegreichen Runden bei einem Torverhältnis von 21:1.
Vergleichen kann man 2019 mit vor fünf Jahren aber nicht. War die Mannschaft, die der Vorarlberger von Vorgänger Roger Schmidt 2014 übernommen hatte, zusammengehalten und mit Spielern wie Marcel Sabitzer ergänzt worden, um die Champions-League-Qualifikation zu schaffen (was gegen Malmö FF nicht gelingen sollte), so gab es in diesem Sommer einen Totalumbruch. Mit Diadie Samassekou, der am Donnerstag zu Hoffenheim gewechselt ist, haben insgesamt sechs Stammspieler sowie Erfolgstrainer Marco Rose den Klub verlassen.
Dass es trotzdem mit der Erfolgsserie nahtlos weitergeht, liegt an der perspektivischen Arbeit bei Red Bull. Der Verein war auf die Abgänge von Leistungsträgern wie Samassekou, Munas Dabbur oder Xaver Schlager vorbereitet. Schon im Winter waren zwei ganz entscheidende Transfers getätigt worden, die jetzt alles viel leichter machen: die Verpflichtungen von Mittelfeldspieler Antoine Bernede und von Mittelstürmer Erling Haaland. Besonders der 19-Jährige hat schon jetzt seine Spuren in der Bundesliga hinterlassen.
"Er ist gefährlich, einfach immer gefährlich" sagte Salzburg-Trainer Jesse Marsch über seinen Schützling, der auch in St. Pölten zwei Tore erzielen konnte. Der hoch veranlagte Norweger, der im Frühjahr im Hintergrund aufgebaut worden ist, trifft seit Saisonbeginn kontinuierlich. Sechs Ligatore bzw. acht Scorerpunkte sind es bisher. Gegen St. Pölten verhinderte wohl der Austausch in der 62. Minute weitere Haaland-Treffer, der laut seinem Trainer quasi der perfekte Stürmer ist: "Intelligent, körperlich stark, sehr schnell".
Von "vielen guten Jungs" sei in St. Pölten laut Marsch aber Hee-chan Hwang "vielleicht der beste" gewesen. Im ersten Bundesligaspiel von Beginn an seit seiner Rückkehr vom HSV erzielte der Südkoreaner ein Tor und bereitete zwei weitere Treffer vor. Die Harmonie mit seinem norwegischen Sturm-Partner stimmt. "Wenn ich so gute Teamkollegen habe wie Hwang heute, ist es leicht für mich", sagte Haaland gegenüber Sky. "Er gibt mir Bälle und ich ihm. Das ist Teamwork." Dass der für ihn eingetauschte Sekou Koita schließlich den Endstand erzielte, war einmal mehr der Beweis für die hohe Qualität im Kader der Salzburger.
Trotzdem war nicht alles voller Glanz, was der Meister den etwas mehr als 4000 Zuschauern in der NV-Arena zeigte. "In den ersten 20 bis 30 Minuten war es ausgeglichen. Es wäre vielleicht ein ganz anderes Spiel geworden, wenn St. Pölten das erste Tor gemacht hätte. Der Gegner war sehr mutig und sehr aggressiv. Das Ergebnis erzählt nicht die ganze Geschichte des Spiels", meinte Marsch.
Der SKN hatte Salzburg quasi kopiert, ebenfalls in einem 4-2-2-2-System begonnen. Gegen ihr Spiegelbild zu spielen, behagte den Salzburgern zunächst nicht. "Ich würde ja gegen uns immer so spielen", meinte der auffällige Salzburg-Mittelfeldspieler Zlatko Junuzovic. Und auch Andreas Ulmer, der nach einem Freistoßtrick ein sehenswertes Tor erzielte, wusste: "Es war schon viel harte Arbeit, gerade in der ersten Halbzeit. Da waren wir halt einfach effektiver." Die Salzburger hatten zwei ihrer vier großen Chancen genützt, der SKN seine drei Möglichkeiten hingegen ungenützt gelassen.
Für St. Pölten, das im Frühjahr Red Bull daheim noch ein 1:1 abgeluchst hatte, ging eine lange Negativserie weiter. Saisonübergreifend sind die Niederösterreicher in der Bundesliga nun schon 13 Spiele sieglos. "Wir haben noch zu oft extrem grobe individuelle Fehler und müssen einfach konstanter werden", mahnte Coach Alexander Schmidt. Christoph Riegler wollte nach nur zwei Remis aus den ersten vier Runden nicht von einem Fehlstart sprechen. "Wir hatten schwere Gegner zum Saisonstart. Ich denke, dass die Mannschaft intakt ist. Wir werden sicher die Ruhe bewahren", sagte der SKN-Keeper, der außerdem noch anmerkte: "Salzburg ist eine andere Liga. Das muss man ehrlich so sagen."
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